Die Herstellung von Stahl, Kupfer, Zement und Glas ist eine brandheiße Angelegenheit. Die Pfannen, Öfen und Wannen, die dafür eingesetzt werden, sind nicht nur enormen mechanischen und chemischen Belastungen ausgesetzt. Die Gerätschaften müssen auch Temperaturen von mehr als 1200 Grad Celsius aushalten. Feuerfeste Auskleidungen, auf die sich etwa RHI spezialisiert hat, machen das möglich. Um den Wettbewerbern immer einen Schritt voraus zu sein, investiert das österreichische Unternehmen pro Jahr rund 20 Millionen Euro in die Entwicklung von Produkten, die optimal an die Bedürfnisse der Kunden angepasst sind.
Die Nachfrage nach Feuerfestprodukten dürfte künftig zunehmen. Denn die Industrieproduktion steigt weltweit, zudem bauen viele Schwellenländer ihre Infrastruktur aus. Vor allem Indien bietet großes Wachstumspotenzial: Ministerpräsident Narendra Modi will viele Bauprojekte realisieren, die Stahl- und Zementproduktion wird daher deutlich steigen.
Bislang beträgt der jährliche Stahlbedarf in Indien pro Kopf nur 80 Kilogramm, während in Europa, den USA und China jährlich mehr als 300 Kilogramm pro Kopf benötigt werden. Um den steigenden Bedarf an Feuerfestprodukten im Subkontinent abdecken zu können, erweitert RHI in diesem Jahr die Produktionskapazität an den Standorten Bhiwadi und Venkatapuram um 25 beziehungsweise 50 Prozent. Auch in anderen aussichtsreichen Märkten will der Konzern seine Werke ausbauen oder andere Firmen übernehmen.
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Stahl, Glas und Zement
Etwa zwei Drittel der Erlöse erwirtschaften die Wiener mit Kunden aus der Stahlbranche, die sehr zyklisch ist und von der Weltkonjunktur abhängt. Ein großes Risiko ergibt sich daraus aber nicht, weil die Feuerfestprodukte unabhängig von der Auslastung der Stahlwerke häufig getauscht werden müssen. In anderen Bereichen wie der Zement- und Glasproduktion halten die hochtemperaturbeständigen Produkte allerdings deutlich länger.
Unabhängig davon dürfte sich der Auftragseingang mittelfristig positiv entwickeln. Denn viele Hersteller von Nichteisenmetallen wie Kupfer, Aluminium und Zink haben im vergangenen Jahr aufgrund der gesunkenen Metallpreise große Reparaturen zurückgestellt. Dadurch waren die Geschäfte von RHI 2014 eher durchwachsen. Ein großer Teil der Maßnahmen muss nun aber nachgeholt werden. Dazu kommt den Österreichern auch der schwache Euro zugute.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Prognose des Managements konservativ: Demnach soll der Umsatz in diesem Jahr von 1,7 Milliarden Euro um drei Prozent zulegen. Die operative Marge will RHI von 8,2 auf rund neun Prozent steigern. Auch die langfristigen Ziele können sich sehen lassen: 2020 will der Konzern bei einem Umsatz von zwei bis 2,2 Milliarden Euro eine operative Ergebnismarge von zwölf Prozent erzielen. Durch Produkt- und Serviceinnovationen, Preiserhöhungen und eine Steigerung der Absatzmengen will RHI diese Ziele erreichen. Aufgrund der guten Wachstumsperspektiven und des attraktiven 2016er-KGVs von neun ist die Aktie keine heiße Kiste, sondern ein chancenreiches Investment.