Der Robeco-Chefvolkswirt hält weitere geldpolitische Lockerungen der Bank von Japan möglicherweise für unausweichlich, da wünschenswerte strukturelle Reformen zur Ankurbelung der Konjunktur nicht vorankämen. Aktien aus der Asien-Pazifik-Region beurteilt der Experte denn auch nur mit dem Votum "neutral". Insgesamt ist Robeco für stärker risikobehaftete Anlageklassen wie Aktien und Anleihen jedoch positiv gestimmt. "Wir sehen kein Ende der sprichwörtlichen Suche nach Rendite", schreiben die Volkswirte in ihrem aktuellen Monatsausblick.

Léon Cornelissen zeigt sich enttäuscht, dass Japan bisher erst wenige konkrete Maßnahmen angekündigt hat, um die verkrustete Wirtschaft des Landes zu reformieren. Handlungsbedarf sieht der Volkswirt vielerorts: "Steuerreformen, eine Deregulierung des Arbeitsmarktes und eine bessere Führung der Unternehmen könnten Investitionen fördern. Wünschenswert wären auch die stärkere Einbindung von Frauen in den Arbeitsmarkt und eine Lockerung der Einwanderungspolitik." Auch die Beseitigung von Handelsschranken stockt. "Der letzte Besuch von US-Präsident Barack Obama in Japan mündete nicht in einem bilateralen Handelsabkommen", kritisiert Cornelissen. "Dieses wäre jedoch notwendig gewesen, um Verhandlungen über das zwölf Nationen umfassende Transpazifische Partnerschaftsabkommen wieder aufzunehmen." Der japanische Ministerpräsident habe es aber vorgezogen, die heimische Landwirtschaft weiterhin mit hohen Zöllen zu protegieren. In Japan schwinden Wachstumseffekte

Die Abenomics-Wirtschaftspolitik hatte nach ihrer Auflage vor anderthalb Jahren zunächst das Wirtschaftswachstum angetrieben. Der schwache Yen beflügelte die Exporte. Außerdem konsumierten die Japaner mehr, weil sie sich wegen der gestiegenen Aktienkurse reicher fühlten. Dieser Effekt blieb zuletzt aus: Der Nikkei-Index verlor seit Jahresbeginn rund 8 Prozent. Die Bank von Japan reduzierte ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im laufenden Wirtschaftsjahr kürzlich von 1,4 auf 1,1 Prozent. Während die Inflation im April auf 2,9 Prozent anzog, sanken enttäuschender Weise die Reallöhne.