Börse Online: Die DAX-Konzerne haben im zweiten Quartal Rekordgewinne erzielt. Im dritten Quartal sorgen Chipmangel, Corona-Krise und China-Schwäche für Unsicherheit. Wie werden sich die Gewinne der DAX-Konzerne bis zum Jahresende entwickeln?
Robert Halver: Es gibt künstliche Engpässe, teilweise werden sich diese aber allmählich normalisieren. Ich rechne mit einer leichten Eintrübung der Ergebnisse, aber keinen dramatischen Effekten. Die Unternehmen werden sogar dankbar sein, wenn sie jetzt bei den Prognosen und Erwartungen etwas herunterbremsen können, um dann am Ende beim 2021er Jahresabschluss doch noch positiv zu überraschen.
Welche Branchen könnten von der aktuellen Situation besonders profitieren?
Besonders profitieren könnten Deep-Value-Aktien, also fundamental unterbewertete Unternehmen. Das trifft derzeit etwa auf Ölfirmen wie Shell, BP oder Exxon zu. Chancen hat aber auch der Hightech- und Social-Mediabereich von Alphabet über Amazon und Apple bis Microsoft. Diese Firmen können auch höhere Preise am Markt durchsetzen. Das gilt auch für große Chiphersteller wie Intel oder TSMC.
Und wie wird sich der DAX im weiteren Jahresverlauf entwickeln?
Ich rechne tatsächlich mit neuen Allzeithochs an der Börse und beim DAX im zweiten Halbjahr, wenn die Delta-Variante des Corona-Virus nicht doch noch stärker durchschlägt. Wenn die Konjunktur aufgrund von Sonderfaktoren nicht so rund läuft, dann gibt es außerdem für die Notenbanken wenig Anlass, schnell auf die Bremse zu treten. Fed-Chef Jerome Powell hat das gerade auf dem Notenbankertreff in Jackson Hole auch klargestellt. Und die Märkte haben verstanden: Der beißt nicht, der will nur spielen.