Von Anlageberatung wollte die ING-DiBa selbst stets ihre Finger lassen. Aber für Robo-Advice, auf gut Deutsch Beratung durch automatisch generierte Anlagevorschläge, sah sie doch "einen gewissen Bedarf bei unseren Kunden". Das kündigte Wertpapierchef Matthias Bayer beim vergangenen Broker-Roundtable von BÖRSE ONLINE an (Heft 51-52/2016). Seit Mitte September kooperiert nun Deutschlands größte Direktbank mit Fintech Scalable Capital. Die Partnerschaft ist "die erste tiefgreifende Kooperation zwischen einer deutschen Großbank und einem digitalen Vermögensverwalter", ließen die beiden Häuser verlauten.

Robo-Advice ist damit im deutschen Massenmarkt angekommen - und weitere Angebote etablierter Banken sollen in Kürze folgen. Der Trend geht dabei weg von reinen Robo-Tipp-gebern und hin zur digitalen Vermögensverwaltung. Das hat eine Umfrage von BÖRSE ONLINE unter großen deutschen Filial- und Direktbanken ergeben. Denn die Finanz-aufsicht Bafin schaut bei Robo-Advice genau hin.

Wer als Kunde der ING-DiBa das Angebot nutzen möchte, muss mindestens 10 000 Euro mitbringen. Dann soll der Anmeldeprozess nur 15 Minuten dauern und sich komplett online erledigen lassen. Als von der Bafin regulierter Finanzdienstleister ist Scalable Capital verpflichtet, die Eignung eines jeden Kunden individuell zu ermitteln. Dafür werden ING-DiBa-Kunden auf die Webseite von Scalable weitergeleitet. Sie müssen dort aber nicht mehr gesondert persönliche Daten eingeben oder sich legitimieren. Das Scalable-Depot wird bei der ING-DiBa geführt und daher in der herkömmlichen Konten- und Depotübersicht mit angezeigt.

Zuerst ermittelt Scalable die individuelle Risikoneigung und -tragfähig-keit des Kunden und empfiehlt ihm eine von 23 Risikokategorien. Ausgehend von diesem Risikoprofil wird dann ein global diversifiziertes Portfolio auf Basis von kostengünstigen börsengehandelten Indexfonds (ETF) zusammengestellt. Bei der Auswahl der ETFs geht Scalable anbieter-unabhängig vor. Einmal investiert, werden die Portfolios laufend überwacht. Wenn das Depot vom angegebenen Risikoprofil des Kunden abzuweichen droht, wird umgeschichtet.

Natürlich ist dieser Service nicht gratis zu haben: Die Gesamtgebühr beträgt 0,75 Prozent des durchschnittlich verwalteten Vermögens pro Jahr. Darin sind Konto- und Depotführung sowie alle Handelsgebühren für Umschichtungen enthalten. Oben drauf kommen noch die Verwaltungskosten der jeweiligen ETF-Anbieter, die durchschnittlich 0,25 Prozent jährlich betragen.

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Neue Robos im Kommen



Für Privatanleger, die kostengünstig ein gut diversifiziertes Portfolio aufbauen wollen, kann Robo-Advice hilfreich sein. Wer sich dafür interessiert, sollte beim Angebot aber genau hinschauen. Die umfangreichsten Dienstleistungen sind bei Bafin-regulierten digitalen Vermögensverwaltern erhältlich. Es sind aber auch noch eher einfach gestrickte Robo-Tippgeber wie der Anlageplaner der Consorsbank zu finden. Hier gibt man nur Anlagebetrag und -zeitraum sowie die eigene Risikoeinschätzung ein und bekommt eine Portfolioaufteilung vorgeschlagen, die selbst umzusetzen ist.

Bei der Comdirect läuft seit Mai das digitale Assetmanagement Cominvest für Anlagen ab 3000 Euro. Es ist eine Weiterentwicklung des bisherigen Anlageassistenten. Zur Auswahl stehen drei verschiedene Betreuungsangebote, die ein unterschiedliches Maß an Engagement des Kunden vorsehen. Noch 2017 will die Deutsche Bank bei ihrer Brokertochter Maxblue ab einer Anlagesumme von 5000 Euro eine digitale Vermögensverwaltung starten. Die Deka Bank stellt ihre Robo-Vermögensverwaltung Bevestor Ende 2017 interessierten Sparkassen bereit. Und auch bei der Targobank will man den bestehenden Anlageplaner 2018 durch eine Robo-Vermögensverwaltung ersetzen.