Ein unabhängiges Prüfgremium hat empfohlen, eine spätklinische Phase-III-Studie mit dem neuen Lungenkrebsmittel Onartuzumab zu stoppen, wie der Baseler Konzern am Montag mitteilte. Die Experten kamen zum Schluss, dass eine Kombination aus diesem Wirkstoff und dem Roche-Medikament Tarceva das Leben von Patienten mit einer speziellen Form von Lungenkrebs nicht merklich verlängerte. Es ist der zweite Flopp 2014: Bereits vor sechs Wochen hatte Roche mitgeteilt, dass das Schizophrenie-Medikament Bitopertin in zwei klinischen Studien die Symptome der Erkrankung nicht deutlich verbesserte.

Nach dem Rückschlag mit Onartuzumab bei Lungenkrebs stellt Roche das gesamte klinische Programm mit Onartuzumab auf den Prüfstand. Der Wirkstoff soll auch gegen andere Krebsarten eingesetzt werden, etwa gegen Magen- und Darmkrebs.

Analysten hatten dem neuen Lungenkrebs-Medikament Blockbuster-Potenzial zugetraut, also eine Milliarde Franken Verkaufserlöse oder mehr pro Jahr. Der Studienabbruch komme für viele überraschend, weil Onartuzumab in mehreren vorangegangenen Studien positive Ergebnisse gezeigt habe, erklärten die Analysten der Zürcher Kantonalbank.

Roche hatte in der nun gestoppten METLung-Studie geprüft, ob eine Behandlung von Onartuzumab plus Tarceva das Leben von Patienten mit vorbehandeltem MET-positivem, fortgeschrittenem nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) verlängert - im Vergleich zu einer Therapie mit Tarceva alleine. Onartuzumab sollte das auf der Zelloberfläche sitzende Protein MET blockieren, das mit der Tumorentwicklung und Metastasierung im Zusammenhang gebracht wird.

Die Anleger reagierten mit Verkäufen. Die Roche-Genussscheine fielen um 2,8 Prozent auf 263,90 Franken - deutlich stärker als der europäische Gesundheitssektor. Börsenhändler führten den Kurseinbruch auch auf Gewinnmitnahmen zurück: Die Roche-Titel gehörten im Vorjahr mit einem Kursplus von 35 Prozent zu den Schweizer Standardwerten mit der besten Performance.

Reuters