Europäische Aktien dürften aufgrund der fehlenden Gewinnwachstumsperspektiven ihre zuletzt schwächere Entwicklung im Vergleich zum FTSE-Weltaktien-Index oder zum S&P 500 Index fortsetzen. Die relative Schwäche europäischer Aktien wird fundamental vor allem mit einem für 2016 erwarteten Gewinnrückgang von 0,5 Prozent begründet. Für US-Aktien hingegen wird in diesem Jahr von einem Gewinnwachstum von 1,4 Prozent ausgegangen. Solange in den USA ein Gewinnwachstum erwartet wird und in Europa nicht, dürfte die bessere Performance der US-Aktien anhalten, heißt es.
Mit Blick auf den S&P 500 Index lieferten technische Indikatoren wie der MACD, der DMI und das Parabolic System Kaufindikationen. Die Marktbreite habe sich abermals verbessert und die Volatilitäten der Aktien würden kontinuierlich abnehmen. Im Zuge moderat anziehender Notierungen wird der S&P 500 Index in den kommenden Wochen in einer Spanne von 2.100 bis 2.130 Punkten gesehen.
Mit Wetten auf den Gesamtmarkt würde sich somit selbst in den USA und erst Recht nicht in Europa in den nächsten Wochen nicht allzu viel verdienen lassen. Um als Investor besser abzuschneiden, müsste man schon auf die richtigen Aktien setzen. Ein Ausweg sieht die Erste Bank in Aktien dividendenstarker Aktien, die mit einem Kaufurteil durch die hauseigenen Analysten ausgestattet sind. Von den Werten, auf die das zutrifft, werden auf den nachfolgenden Seiten fünf Titel etwas näher vorgestellt.
Auf Seite 2: Dividendenstarke Aktie mit Kaufempfehlung der Erste Bank, Nummer eins
Dividendenstarke Aktie mit Kaufempfehlung der Erste Bank, Nummer eins: Roche Holding AG (WKN: 851311, 246,80 Schweizer Franken, 225,068 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 13. Juni)
Die Aktie der Roche Holding AG wird im Grunde genommen seit jeher von vielen Seiten als eine Investmentoption deklariert, wenn es darum geht, einen Standardtitel mit soliden Aussichten zu benennen. Trotz dieser Favoritenstellung muss aber eines konstatiert werden: In den vergangenen beiden Jahrzehnten hat es der Wert nie geschafft, dauerhaft in den Vorwärtsgang zu schalten. Vielmehr wurden Phasen mit steigenden Kursen auch wieder von Perioden mit fallenden Notierungen abgelöst, so dass das Chartbild der Routenführung bei einer Berg- und Talfahrt gleicht. Aktuell herrscht dabei ein seit Mai 2015 bestehender breit gefächerter Seitwärtstrend vor.
Die Schweizer zählen zu den weltweit größten Pharmaunternehmen. Die Produktrange umfasst Pharmazeutika, unter anderem in den Bereichen Herz-/Kreislauf, Antiinfektiva, Pychopharmaka sowie onkologische Medikamente. Zudem ist Roche ein bedeutender Hersteller diagnostischer Produkte. Der Hauptabsatzmarkt ist mit rund 40 Prozent der Erlöse Nordamerika, gefolgt von Europa mit 31 Prozent. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 88.000 Mitarbeiter.
Nachrichtlich wartete der Pharmakonzern in der Vorwoche mit der Meldung auf, für das Blockbuster-Krebsmedikament Avastin in einer neuen Kombinationstherapie mit Tarceva (Erlotinib) die EU-Zulassung für den Einsatz bei Patienten mit einer bestimmten Form von fortgeschrittenem Lungenkrebs erhalten zu haben. Avastin ist das umsatzstärkste Krebsmedikament von Roche. Der Konzern erzielte mit Avastin 2015 Erlöse von 6,7 Milliarden Schweizer Franken. Tarceva kam auf 1,18 Milliarden Franken. Richtig etwas gebracht hat diese Meldung dem Aktienkurs aber nicht.
Ähnliches gilt letztlich auch für die Nachricht, wonach die Tochter Genentech beim Medikament Gazywa gegen bösartige Erkrankungen durch das sogenannte Non-Hodgkin-Lymphom positive Studiendaten erzielt hat. Im vergangenen Jahr hat das Medikament beim Umsatz auf Rang 20 aller Roche-Medikamente gelegen, bis 2020 soll Gazywa bis auf Rang 11 vorrücken mit "Blockbuster-Potenzial". Bis 2020 solle das Medikament zum fünftgrößten Wachstumstreiber der Schweizer avancieren.
Erste Bank-Analyst Hans Engel geht davon aus, dass Roche in den nächsten beiden Jahren die Gewinne voraussichtlich weiter steigern kann. Das Unternehmen zeichne sich durch einen hohen und steigenden operativen Cash-Flow aus. Man rechne hausintern mit einer stabilen Aktienkursentwicklung, die stärker als jene der breiten Marktindizes ausfallen sollte.
Beim Gewinn je Aktie wird nach 10,42 Franken für 2015 mit 14,60 Franken in diesem Jahr gerechnet und mit 16,03 Franken für 2017. Letzteres bedeutet ein geschätztes KGV von 15,4. Mit Blick auf die Dividende wird hervorgehoben, dass die Ausschüttung in jedem der vergangenen zehn Jahre erhöht worden sei. Die Dividendenrendite wird für das Geschäftsjahr 2016 bei 3,2 Prozent gesehen und für 2017 bei 3,5 Prozent.
Auf Seite 3: Dividendenstarke Aktie mit Kaufempfehlung der Erste Bank, Nummer zwei
Dividendenstarke Aktie mit Kaufempfehlung der Erste Bank, Nummer zwei: H&M Hennes & Mauritz AB (WKN: 872318, 243,80 schwedische Kronen, 26,044 Euro)
Zusehends den Kopf hängen lässt der Aktienkurs von H&M Hennes & Mauritz. Von dem im März 2015 bei 365,40 schwedischen Kronen hat sich die Notiz zuletzt jedenfalls immer weiter abgesetzt. Mittlerweile wird der Titel nur noch zu bereits 2010 erreichten Kursen gehandelt. Der Fortbestand des langfristigen Aufwärtstrends ist dadurch inzwischen ernsthaft gefährdet.
Der zuletzt aufgenommene Abwärtstrend hat sich nach Vorlage der jüngsten Geschäftszahlen eher noch verstärkt. Denn die genannten Ergebnisse wurden als enttäuschend eingestuft. Nicht zuletzt auch wetterbedingt ist der Nettogewinn im ersten Quartal um 30 Prozent eingebrochen und die Bruttomarge sogar um 320 Basispunkte zurückgegangen. Allerdings handelt es sich beim Auftaktquartal um jenes Jahresviertel, das traditionell den kleinsten Gewinnbeitrag abliefert.
Zu beachten ist jedoch, dass einige Analysten auch ihre Schätzungen für die Umsätze im Mai gesenkt haben und damit für den wichtigsten Monat im zweiten Quartal. Zur Begründung wurde dabei auf die Annahme höherer Rabatte verwiesen. Hinzu kommen anhaltende Investitionen in das Online/Mobile-Geschäft sowie in IT und Software. Durch ein sich anscheinend relativ gut entwickelndes Online-Geschäft werde das derzeit noch nicht kompensiert. Die nächsten Geschäftszahlen stehen hier bereits am 22. Juni an.
Das weltweit agierende schwedische Unternehmen entwickelt im Einzelhandel Mode für Damen, Herren, Jugendliche und Kinder. Das Unternehmen verkaufe auch Zubehör wie Schmuck, Taschen, Schals, und Kosmetik. H&M besitzt und betreibt mehr als 2.500 Filialen in 44 Ländern, darunter fast alle europäischen Länder, die Vereinigten Staaten, China, Japan und Russland. Die wichtigsten Absatzländer sind Deutschland (21 Prozent) die USA (10 Prozent), Großbritannien (7 Prozent), Frankreich (7 Prozent) und Schweden (5 Prozent).
Erste Bank-Analyst Stephan Lingnau sieht H&M nicht nur im Luxussegment expandieren, sondern auch der Umsatzanteil außerhalb der Eurozone werde deutlich erhöht. Die Gewinne und die Umsätze sollen nach seiner Ansicht 2015 und 2016 weiter steigen. Er rät vor diesem Hintergrund zum Kauf des Titels. Den Gewinn je Aktie sieht er im Fiskaljahr 2016 bei 12,98 Euro nach 12,63 im Fiskaljahr 2015 und für das Fiskaljahr 2017 kalkuliert er mit 14,44 Euro. Daraus ergibt sich ein geschätztes KGV von 17,1. Die Dividenden sieht er steigen und die Dividendenrenditen werden für 2016 und 2017 von ihm auf 3,85 Prozent und 4,05 Prozent veranschlagt.
Auf Seite 4: Dividendenstarke Aktie mit Kaufempfehlung der Erste Bank, Nummer drei
Dividendenstarke Aktie mit Kaufempfehlung der Erste Bank, Nummer drei: AbbVie Inc. (WKN: A1J84E, 59,93 Dollar, 53,065 Euro)
Der nächste Mitfavorit AbbVie kommt aus den USA, die außer-europäische Herkunft resultiert aber auch hier nicht in einem intakten Aufwärtstrend. Vielmehr muss in diesem Fall ein mittelfristiger Seitwärtstrend konstatiert werden. Wobei es zuletzt aber immerhin gelungen ist, sich wieder deutlicher von den im Oktober markierten Zwischentiefs abzusetzen.
Wer mit dem Namen noch nicht wirklich etwas anfangen kann, dem sei erklärt, dass es sich bei AbbVie um ein Anfang 2013 von Abbott Laboratories abgespaltenes Pharmaunternehmen handelt. Schwerpunkte des Produktsortiments sind Medikamente gegen Multiples Sklerose, Alzheimer, Hepatitis C, Krebs und chronische Nierenkrankheiten. Der Hauptumsatzträger Humira, der rund 50 Prozent des Umsatzes einspielt, wird unter anderem gegen rheumatoide Arthritis und gegen entzündliche Darmerkrankungen eingesetzt. Der Konzern beschäftigt 26.000 Mitarbeiter.
Laut Erste Bank-Analyst Hans Engel erwartet der Marktkonsensus für dieses Jahr einen Zuwachs der Erlöse und Gewinne. Das Unternehmen sei vergleichsweise stabil im Vergleich mit zahlreichen Mitbewerbern. Die Aktie biete eine ansehnliche Dividendenrendite und zeige wieder eine relative Stärke, die in den kommenden Monaten anhalten sollte. Sein Anlageurteil lautet folglich kaufen. Beim Gewinn je Aktie kalkuliert Engel für 2016 mit einem deutlichen Sprung nach oben von 3,15 Dollar auf 5,02 Dollar. 2017 sollen es dann 5,99 Dollar werden, was auf ein geschätztes KGV von 10,0 hinauslaufen würde. Bei der erwarteten Dividendenrendite setzt er für das laufende Geschäftsjahr 4,0 Prozent an und für 2017 dann 4,5 Prozent.
Das ist ansehnlich, nachrichtlich hat der Konzern jüngst dennoch enttäuscht. Denn es musste eingeräumt werden, dass ein Krebsmedikament, das AbbVie im Zuge der 5,8 Milliarden Dollar teuren Übernahme von Stemcentrx hinzubekommen hatte, in einer Studie enttäuschend abgeschnitten hat. Das getestete Medikament bessere den Zustand der Patienten nur vorübergehend, steigere aber nicht die Überlebensrate, hieß es. Einige Analysten reagierten drauf mit Abstufungen, auch weil diese enttäuschenden Studienergebnisse nicht dazu angetan seien, das Vertrauen in die Kapitalverwendung von AbbVie zu stärken.
Geplant war mit dem im April vollzogenen Kauf von Stemcentrx eigentlich, die Pipeline an Produkten für die Krebstherapie unter anderem um das Lungenkrebstmittel Rova-T aufzustocken. Allerdings wurde bereits damals mitgeteilt, dass der Deal den Gewinn je Aktie im laufenden Jahr zudem um 20 Cent verwässern werde. Erst ab 2020 sollte die Akquisition dann positiv zum Ergebnis beitragen.
Auf Seite 5: Dividendenstarke Aktie mit Kaufempfehlung der Erste Bank, Nummer vier
Dividendenstarke Aktie mit Kaufempfehlung der Erste Bank, Nummer vier: Verizon Communications Inc. (WKN: 868402, 52,57 Dollar, 46,545 Euro)
An der Übernahmefront könnte sich bald auch etwas bei Verizon Communications tun. Denn der US-Telekomkonzern plant die Übernahme des Online-Kerngeschäfts von Yahoo. Um das einzufädeln soll man in der zweiten Bieterrunde rund drei Milliarden Dollar geboten haben. Allerdings gibt es dem Vernehmen nach von anderer Seite derzeit höhere Gebote, so dass fraglich ist, ob Verizon zum Zug kommen wird.
Abzuwarten bleibt außerdem mit Blick auf das Zweitquartalsergebnis, wie sich ein sechswöchiger Streik auswirken wird. Finanzvorstand Frank Shammo hat deswegen jüngst bereits vor negativen Auswirkungen auf die Bilanz gewarnt. Den negativen Effekt der Arbeitsniederlegung auf das Zweitquartalsergebnis beziffert Shammo mit fünf bis sieben Cent je Aktie. Das Unternehmen hatte einigen Managern zahlreiche Überstunden zu vergüten, nachdem diese für die streikenden Arbeiter eingesprungen waren, und musste zudem zahlreiche Aushilfskräfte einstellen. Dass Verizon zudem eher auf die Erhaltung des bisherigen Netzes als auf dessen Ausbau setzt, dürfte das Ergebnis ebenfalls belasten.
Trotz allem hält sich der Aktienkurs in diesem Jahr bisher klar im Plus und im April war es sogar gelungen, ein neues Mehrjahreshoch aufzustellen. Allerding konnte das damals erreichte Niveau nicht ganz gehalten werden, so dass nach wie vor von einem mittelfristig bestehenden Seitwärtstrend gesprochen werden muss.
Das mit Hauptsitz in New York ansässige Unternehmen beschäftigt rund 177.000 Mitarbeiter. Die wichtigsten Erlössegmente sind: Wireless (63 Prozent) und Festnetz (36 Prozent). Mehr als 90 Prozent der Erlöse erzielt Verizon auf dem Heimatmarkt in den USA. Entstanden ist die Gesellschaft im Jahr 2000 aus einer Fusion zwischen Bell Atlantic Corporation und GTE Corporation.
Aus Sicht von Erste Bank-Analyst Hans Engel ist das vorherrschende Niedrigzinsumfeld ist positiv für Verizon. Schließlich sitze der Konzern durch die Übernahme von Verizon Wireless auch deutlich erhöhten Verbindlichkeiten. Positiv hervorgehoben wird außerdem auch eine verbesserte operative Performance. Als zusätzliches Kaufargument verweist er außerdem auf eine überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite. Für 2016 wird diese auf 4,2 Prozent taxiert und für 2017 auf 4,4 Prozent.
Auf Seite 6: Dividendenstarke Aktie mit Kaufempfehlung der Erste Bank, Nummer fünf
Dividendenstarke Aktie mit Kaufempfehlung der Erste Bank, Nummer fünf: GlaxoSmithKline Plc. (WKN: 940561, 14,16 britische Pfund, 18,125 Euro)
Der fünfte und letzte Wert kommt mit wieder aus Europa. Es handelt sich dabei um die britische GlaxoSmithKline. Einem kurzfristigen Aufwärtstrend und einer in diesem Jahr im Branchenvergleich unter den großen Sektor-Vertretern vorzeigbaren Wertentwicklung steht mittelfristig lediglich ein Seitwärtstrend gegenüber.
In den vergangenen Monaten ist es für die Notiz aber besser gelaufen - auch deshalb, weil die Verantwortlichen einige Maßnahmen ergriffen haben, um die Profitabilität zu erhöhen und das Wachstumsprofil zu verbessern. Erste Bank-Analyst Stephan Lingnau weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Analystenkonsens die Umsätze und die Gewinne bald wieder steigen sieht.
Nach einer mehrjährigen Stagnation scheint sich die Situation des Unternehmens allmählich zu verbessern. Werde entsprechend geliefert, sei mittelfristig mit einer besseren Performance im Vergleich mit der Branche möglich. Das rechtfertige eine Kaufempfehlung.
Für das Pharma-Unternehmen arbeiten rund 97.000 Mitarbeiter. Die Gesellschaft entwickelt und produziert unter anderem Impfstoffe, Medikamente gegen Infektionen, Depressionen, Hauterkrankungen, Asthma, Herz-und Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. 80 Prozent des Umsatzes werden mit dem Verkauf von Medikamenten generiert. 20 Prozent mit Gesundheitsprodukten. Das wichtigste Absatzland nach Umsatz sind die USA mit 32 Prozent.
Aus der Produktpipeline hieß es in der Vorwoche, das Mittel Sirukumab gegen Arthritis habe ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zur Zulassung erreicht. Bei einer Phase-III-Studie seien die beiden wichtigsten Ziele erfüllt worden. Man sei im Plan, die Zulassungsanträge für das Medikament gegen rheumatoide Arthritis im dritten Quartal 2016 einzureichen.
Lingnau rechnet beim Gewinn je Aktie für das Fiskaljahr 2016 mit 0,8566 Pfund und für 2017 mit 0,8986 Pfund. Das entspricht einem geschätzten KGV von 15,7. Die Dividendenrendite veranschlagt er für das laufende als auch für das kommende Jahr auf 5,8 Prozent.