Erst in der zweiten Jahreshälfte rechnet Konzernchef Severin Schwan mit einer Normalisierung, auch dank der anlaufenden Impfkampagnen. "Wir werden sicherlich noch einen Einfluss in der ersten Hälfte des Jahres haben", sagte Schwan am Donnerstag bei der Veröffentlichung des Jahresabschlusses. "Der Umsatz wäre höher, wenn die Leute zum Arzt gehen würden - was sie aufgrund der Pandemie nicht immer tun."

Schwan stellte für 2021 unter Ausschluss von Wechselkursschwankungen einen Anstieg des Umsatzes um einen niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbetrag in Aussicht. Der um Sonderfaktoren bereinigte Gewinn je Genussschein und Aktie soll etwa im Ausmaß der Verkaufserlöse wachsen. Roche hält seine Prognose damit stabil, obwohl neben der Viruspandemie auch die Konkurrenz durch Nachahmermedikamente für wichtige Krebsarzneien das dominierende Pharmageschäft beieinträchtigen dürften. Der Konzern will zudem die Dividende weiter anheben.

UMSATZSPRUNG IM DIAGNOSTIK-GESCHÄFT


Die boomende Nachfrage nach Tests zur Erkennung des Coronavirus rettete Roche bereits das vergangene Jahr. Denn die Verkaufserlöse mit Arzneien verminderten sich 2020 währungsbereinigt um zwei Prozent auf 44,53 Milliarden Franken (41,18 Milliarden Euro). Im Schlussquartal, als wegen der zweiten Pandemiewelle viele Länder ihre Eindämmungsmaßnahmen wieder verschärften, betrug das Minus sogar sieben Prozent. Viele Menschen verschoben Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte, der Bedarf an den hauptsächlich im Krankenhaus verabreichten Medikamenten des Konzerns ging zurück.

Dagegen schnellte der Umsatz mit Apparaturen, Verfahren und Verbrauchsgütern zur Bestimmung von Krankheiten um 14 Prozent auf 13,79 Milliarden Franken hoch. Im vierten Quartal wuchs die sonst im Schatten des Pharmageschäfts stehende Diagnostik-Sparte sogar um 28 Prozent. Geschuldet ist der Anstieg alleine Corona, denn Routinetests wurden weniger durchgeführt. Roche brachte 15 Diagnosemethoden zur Erkennung des Virus auf den Markt. Die Produktionskapazitäten dafür wurden Roche-Chef Schwan zufolge kräftig erhöht, mehr als 1000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Unter dem Strich machte Roche vergangenes Jahr 15,07 Milliarden Franken Gewinn - sieben Prozent mehr als 2019. Die Dividende soll um 0,10 auf 9,10 Franken je Titel angehoben werden.

CORONA-TESTS SIND MANGELWARE


Auch im laufenden Jahr dürfte das Test-Geschäft boomen. "Wir werden noch viele Tests sehen, besonders in der ersten Jahreshälfte", sagte der Leiter der Diagnostik-Sparte, Thomas Schinecker. "Derzeit sieht es so aus, als ob das Testen für den Rest des Jahres 2021 ziemlich hoch bleiben wird." Und bei der gebräuchlichste Nachweismethode für Corona, den sogenannten PCR-Tests, übersteige die Nachfrage noch immer das Angebot. Roche fahre deswegen die Produktion weiter hoch.

Die Diagnostik dürfte nach Einschätzung von Konzernchef Schwan über Corona hinaus längerfristig an Bedeutung gewinnen. "Leider haben Länder auf der ganzen Welt zu wenig in diesen Bereich investiert, und wahrscheinlich brauchte es etwas wie Covid-19, um die Bedeutung der Diagnostik zu erkennen."

Verhaltener sind die Aussichten für das Pharmageschäft. "Das erste Halbjahr dürfte schwierig bleiben", sagte Spartenchef Bill Anderson. In der zweiten Jahreshälfte dürfte das Wachstum dann anziehen.

rtr