Es will sich einfach keine Liebesgeschichte zwischen Rocket Internet und der Börse entwickeln. Beim IPO 2014 hatten die Schmetterlinge die Oberhand. Die Firma, die bis dato fast ausschließlich Verluste schrieb, war aus dem Stand knapp sieben Milliarden Euro wert. Doch die operativen Verluste nährten Zweifel, ob überhaupt der lukrative Verkauf einer Beteiligung über die Börse möglich sein würde. Die Bedenken teilte auch die Beteiligungsfirma Kinnevik. Der Investor der ersten Stunde und Co-Investor bei vielen Deals reduzierte seinen Anteil. Das letzte Aktienpaket verkauften die Schweden für 20 Euro pro Aktie im Sommer 2017. Kurz darauf fiel die Rocket-Aktie auf 15 Euro, ihr Allzeittief.
Geschäftsmodell funktioniert
Dann kam die Trendwende: Mit vier Börsengängen hat Rocket gezeigt, dass die Bedenken übertrieben waren und dass das Geschäftsmodell funktioniert. Anfang 2018 schrieben die Berliner schwarze Zahlen. Zuletzt wurde der Onlinehändler Westwing an die Börse gebracht. Kursgewinne, aber auch Erlöse aus dem Verkauf von Aktienpaketen, wie bei Delivery Hero, an der die Berliner noch mit sechs Prozent beteiligt sind, summierten sich inzwischen zu einer stattlichen Mitgift von zwei Milliarden Euro. Der Erfolg der Börsengänge blieb Anlegern nicht verborgen. Die Aktie verdoppelte sich gemessen zum Tief. Mitte 2018 kostete sie 31 Euro. Doch der Flirt war nur kurz.
Hohe Schwankungen der Börsenwerte der Töchter spiegelten sich im Kurs von Rocket Internet wider und hegten Zweifel, ob weitere Börsengänge folgen können. Die jüngste Talfahrt endete erst bei 20 Euro. Kommt nun das Comeback?
Aktie notiert unter Buchwert
Zumindest dürfte das Risiko begrenzt sein. Die Marktkapitalisierung beträgt 3,2 Milliarden Euro. Dem steht ein Buchwert des Eigenkapitals von 4,1 Milliarden Euro gegenüber. In der Kasse liegen laut Quartalsbericht 1,8 Milliarden Euro. Die Differenz zum Börsenwert wird über den Wert der börsennotierten Beteiligungen abgedeckt. Der Kurs impliziert, dass das restliche Portfolio mit mehr als 100 Beteiligungen wertlos ist. Das ist zweifelsfrei nicht der Fall. In der Pipeline für einen Börsengang stehen beispielsweise der Modehändler Global Fashion oder der in Afrika erfolgreiche Onlinehändler Jumia.
Unterstützung finden risikobereite Anleger auch bei Rocket Internet. Weil das Unternehmen weit unterm Nettovermögenswert gehandelt wird, setzt der Konzern seine Barmittel auch zum Rückkauf eigener Aktien ein. Ein Date ist Rocket allemal wieder wert.