Die unter Zugzwang stehende Startup-Schmiede Rocket Internet verschafft sich mit der Beteiligung an einem Wachstumskapitalfonds mehr Spielraum für Investitionen. Zum Ende der ersten Zeichnungsfrist seien für den Rocket Internet Capital Partners Funds 420 Millionen Euro bei institutionellen Investoren wie Pensionskassen und Versicherern eingesammelt worden, sagte Rocket-Chef Oliver Samwer am Dienstag. Der Berliner Konzern selbst sei an dem Fonds mit einer Mindestlaufzeit von zehn Jahren mit 50 Millionen Euro beteiligt. Die Rocket-Aktie legte in einem positiven Marktumfeld 0,8 Prozent auf 18,50 Euro zu, was weniger als der Hälfte des Ausgabepreises beim Börsengang 2014 entspricht.

Laut Samwer werden Rocket und der Fonds Hand in Hand in Startups investieren. Dadurch habe das Berliner Unternehmen, das unter anderem am Kochbox-Anbieter HelloFresh und den Möbelhändlern Home24 und Westwing beteiligt ist, nun Zugang zu Kapital im Umfang von 2,1 Milliarden Euro statt zuletzt 1,7 Milliarden Euro. Dadurch komme Rocket auf Augenhöhe mit Fonds wie DST, General Atlantic sowie Tiger, sagte Samwer. Zugleich sei es möglich, durch das abgestimmte Vorgehen mehr Einfluss in den Jungfirmen auszuüben und schneller zu agieren: "Und in dieser Industrie ist Geschwindigkeit ein Wettbewerbsvorteil." Der 43-jährige Vorstandschef sieht Rocket dadurch unabhängiger von Drittinvestoren, denn: "Unsere Meinung ist, das 2016 der Zugang zu Kapital für Startups schwieriger wird."

Rocket Internet selbst ist zur Sparsamkeit gezwungen. Die Beteiligungen an den Startups zahlen sich nur in barer Münze aus, wenn sie gewinnbringend verkauft oder an die Börse gebracht werden. Beides ist angesichts der derzeitigen Finanzmarktturbulenzen schwierig, was jüngst der verschobene Börsengang von HelloFresh verdeutlichte. Samwer setzt nun auf Zeit und verspricht, im laufenden Jahr aufzuzeigen, dass sich Rocket auf dem richtigen Weg befindet.

Reuters