Die hohen Erwartungen, die 2014 mit dem größten Börsengang einer Internetfirma in Europa seit 2000 verknüpft waren, konnte Rocket nie erfüllen. Das Rocket-Papier ist aktuell weniger als die Hälfte des Ausgabepreises von 42,50 Euro wert.

Zwar hat sich das Unternehmen einen Namen als Startup-Schmiede und Kapitalgeber von jungen Unternehmen wie HelloFresh, Delivery Hero, Zalando oder Westwing gemacht, doch fand das Unternehmen seither kaum noch schlagzeilenträchtige Investments. Seit Jahren gab es Spekulationen über einen Rückzug von der Börse, auch weil Rocket zuletzt immer weniger Geld in Startups, dafür jedoch in Immobilien steckte.

Konkret bietet Rocket nun seinen Aktionären den Rückkauf ihrer Wertpapiere zum gesetzlichen Mindestkurs an, der nach Berechnungen des Berliner Unternehmens bei 18,57 Euro je Aktie liegt. Parallel kündigte das Unternehmen ein Aktienrückkaufprogramm zum Erwerb von 8,84 Prozent der Aktien an, das bis zum 15. September laufen soll. Auch hier bietet Rocket 18,57 Euro und damit weniger als der Schlusskurs vom Montag von 18,95. Aktionären steht es frei, ihre Aktien zu diesem Preis zu veräußern oder weiterhin an der nicht mehr öffentlich gelisteten Rocket Internet beteiligt zu sein. Die Finanzierung des Delistings dürfte für Rocket kein Problem sein: Die Marktkapitalisierung des Investors beträgt derzeit etwa 2,6 Milliarden Euro und liegt damit nur leicht über dem Kassenbestand von 1,9 Milliarden Euro Ende April. Die Aktien notierten am Dienstag 0,7 Prozent schwächer bei 18,81 Euro.

Oliver Samwer sowie die zu Rocket gehörende Global Founders GmbH, die zusammen knapp 50 Prozent der Rocket-Anteile besitzen, wollen an ihren Aktien festhalten, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Den Weg für den Abschied vom Börsenparkett soll eine außerordentliche Hauptversammlung am 24. September freimachen. Da eine einfache Mehrheit hierfür genügt, dürfte der Beschluss dank der Stimmen von Samwer und der Global Founders GmbH eine Formalie sein. Am 24. September will Rocket Internet auch Einblick in den Geschäftsverlauf vom ersten Halbjahr geben. Nach diversen Beteiligungsverkäufen wie HelloFresh und Delivery Hero sind die bekanntesten Überbleibsel im Portfolio der Online-Möbelhändler Home24 sowie die Global Fashion Group.

rtr