Der Goldpreis hat in den vergangenen Wochen und Monaten wieder deutlich an Wert verloren. Die zu Beginn des Jahres zunächst eingefahrenen Gewinne sind dadurch praktisch wieder komplett flöten gegangen. Am vergangenen Freitag ist der Preis für die Feinzunze begleitet von besser als erwartet ausgefallenen Arbeitsmarktzahlen in den USA sogar unter die Marke von 1.200 Dollar gefallen. Damit war eine markante Unterstützungszone erreicht, die bis zu einem im Dezember bei 1.186 Dollar markierten Zwischentief geht. Fällt die Notierung unter dieses Niveau, wäre das charttechnisch betrachtet ein klares Verkaufssignal. Denn die Hoffnung auf eine nachhaltige Bodenbildung in dem Bereich hätte sich dann zerschlagen.
Die weitere Entwicklung jetzt genau zu beobachten, ist auch deshalb wichtig, weil in diesem Bereich im Vorjahr Abwärtsbewegungen schon zwei Mal gestoppt werden konnten. Kann dieses Niveau ein drittes Mal verteidigt werden, dann wäre das sehr ermutigend für die weiteren mittel- bis langfristigen Aussichten. Ein kurzfristiges Kaufsignal wäre damit zunächst aber nicht verbunden. Das würde erst bei einem Überwinden des langfristigen Abwärtstrends generiert.
Schon kurzfristiger Handlungsbedarf bestünde dagegen bei einem Fall der erwähnten Unterstützungszone. Hartnäckige Goldverfechter werden sich so ein Szenario jedoch vermutlich kaum vorstellen können oder wollen. Wer ohne Scheuklappen investiert, wird sich aber eingestehen müssen, wie kritisch die Lage aktuell ist. Davon abgesehen hatten wir schon im Februar unter dem Titel "Nach der langen Talfahrt steht Gold nun vor dem Comeback? darauf hingewiesen, wie wichtig es auch bei Gold-Investments ist, emotionslos zu agieren.
Auf Seite 2: Einflüsse aus den USA bewegen derzeit den Goldpreis am meisten
Einflüsse aus den USA bewegen derzeit den Goldpreis am meisten
Wer keine Liebesbeziehung zum Gold aufgebaut hat, der wird dann auch erkennen, dass es neben Gründen zum Kauf von Gold auf Argumente für den Verkauf des Edelmetalls gibt. Was jeweils zu einem bestimmten Zeitpunkt schwerer wiegt, hängt auch immer davon ab, wie sich jeweils gerade die Rahmendaten gestalten und welche Einflussfaktoren in einem bestimmten Zeitfenster die Preise am stärksten bewegen.
Aktuell werden die Notierungen dabei momentan am meisten durch Entwicklungen in den USA bewegt. Dort steuert die Notenbank möglicherweise noch im zweiten Quartal 2015 auf eine Zinswende zu. Diese Aussicht stärkt momentan den Dollar, was historisch oft von fallenden Goldpreisen begleitet wurde. Zudem könnten im Falle einer tatsächlichen Zinswende die Renditen am Anleihemarkt steigen, was das keinen laufenden Ertrag abwerfende Gold belasten könnte. Vor allem aber nährt eine mögliche Zinswende, ob zu Recht oder Unrecht, die Hoffnung auf eine endgültig überwundene Krise in den USA. Für Gold wäre das negativ, weil das Edelmetall dann weniger als Hort der Sicherheit gefragt sein dürfte.
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Interessante Überschneidungen zwischen den beiden letzten Goldpreis-Zyklen
Im Falle einer Normalisierung sollte zumindest die Möglichkeit eines weiter anhaltenden Bärenmarktes beim Gold einkalkuliert werden. Was dann passieren könnte, skizziert Ned Davis Research Rohstoff-Stratege John LaForge unter Verweis auf das, was in den 1980er-Jahren passierte. Damals verlor das Edelmetall noch einer ebenfalls fulminanten Hausse zuvor von Januar 1980 bis Februar 1985 massiv an Boden. Insgesamt summierten sich damals die Verluste in der Spitze auf 65,8 Prozent. Wiederholt sich die Geschichte, dann könnte Gold unter 700 Dollar die Feinunze abstürzen. Ganz konkret leitet LaForge aus dem im Jahr 2011 bei rund 1.900 Dollar aufgestellten Rekordhoch ein Preisziel von ungefähr 660 Dollar ab.
Überschneidung zwischen dem letzten und dem vorletzten Gold-Super-Bullenmarkt gibt es jedenfalls. So erstreckten sich beide über eine ähnliche lange Zeitperiode. Einen Boden gefunden hatte Gold damals im Jahr 1970, noch bevor der damalige US-Präsident Nixon Mitte August 1971 die Aufhebung der Dollar-Konvertierbarkeit in Gold mit der Schließung des Gold-Fensters bei der US-Notenbank verkündete, die das Ende des Bretton-Woods-System fester Wechselkurse bedeutete. Vom Tief im Januar 1970 dauerte der damalige Gold-Super-Zyklus genau zehn Jahre lang bis zum Januar 1980. Der bisher letzte Bullenmarkt endete Anfang September 2011 und er begann gut zehn Jahre zuvor im Februar 2001, was zeitlich in etwa mit dem Ende der massiven Goldverkäufe durch die Bank von England zusammenfiel.
Interessant ist auch, dass LaForge als wichtigen Begleitfaktor für den auf den Bullenmarkt der 1980er-Jahre folgenden Bärenmarkt mit einem festen Dollar in Verbindung bringt. Der Dollar legte damals gegenüber wichtigen Währungen von Januar 1980 bis Februar 1985 um 54 Prozent zu. Auch jetzt zeigt dieser Dollar-Index wieder Stärke und seitdem der Goldpreis sein jüngstes Rekordhoch aufstellte, hat der Dollar spürbar aufgewertet. Ein Trend, der anhalten könnte und den LaForge als wichtigen möglichen Preistreiber hin zu einem Goldpreis von 660 Dollar bezeichnet.
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Starker Gold-Pessimismus spricht für eine kurzfristige Goldpreis-Erholung
Den ausgeprägten Optimismus, den die Marktteilnehmer derzeit mehrheitlich hinsichtlich eines weiter steigenden Dollar an den Tag legen, bezeichnet LaForge nicht als ernstzunehmenden Kontraindikator. Zumindest gab es in der Vergangenheit häufig Phasen, in denen der Dollar munter weiter stieg, obwohl die Anleger mehrheitlich schon lange positiv für die US-Landeswährung gestimmt waren.
Etwas anders sieht es dagegen zumindest kurzfristig betrachtet mit Blick auf den Goldpreis aus. Aktuell sei die Stimmung am Markt schon extrem negativ bezüglich der weiteren Aussichten des Goldpreises. Wenn in der Vergangenheit so hohe Pessimismus-Werte vorherrschten, wie so aktuell zu messen sind, dann notierte der Goldpreis einen Monat später im Schnitt drei Prozent höher. Diese historische Erfahrung schon jetzt zu spielen, sei aber gefährlich, solange sich im Goldpreis-Chart keine Bodenbildung abzeichne. In den vergangenen Handelstagen hat sich der Goldpreis allerdings interessanterweise bereits etwas erholt.
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Gold-Shorts machen bei entsprechenden Chartsignalen Sinn
Abgesehen von der Chance auf eine kurzfristige Erholung sollte die Gefahr eines sich verschärfenden Gold-Bärenmarktes aber nicht ignoriert werden. Eine nachhaltige Trendwende nach oben ist momentan nur dann denkbar, falls wieder irgendwo eine Krise eskalieren sollte. Mit dem ungelösten Schuldenproblem der EU, den Spannungen zwischen Hongkong und China, der Krim-Krise, dem sich ausbreitenden Ebola-Virus und der immer mehr Schrecken verbreitenden islamistischen Terrorgruppen gibt es zwar genügend potenzielle Brandherde. Diese diktieren zumindest momentan aber noch nicht das Anlageverhalten der Masse der Marktteilnehmer. Sollte sich deren Haltung drehen, dürften die Charts dies mit entsprechenden Wendeformationen anzeigen.
Aktuell ist das noch nicht der Fall, weshalb es beim Gold auf der Long-Seite noch keinen Handlungsbedarf gibt. Sollte der Goldpreis dagegen die erwähnte Unterstützungszone unterschreiten, dann, und nur dann, wäre es unter Beobachtung eines Stopp-Loss-Kurses angezeigt, auf dieses Verkaufssignal mit einem entsprechend ausgerichteten Investment zu reagieren. Möglich ist das beispielsweise mit einem Faktor-2-Gold-Short-Zertfikat der Deutschen Bank (ISIN: DE000DX2GLD1, 127,68 Euro), bei dem Entwicklungen des Goldpreises mit dem Faktor zwei nachgebildet werden. Bei einem um ein Prozent fallenden Goldpreis steigt das Faktor-Zertifikat theoretisch um zwei Prozent. Allerdings gilt dieser Wirkzusammenhang auch umgekehrt.