Für Christian Gerlach von GAM sieht
die nahe Zukunft nicht sehr rosig aus.
Aufgrund der seit der Finanzkrise fallenden
Rohstoffpreise zieht er Parallelen zu
den 1930er Jahren. Auch damals waren fallende
Rohstoffpreise ein Vorläufer
der Großen Depression.
"Preisschocks bei Rohstoffen
zeigen immer, dass etwas
schiefläuft", sagt er. Sein Pessimismus
beruht auch darauf,
dass die Zentralbanken seit
der Lehman-Krise trotz des immensen
Gelddruckens nicht in
der Lage waren, für Inflation
zu sorgen.
"Im Laufe der vergangenen
sechs Monate sank der breit
aufgestellte GSCI-Rohstoffindex um mehr
als 16 Prozent. Alle zyklischen Rohstoffe wie
Kautschuk, Benzin und Stahl sind um weit
über 20 Prozent gesunken", stellt Gerlach
fest. Darüber hinaus seien die Rohstoffmärkte
seit Juni 2014 um fast 50 Prozent gefallen.
"Dies ist der dramatischste Einbruch
seit 2008. Es sollte nun klar sein, dass dieser
breite Preisverfall nicht nur ein einfacher
Angebotsschock durch das amerikanische
Schieferöl ist. Es steckt viel mehr dahinter",
sagt Gerlach. "Es mag sein, dass die
Korrektur beim Öl etwas übertrieben ist,
aber eine nachhaltige Wende nach oben
kann ich nicht erkennen", sagt Gerlach.
Denn damit diese eintritt, muss seiner Meinung
nach vor allem eines passieren: "Der
US-Dollar müsste massiv abwerten." Und
das sieht Gerlach in nächster Zeit nicht kommen.
"Bislang war jeder Bullenmarkt bei
Rohstoffen an einen schwachen Dollar gekoppelt.
Insbesondere gegenüber den
Schwellenländerwährungen müsste er stark
abwerten. Und derzeit sieht es eher nach einem
längerfristig starken Dollar aus", meint
Gerlach.
Als Grund dafür sieht er allerdings
nicht die übermäßig starke US-Wirtschaft,
sondern eher dass die hoch verschuldeten europäischen Länder, Japan und China einen
Wettlauf veranstalten, wer die weichste
Währung zu bieten hat. Auch hier sieht er
eine starke Ähnlichkeit zu den 1930er Jahren.
"Auch damals versuchten die Länder der
Deflation zu entfliehen, indem sie
die Währungen abwerteten." Danach
folgte Protektionismus, um
die heimische Wirtschaft zu
schützen. Das passiert nun auch:
"Vor kurzem haben die USA Zölle
gegen die Stahlflut aus China
eingeführt. Und das ist erst der
Anfang", sagt Gerlach. Der GAM-Experte
kann sich daher sogar
vorstellen, dass die Globalisierung
wie in den 1930er Jahren
durch die stärker werdenden
Handelshemmnisse zum Ende kommt. Denn
der globale Handel ist nun mal einer der
Treiber der Deflationierung.
Als "First Mover" dieser Entwicklung
sieht Gerlach insbesondere die stark verschuldeten
Staaten mit hohen Außenhandelsdefiziten.
"Weltweit würde es dann zu
Kapitalkontrollen kommen, um die deflationären
Kräfte der Globalisierung aufzuhalten
und wenigstens ein kleines Inflationspflänzchen
aufrecht zu erhalten. Und die Firmen
würden die Produktionsverlagerungen in
Billiglohnländer rückgängig machen. Dieses
Szenario hält er auch für die USA für möglich.
"Die Wirtschaftliche Erholung dort ist
schon sehr reif und wird demnächst sicher
kippen und dann spielt die steigende Arbeitslosigkeit
ein Rolle", erklärt Gerlach.
Wann dies passieren wird, kann er nicht genau
prognostizieren. Spätestens 2017/2018
könnte sich seiner Meinung nach die deflationäre
Spirale beschleunigen. Dann wäre es
für Gerlach auch denkbar, dass es in rohstoffreichen
Schwellenländern durchaus zu
Staatsbankrotten kommt. "Möglicherweise
zeigen die zusammengebrochenen Rohstoffmärkte
bereits, dass dieses Szenario näher
ist, als die meisten denken."