Das Inflationsgespenst ist zurück. Nachdem die Teuerung an den Börsen lange Zeit kaum eine Rolle spielte, gelten steigende Preise plötzlich wieder als reale Gefahr. Aus den Tiefen der Nordsee taucht der Anleger-Dämon genauso auf wie aus der nordchilenischen Atacama-Wüste oder dem Bundesstaat Minas Gerais im Osten Brasiliens. In den genannten Regionen werden Rohöl, Kupfer und Kaffee gefördert respektive angebaut. Innerhalb von einem Monat sind die Preise für diese drei wichtigen Rohstoffe jeweils prozentual zweistellig gestiegen.

Vor einem Jahr herrschte an den Warenterminmärkten pure Tristesse. Wegen prall gefüllter Lagertanks musste die Ölindustrie ihre Überschüsse mit Schiffen aufs Meer schicken. Die Kupferproduzenten blieben auf ihren Stangen und Drähten sitzen, während der Kaffee in den geschlossenen Lokalen ausrauchte.

Ein beachtliches Comeback

Folgerichtig stürzte der UBS Bloomberg CMCI Composite Index zu Beginn der Corona-Krise ab. Gegenüber dem Tief hat der mit dem gesamten Warenspektrum bestückte Gradmesser um mehr als 60 Prozent zugelegt. Hauptverantwortlich für das Comeback der Anlageklasse Rohstoffe ist China. Mit teils rigorosen Maßnahmen konnte Peking die Corona-Pandemie schnell eindämmen. Nach einem Rücksetzer im ersten Quartal 2020 brummt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wieder und lechzt regelrecht nach Rohstoffen.

Beispiel Kupfer: China hat sich mit dem rötlichen Metall eingedeckt und die Importe von Januar bis November 2020 um 43 Prozent erhöht. In den westlichen Industrienationen brach die Nachfrage mitunter zweistellig ein. Gleichwohl geht die International Copper Study Group (ICSG) davon aus, dass der globale Kupferbedarf in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres um 2,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019 gestiegen ist. Da viele Minen im Lockdown schließen mussten, war der Weltmarkt unterversorgt.

Knappheit prägt mittlerweile auch den Ölhandel. Weniger die Nachfrageseite als vielmehr die OPEC und ihrer Partnerländer sorgten im Energiesegment für die Wende. "Aktuell hat die OPEC+ die Produktion freiwillig um sieben Millionen Barrel täglich reduziert", erklärt Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Saudi-Arabien hält im Februar und März darüber hinaus eine Million Fass pro Tag zurück.

Überhitzungsgefahr bei Öl und Kupfer

Am 4. März kommt die OPEC+ virtuell zusammen, um die weitere Förderpolitik zu diskutieren. "Ab April dürften die Länder der Allianz angesichts höherer Ölpreise gewillt sein, ihre Produktion um 500 000 Barrel täglich zu erhöhen", erwartet Weinberg. Er geht außerdem davon aus, dass Saudi-Arabien die laufende einseitige Kürzung kaum fortführen wird. Vor diesem Hintergrund und angesichts des zuletzt "überschäumenden Optimismus" überwiegen für den Rohstoffexperten am Ölmarkt derzeit die Preisrisiken.

Aus unserer Sicht spricht die Aussicht auf eine sich normalisierende Mobilität für einen zumindest stabilen Ölpreis. Zu diesem Szenario passt ein Discountzertifikat (WKN: SD2 B7G) der Socie´te´ Ge´ne´rale: Wenn Brent-Öl Ende Juli bei 65 US-Dollar oder höher steht, wirft das Derivat eine Rendite von knapp einem Zehntel ab. Der Rabatt auf den Preis der Nordseegattung beträgt aktuell gut sechs Prozent.

Commerzbank Research erachtet auf kurze Sicht auch bei Kupfer & Co eine Korrektur für überfällig. Der zuständige Analyst Daniel Briesemann hält die Versorgungslage bei den Industriemetallen für weniger angespannt als häufig vermutet. "Ein Motiv hinter der Preisrally ist unseres Erachtens die Liquiditätsflut der Zentralbanken", schreibt er in einem Kommentar. Die stark steigenden Kupfernotierungen - das rote Metall steuert auf das vor zehn Jahren erreichte Allzeithoch zu - sieht er zudem als ein Zeichen für die laufende Wirtschaftserholung. Wegen seiner vielfältigen Einsatzfelder gilt Kupfer als ein treffsicherer Konjunkturindikator.

?In der allgemeinen Aufbruchstimmung bleibt Gold links liegen. Das Edelmetall notiert bei weniger als 1800 US-Dollar je Feinunze und damit rund 15 Prozent unter dem im vergangenen August erreichten Rekordhoch. Steigende Renditen am US-Anleihemarkt haben den Verkaufsdruck zuletzt verstärkt. "Dies macht Gold als zinslose Anlagealternative weniger attraktiv", erklärt Briesemann.

Er traut der Krisenwährung dennoch ein Comeback zu. "Am Ende des Jahres sehen wir Gold bei 2000 US-Dollar je Feinunze", bringt der Experte das Commerzbank-Kursziel auf den Punkt. Er verweist unter anderem auf die in der Corona-Pandemie massiv angewachsenen staatlichen Schuldenberge. Schon allein deswegen sei ein Ende der ultralockeren Geldpolitik nicht in Sicht. Wir teilen diese Einschätzung und sehen in der aktuellen Schwächephase eine Einstiegschance bei der Krisenwährung. Eine Möglichkeit dazu bietet das physisch besicherte Zertifikat Euwax Gold II.

Zurück zum Kaffee: Gerade hat der Terminkontrakt auf die für rund 70 Prozent der Weltproduktion stehende Arabica-Bohne einen wichtigen Widerstand geknackt. Dieses charttechnische Signal untermauert die in Ausgabe 6/2021 erläuterten fundamentalen Gründe für weiter steigende Notierungen. Mit einem Tracker-Zertifikat von Wisdomtree können sich Anleger Kaffee ins Depot holen.

Einen diversifizierten Einstieg in die Anlageklasse Rohstoffe ermöglicht ein Partizipationsprodukt der UBS. Für eine Gebühr von 0,75 Prozent p. a. bilden die Eidgenossen den mit knapp 30 Einzelwerten bestückten CMCI Composite Index ab. Die diversifizierte Benchmark dürfte ihre jüngste Gangart zwar kaum halten können, der Index bietet aber eine gute Möglichkeit, das Portfolio zu streuen, auf das Wachstum einer von den Corona-Fesseln befreiten Weltwirtschaft zu setzen und dabei auch noch dem Inflationsgespenst die Stirn zu bieten.

 


Auf einen Blick

Rohstoffe

Öl & Co werden über Terminkontrakte gehandelt. Um eine Lieferung zu vermeiden, sind Rohstoffinvestments auf den regelmäßigen Austausch von Futures angewiesen. Bei Zertifikaten erfolgt der Rollvorgang automatisch.