Der ehemalige CDU-Politiker und Ex-Ministerpräsident Roland Koch verrät im Interview bei BÖRSE ONLINE, welchen groben Fehler die Regierung bei der Rente macht, warum die CDU nicht schon früher in Aktien investiert hat und was ihm in Deutschland Hoffnung macht.
BÖRSE ONLINE: Die Bundesregierung hat eine sogenannte Rentenrevolution vorgestellt Dort soll es nun ein sogenanntes Generationenkapital geben. Wie haben Sie diese neuen Vorschläge aufgenommen?
Roland Koch: Der Einstieg in eine Kapitaldeckung, selbst wenn er eine überschaubare Größenordnung hier nur hat, ist ganz zweifellos ein richtiger Schritt. Die Aufgabe des demographischen Faktors, die damit ebenfalls beschlossen wird und zu kurzfristig höheren Rentenauszahlungen in den nächsten Jahren führen wird, ist aus meiner Sicht ein grober Fehler. Wir können mit dem, was an Kapitaldeckung in Deutschland noch möglich ist, jedenfalls in der Form, wie sie derzeit angegangen wird, die grundsätzlichen Probleme nicht ausreichend lösen. Das wird einen Beitrag leisten. Die Tatsache, dass da maximal im Jahr 2035 etwa 0,5 % des Rentenbeitrags mit kompensiert werden kann oder noch polemischer die Rentenauszahlung für eine Woche daraus gezahlt werden können, zeigt: Das ist ein Schritt, der für Vertrauensbildung in Kapitaldeckung notwendig ist. Aber er rechtfertigt nicht den Verzicht auf all die anderen Maßnahmen. Und ein Problem ist auch, wo dieses Geld vom Staat angelegt wird und wo es liegt.
Wird die Rente in Deutschland zweckentfremdet?
BÖRSE ONLINE: Was meinen Sie damit?
Roland Koch: In der Tat ist ja das Problem für jeden Staat und immer, dass er in ungeplante neue Herausforderungen kommt, für die er eigentlich nicht genug Geld hat und dann wieder auf die Töpfe zugreift, die er sich irgendwann mal als Reserven angespart hat. Das sehen wir ja jetzt auch etwa bei der CO2-Abgabe: Am Ende haben die Beteiligten das Geld zweckentfremdet, ohne dass sie noch an das Geld gedacht haben, das eigentlich eine der wesentlichen Motivationen einer sozial gerechten Umwelttransformation war. Und auch bei dem Generationenkapital der Rente ist das Geld eben auch weiterhin Staatsgeld. Es werden am Ende nämlich 200 Milliarden Euro Staatsgeld angelegt. Zwar wird es von einem unabhängigen Fonds verwaltet oder einem nahezu unabhängigen Fonds verwaltet. Aber es bleibt Staatsgeld. Es könnte also auch für andere Belange eingesetzt werden. Und es hat einen ganz speziellen Grund, warum es Staatsgeld bleibt.
Warum das Geld, welches die Bundesregierung für die Rente in Aktien anlegen will Staatsgeld bleibt, welche Parteien wirklich Schuld am Zustand Deutschlands sind und wo Roland Koch große Chancen für Deutschland sieht, das erfahren Sie jetzt im neuen Video auf unserem Youtube-Kanal BÖRSE ONLINE.
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