Als Chef des aktivistischen US-Investors Valueact steht Jeffrey Ubben im Ruf, keiner Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen. Seine Investmentfirma hat sich mit mehr als fünf Prozent bei Rolls-Royce eingekauft und ist damit der größte Aktionär des Motorenherstellers.
Schützenhilfe erhält er ausgerechnet von einem der stillen Vertreter der Branche: Robert Goldfarb, der eine der renommiertesten Investmentfirmen der USA leitet. Ruane, Cunnif & Goldfarb hat mit dem 1970 aufgelegten Flaggschiff-Fonds Sequoia Fund über viele Jahre sogar die Anlageergebnisse von Warren Buffett in den Schatten gestellt.
Der Fonds setzt nach wie vor die Anlagestrategie des 2005 verstorbenen Firmengründers William Ruane fort. Das Management um Firmenchef Goldfarb baut auf Unternehmen, die eine starke Marktposition einnehmen, hohe Markteintrittsbarrieren und eine gute Bilanz aufweisen und über Wachstumspotenzial verfügen.
Beim Motorenhersteller Rolls-Royce sieht sich Goldfarb gut aufgehoben. Die Briten sind bei Großraumflugzeugen neben General Electric größter Anbieter von Triebwerken. Das Triebwerksgeschäft lebt vor allem von Wartung und Ersatzteilen. Das gefällt Goldfarb, denn hier winken laufende Erträge über viele Jahre. Durch die neuen Triebwerke wie für den Airbus 330neo liegt der Anteil von Rolls-Royce in den Auftragsbüchern bei über 50 Prozent.
Weil der Anteil in der aktuellen Airbus-Flotte nur rund 33 Prozent beträgt, steht dem Wachstum wenig entgegen. Allerdings hatte das Management immer wieder -auch durch teure Akquisitionen wie etwa die deutsche Firma Tognum - versucht, die kleineren Bereiche wie Schiffsmotoren oder Generatoren auszubauen. Hier ist der Wettbewerb viel größer und die Abhängigkeit von der Konjunktur stärker.
Das Ergebnis der fehlgeleiteten Expansionspolitik fasst Goldfarb so zusammen: "Während die Erträge in der Luftfahrt mit rund 20 Prozent pro Jahr zulegten, wurden die Ergebnisse durch die anderen Bereiche verwässert."
Um dem Einhalt zu gebieten, wurde das Management vor gut einem Monat ausgetauscht. Der neue Mann an der Spitze heißt Warren East und war früher Chef beim Chipdesigner ARM. Als Ingenieur wird er die Produktion optimieren, aber auch die Konzernstruktur straffen. Dass East dabei nicht vom Kurs abkommt, dafür wird der streitbare Jeffrey Ubben sorgen, der einen Sitz im Verwaltungsrat anstrebt.
Bei Adobe und Microsoft ist ihm das gelungen. Beide Male haben Anleger in der Folge glänzend verdient. Und auch bei Rolls-Royce trauen ihm die Marktteilnehmer einiges zu. Die Aktie, die kürzlich auf ein Mehrjahrestief von 720 Pence gefallen war, hat sich zuletzt etwas erholt. Doch obwohl der Markt für Zivilflugzeuge boomt, ist der Wert immer noch fast 50 Prozent von seinen Höchstkursen bei 1300 Pence entfernt.