Wenn China die weltweit größte Volkswirtschaft geworden ist, werde auch seine politische Macht wachsen, warnt der bekannte Volkswirt Nouriel Roubini auf der Website ETF.com und befürchtet territoriale Streitigkeiten mit anderen Ländern in Asien: "Die Menschen sind besorgt wegen des Nahen Ostens, wegen Iran, Nordkorea oder sie sorgen sich darüber, was in der Ukraine und Russland passiert. Aber wenn man darüber nachdenkt, was die größte geopolitische Herausforderung unserer Zeit ist, dann ist eine größer als all die anderen: Es ist der Aufstieg Chinas - und wie wir ihn friedlich bewältigen."

Roubini, der als Professor an der zur New York University gehörenden Stern School of Business lehrt, beklagt einen zunehmenden Nationalismus in China und den angrenzenden Staaten. Dadurch würden territoriale Streitigkeiten angeheizt. Er zeigt sich überrascht, dass China von offizieller Seite das Verhältnis zu seinen Nachbarn mit dem Großbritanniens zu Deutschland am Vorabend des Ersten Weltkriegs vergleicht. "Geschichte muss sich nicht wiederholen und alle würden durch eine Eskalation solcher Konflikte verlieren. Aber Nationalismus kann manchmal die Oberhand über alle ökonomische Vernunft erlangen."

Roubini hält die Chinesen für "besessen" davon, ihr Wirtschaftswachstum oberhalb von sieben Prozent pro Jahr zu halten. Er selbst erwartet zwar für dieses Jahr noch ein Wachstum von sieben Prozent. 2015 hingegen werde es nur noch 6,5 Prozent betragen und 2016 sogar darunter fallen: "Wenn sich mein Ausblick bestätigt und China in den kommenden 24 Monaten weniger als sechs Prozent wächst, dann sind viele Überraschungen nicht im Markt eingepreist", warnt Roubini. "Wie beispielsweise in Rohstoffe oder in Yen denominierte asiatische Aktien."

(PD)