Vor elf Jahren ging in Deutschland der erste Offshore-Windpark ans Netz. Heute erzeugen 27 Windparks in deutschen Gewässern klimaneutralen Strom. Je nachdem, wie die Politik die Rahmenbedingungen änderte, wurden in manchen Jahren, wie etwa 2015, gleich mehrere Anlagen errichtet, aber in manchen Jahren, wie dem Jahr 2021, keine einzige. Das Geschäft mit Windkraft verläuft in Wellen. Jetzt sieht es so aus, als ob sich die Welle gerade wieder einmal auftürmt.
Ein Schwerpunkt des "Green Deals" der Europäischen Union ist der Ausbau der Windenergie vor den Meeresküsten. Bis 2030 soll sich die Kapazität der Windfarmen in Europa auf 60 Gigawatt verfünffachen. Die Offshore-Windkraft könnte in den kommenden Jahren zum wichtigsten Stromlieferanten in Europa werden. Nach einer Prognose der Internationalen Energieagentur dürfte der Anteil von heute zwei Prozent auf rund 25 Prozent steigen. In den USA sind im Konjunkturprogramm von Präsident Joe Biden allein zwölf Milliarden US-Dollar für den Ausbau der Offshore-Windenergie vorgesehen. Dazu kommen die Ausbaupläne der Ölkonzerne wie Totalenergies, BP, Equinor oder Royal Dutch Shell. Sie alle versuchen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, und investieren im großen Stil in erneuerbare Energien.
Vom Öl zur Windkraft
Diesen Weg ist Ørsted schon gegangen. Die Dänen haben sich innerhalb einer Dekade vom fossilen Energieunternehmen Dong in den Marktführer für Offshore-Windparks transformiert. Das letzte Ölgeschäft wurde 2017 verkauft. Aus Dong wurde Ørsted. Die konzentrierte Ausrichtung zahlt sich aus. Rund ein Viertel aller Windräder an den Küsten weltweit hat Ørsted verankert. Das dritte Jahr in Folge führen die Dänen die Liste der nachhaltigsten Energieunternehmen der Welt an. Ørsted liefert alles aus einer Hand: Projektierung, Bau, Betrieb und Vermarktung. Letzteres bringt die Erlöse. Projekte werden ganz oder teilweise an Partner wie Kommunen, große Investoren oder Energiefirmen weiterverkauft. Ende des Jahres übernahmen zwei große Investoren 50 Prozent eines riesigen Windparks, den die Dänen vor der Küste Taiwans errichten. Fast der gesamte Gewinn wird sich in den Ergebnissen von 2021 niederschlagen. Und es wird wieder Kapital für Reinvestitionen frei, was die Kreditkonditionen und die Betriebsabgänge vereinfacht.
Die Auftragswelle für die Dänen baut sich langsam auf. Einen ersten Kursschub könnte es schon Ende Juni geben, wenn die Dänen bei einer großen Ausschreibung in New Jersey (USA) Aufträge an Land ziehen. Die Analysten der Schweizer Bank UBS sehen großes Potenzial für Ørsted. Nach der Korrektur bietet sich eine gute Einstiegsgelegenheit. Das Kursziel der Schweizer liegt bei 1000 Kronen - umgerechnet rund 134 Euro.
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