Traditionell versucht die TV-Industrie im Herbst, die Menschen aus den Biergärten und Freibädern zurück vor den Fernseher zu locken. "Wir starten mit mehr als 20 neuen Formaten in die kommende Saison", sagt Frank Hoffmann, Programmgeschäftsführer von RTL Television. Mit Unterhaltungsshows wie "Dance Dance Dance" will der Sender, der zur RTL Group gehört, den Vorsprung gegenüber der privaten Konkurrenz ausbauen.

An der Börse machte die Aktie des Medienkonzerns zuletzt im Rennen mit DAX-Aufstieger ProSiebenSat.1 Boden gut. Dabei könnte es bleiben. Angetrieben vom Deutschland-Geschäft, hat RTL Fahrt aufgenommen. Im ersten Halbjahr steigerte das MDAX-Mitglied den Umsatz um 3,2 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro. Beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Amortisationen (Ebita) kam das Unternehmen um 8,6 Prozent auf 580 Millionen Euro voran.

Zwar blieb RTL damit etwas hinter den Erwartungen zurück, denn die Fußballeuropameisterschaft, übertragen von ARD und ZDF, hatte das Geschäft gebremst. Trotzdem verbesserte RTL in Deutschland den Halbjahresprofit das siebte Mal in Folge. "Das unterstreicht sowohl die Stärke unseres Geschäfts als auch diejenige des Marktes", erklärt Anke Schäferkordt, Co-Chefin des Medienkonzerns.

Auch der französische Sender M6 sowie die Produktionsgesellschaft Fremantle steigerten das Ergebnis. Zusammen mit ihrem Vorstandskollegen Guillaume de Posch erhöhte Schäferkordt die 2016er-Prognose. Statt einer stabilen Entwicklung erwartet das Führungsduo beim Ebita eine Steigerung zwischen einem und 2,5 Prozent.

Digitales Wachstum



Das positive Konsumklima in Deutschland spricht für ein starkes zweites Halbjahr. Hinzu kommt ein florierendes Digitalgeschäft. Von Januar bis Juni steigerte RTL die Erlöse hier um mehr als ein Fünftel. Die in diesem Segment angesiedelten Dienstleister standen im ersten Halbjahr hinter mehr als 123 Milliarden Onlinevideo-Abrufen. Seit 2014 ist der Umsatzanteil des Bereichs um fünf Punkte auf 9,2 Prozent gestiegen. Für einen zusätzlichen Schub soll die Übernahme des Onlinevideo-Vermarkters Smartclip sorgen, den RTL im März gekauft hat. "Smartclip passt perfekt zu unserer digitalen Strategie", sagt Schäferkordt.

In der Tat spricht die Ausrichtung des Medienkonzerns für mehr Wachstum. Da bei RTL überdies eine attraktive Dividendenrendite erwartet wird - gerade hat das Unternehmen eine Zwischenausschüttung angekündigt -, sehen wir gute Chancen, dass die Aktie ihre Seitwärtsphase beendet. Möglicherweise liefert der TV-Herbst den ersten Impuls.