In Reaktion auf die Invasion der Ukraine hat der Westen bisher beispiellose Finanzsanktionen gegen Russland verhängt. Dazu gehören Maßnahmen gegen die russische Zentralbank, aber auch der Ausschluss einiger russischer Banken aus dem internationalen Zahlungssystem Swift. Die Sberbank besaß Ende 2020 Vermögenswerte in Europa von 13 Milliarden Euro.
Nun zieht sich Russlands größtes Bankhaus Sberbank aus dem europäischen Markt zurück: Die Sberbank Europe AG mit Sitz in Wien ist eine 100-prozentige Tochter der mehrheitlich in Staatsbesitz befindlichen Sberbank in Moskau. In Deutschland ist die Sberbank Europe über eine rechtlich unselbstständige Zweigniederlassung tätig und tritt dort unter der Handelsmarke Sberbank Direct auf. Die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) hat für die Europa-Tochter in Wien bereits den Entschädigungsfall ausgerufen. Damit sei der Bank die Fortführung des Geschäftsbetriebs mit sofortiger Wirkung untersagt. Die Einlagensicherung sei mit dem Institut in Kontakt und bereite die Abwicklung der Auszahlung vor, erklärte die Behörde am Dienstag.
Die Bankaufsicht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte zuvor festgestellt, dass Anleger bei dem Institut nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine erheblich Geld abgezogen hatten. Der Sberbank Europe AG sowie deren Tochtergesellschaften in Kroatien und in Slowenien drohe möglicherweise die Zahlungsunfähigkeit. Das Kapitalniveau und die Qualität der Vermögenswerte reiche aber aus, um alle Sparer auszuzahlen, heißt es.
Die Einlagen der europäischen Sparer sind bis zu einer Summe von 100.000 Euro geschützt. Für die Entschädigungssumme müssen anteilig die österreichischen Banken aufkommen. Die Gelder würden auf einem eigens für diesen Sanierungsfall eingerichteten Auszahlungskonto der österreichischen Einlagensicherung (ESA) bereitstehen, hieß es. Nach Angaben der ESA vom Montag lagen die von ihr gedeckten Einlagen bei der Sberbank Europe AG per 26. Februar bei rund 1,1 Milliarden Euro. Rund 35.000 Kunden der Sberbank Europe würden Einlagen in Höhe von einer Milliarde Euro halten, wovon 913 Millionen Euro gesichert seien, teilte die ESA am Mittwoch mit. Die Kunden seien fast ausschließlich deutsche Privatkunden. Für rund 120 österreichische Einleger, vor allem Firmenkunden, werde die ESA das Entschädigungsverfahren direkt abwickeln. Der Rückzug aus Europa betrifft laut der Bank aber nicht die Geschäftsaktivitäten des Instituts in der Schweiz.
"Die Entschädigungseinrichtung der deutschen Banken wird in Abstimmung mit der ESA dafür sorgen, dass auch in Deutschland alle anspruchsberechtigten Einleger rasch und unkompliziert zu ihrem Geld kommen", sagte ESA-Geschäftsführer Stefan Tacke. In den nächsten Tagen würden alle Einleger einen Brief der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) erhalten, in dem die erforderlichen weiteren Schritte erklärt werden. Die ESA werde nach derzeitigen Informationen über ein Insolvenzverfahren den größten Teil der von ihr nun für die Entschädigung verwendeten Finanzmittel wieder zurückbekommen.
iw/rtr/dpa-AFX