Diese lehnt vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise einen Verkauf der Öl- und Gasfelder von Dea in der britischen Nordsee an die Russen ab. Die Regierung in London kann den Verkauf nicht verbieten, sie kann dem Käufer aber Förderlizenzen entziehen.
Terium hatte die Trennung von der Tochter mit Sitz in Hamburg im März 2013 angekündigt und vor einem Jahr die LetterOne-Gruppe um den russischen Oligarchen Michail Fridman als Käufer präsentiert. Während die Bundesregierung und die EU-Kommission schon vor Monaten dem Deal zustimmten, gibt es in Großbritannien vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise Widerstand. Die Regierung in London befürchtet im Fall von Sanktionen des Westens gegen LetterOne Einschränkungen bei der Ausbeutung der Felder. Sie werde daher gegebenenfalls den Weiterverkauf der zwölf Gas- und Ölfelder an eine dritte Partei verlangen, hatte das Energieministerium am Samstag erklärt. Der Wert dieser Felder wird auf eine Milliarde Euro geschätzt.
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SONDERREGELUNG FÜR BRITISCHES DEA-GESCHÄFT
Im Januar hatten RWE und LetterOne wegen der Bedenken in London eine Vereinbarung getroffen. LetterOne habe sich verpflichtet, das britische Dea-Geschäft mehrere Jahre getrennt von den restlichen Dea-Aktivitäten zu halten, hatte der Essener Konzern erklärt. "Im unwahrscheinlichen Fall von Sanktionen gegen die LetterOne-Gruppe oder ihre Eigner bleibt RWE innerhalb des ersten Jahres nach dem Vollzug der Transaktion verpflichtet, die britischen Dea-Aktivitäten zurückzuerwerben."
LetterOne veröffentlichte ein Schreiben an den britischen Energieminister Edward Davey. Darin zeigten sich die Investoren tief enttäuscht über dessen Mitteilung vom Samstag, hätten sie doch dessen Bedenken inzwischen Rechnung getragen. Sollte das Ministerium auf einen Weiterverkauf beharren, werde die Gruppe rechtliche Schritte prüfen. Dazu gehörten gegebenenfalls auch Schadenersatzforderungen.
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OLIGARCH FRIDMAN: WOLLEN DEA-GESCHÄFT WEITER AUSBAUEN
RWE-Chef Peter Terium warb derweil für die Transaktion. Diese lohne sich für alle Beteiligten. "Wir haben für die Dea einen strategischen Käufer gefunden, der langfristig in das Geschäft mit der Öl- und Gasförderung investieren möchte und das Unternehmen in eine gute Zukunft führen wird." Der Manager will mit den Einnahmen aus dem Verkauf den auf 31 Milliarden Euro angeschwollenen Schuldenberg zumindest ein wenig abbauen. Auch der LetterOne-Oligarch Fridman versuchte, Bedenken erneut zu zerstreuen. "Unser Anspruch ist es, das Geschäft von Dea weiter zu entwickeln und wachsen zu lassen", sagte er. Dea hält Anteile an rund 190 Öl- und Gaslizenzen in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika. 2013 fuhren die 1500 Beschäftigten einen Gewinn von rund 500 Millionen Euro ein - etwa ein Zehntel des RWE-Ergebnisses.
Terium trotzt mit dem Verkauf nicht nur der britischen Regierung, sondern auch den jüngsten Pleiten, die es bei Transaktionen mit Russland gab. Erst kurz vor Weihnachten hatte der Chemieriese BASF einen milliardenschweren Anteilstausch mit dem russischen Gazprom -Konzern abgeblasen. Das Stahlunternehmen Salzgitter rechnet mit Einbußen im Röhrengeschäft, nachdem Gazprom kürzlich den milliardenschweren Bau der South-Stream-Gaspipeline aufgegeben hatte. RWE hatte angekündigt, den Dea-Verkauf 2015 verbuchen. Die Bilanz für das vergangene Jahr legt Terium am 10. März vor.
Reuters