Im Zuge des Krieges in der Ukraine rutschen die Aktienkurse russischer Energieversorger wie Gazprom ab. Für deutsche Unternehmen wie RWE, E.ON oder Nordex geht es derweil nach oben. RWE und E.ON spielt vor allem die Diskussion um eine mögliche Laufzeit-Verlängerung für deutsche Atom- und Kohlekraftwerke in die Karten. Während die Aktien der RWE zeitweise um mehr als drei Prozent im Plus notierten, kletterten die Papiere des Rivalen E.ON um knapp ein Prozent nach oben. Der Leitindex DAX, in dem beide Unternehmen notiert sind, gab indes mehr als zwei Prozent nach.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) gab bekannt, dass er angesichts der sich zuspitzenden Eskalation im Konflikt um den Ukraine-Krieg zwischen den westlichen Staaten und Russland längere Laufzeiten von Kohle- und Atomkraftwerken in Deutschland nicht ausschließe. In der ARD-Sendung "Bericht aus Berlin" sagte er am Wochenende, dass er eine weitere Nutzung der Atomenergie in Deutschland nicht "ideologisch abwehren" werden. Dem Vorschlag steht jedoch große Skepsis gegenüber. So hatten die drei deutschen Energiekonzerne E.ON, RWE und EnBW den Vorschlag am Samstag bereits zurückgewiesen. Die Vorbereitungen der Abschaltung seien schon so weit fortgeschritten, "dass die Atomkraftwerke nur unter höchsten Sicherheitsbedenken und möglicherweise mit noch nicht gesicherten Brennstoffzulieferungen weiterbetrieben werden könnten". Die Vorprüfung habe ergeben, dass ein Weiterbetrieb nicht helfe, so Habeck. Den Aktien kam das Gedankenspiel dennoch zugute.
Als Alternative zu russischem Gas sieht Habeck die Einfuhr von Flüssiggas (LNG) oder die Nutzung von Kohlekraftwerken. Langfristig gehe an alternativen, erneuerbaren Energien aber kein Weg vorbei. Zudem wolle man sich so aufstellen, dass man sich aussuchen könne, mit welchem Land man Energiepartnerschaften aufbaue. Womöglich wolle man sich von russischem Gas, Öl oder Kohle verabschieden. Die Hoffnung auf eine beschleunigte Energiewende zeigte sich etwa im Kursplus des deutschen Windkraftanlagenbauers Nordex. Die Aktie legte in der Spitze um rund 18 Prozent zu. Auch für den Rivalen Vestas sowie die Ökostrom-Versorger Siemens Gamesa und Orstedt ging es nach oben.
Einschätzung zu den Aktien von RWE, E.ON und Nordex
Die drei deutschen Versorgungsunternehmen profitieren derzeit davon, dass die russische Konkurrenz im Zuge des Ukraine-Krieges unter Druck geraten ist. Nordex spielt außerdem eine mögliche Beschleunigung der Energiewende in die Karten. Die Papiere von RWE, E.ON und Nordex bleiben weiterhin ein Kauf.
iw/rtr