Die Rückzahlung der vom Bund zu Unrecht erhobenen Atomsteuer, Verkäufe von Beteiligungen oder im Fall von E.ON eine Kapitalerhöhung haben die Kassen gefüllt. Zudem haben die Strompreise wieder angezogen. Investoren erwarten auch Aussagen zur Strategie, Dividendenpolitik und Investitionen.

"Die Versorger haben jetzt mehr finanziellen Spielraum", sagt der Portfolio-Manager der Deka, Michael Schneider. Auch die Strompreise würden vermutlich weiter steigen. "Es wird eine Verknappung im Erzeugungsbereich geben." Neue Kraftwerke seien kaum ans Netz gegangen und Ende 2022 ziehe das letzte AKW hierzulande den Stecker.

E.ON könnte Aktionäre an Gewinnen beteiligen



E.ON-Chef Johannes Teyssen hatte für 2016 noch einen Verlust von 16 Milliarden Euro präsentiert. In den ersten neun Monaten 2017 verdiente E.ON wieder fast vier Milliarden Euro. Die Frage ist, was der Konzern mit dem ganzen Geld anfängt. "E.ON wird wahrscheinlich in Netzwerke, Ökostrom und Digitalisierung investieren", vermutet Schneider.

Die Netze seien das Rückgrat der neuen Energiewelt, weshalb sich E.ON davon auch trotz des Verlangens aktivistischer Investoren wie Knight Vinke nicht trennen sollte, betont der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Joachim Kregel. In Erneuerbare Energien werde E.ON wohl deutlich weniger investieren als zuletzt, da sich das regulatorische Umfeld in vielen Ländern verschlechtert habe. "Am besten wäre es, wenn sie das Geld den Aktionären geben würden", findet Union-Investment-Fondsmanager Thomas Deser. "Das wäre besser, als in Großprojekte wie etwa Offshore-Windparks zu investieren." Die Experten der Societe Generale rechnen damit, dass der Konzern seine Dividenden-Ausschüttungsquote anheben wird. Teyssen hat angekündigt, mindestens 65 Prozent statt bislang 50 bis 60 Prozent auszuschütten. Bis 2020 werde dieser Wert wohl auf über 71 Prozent steigen, vermutet die Societe Generale.

Kommunen - RWE sollte Mehrheit an Innogy behalten



Auch der Konkurrent RWE hat das Tal der Tränen hinter sich gelassen. 2016 hatte der Konzern 5,7 Milliarden Euro Miese eingefahren. In den ersten neun Monaten 2017 verdienten die Essener unter dem Strich 2,2 Milliarden. RWE-Chef Rolf Martin Schmitz erwägt, in Kohle- und Gaskraftwerke zu investieren. Für Zukäufe oder Neubauten habe der Konzern 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. RWE wette mit seiner Kraftwerksstrategie darauf, dass in Deutschland künftig die Bereitstellung von Kraftwerken zur Absicherung des schwankenden Ökostroms bezahlt werde, kritisiert Union-Investment-Experte Deser. Dies sei aber nicht sicher.

Unklar ist, wie es mit der Führung der Ökostromtochter Innogy weiter geht und mit dem Restpaket von 77 Prozent, das RWE noch hält. Als Nachfolger des nach einer Gewinnwarnung geschassten Vorstandschefs Peter Terium wird unter anderem der frühere Chef der RWE Deutschland AG, Arndt Neuhaus, gehandelt. Der frühere Rivale Teriums hatte 2016 den Konzern verlassen müssen. Als weitere Kandidaten gelten der Chef der Kölner Rheinenergie und Innogy-Aufsichtsrat Dieter Steinkamp sowie Innogy-Netzchefin Hildegard Müller oder EnBW-Chef Frank Mastiaux. Vorerst wird wohl Interimschef Uwe Tigges den Konzern führen, der unter anderem mit Problemen beim Strom-Vertrieb in Großbritannien kämpft.

Hartnäckig halten sich Spekulationen, RWE könne seinen Innogy-Anteil gegen eine Beteiligung an einem ausländischen Versorger wie die französische Engie, die italienische Enel oder Iberdrola aus Spanien eintauschen. Die kommunalen RWE-Aktionäre mit ihrem RWE-Anteil von 23 Prozent halten davon wenig: "Eine Minderheitsbeteiligung im Ausland würden wir sehr kritisch prüfen", stellt der Geschäftsführer des Verbandes kommunaler RWE-Aktionäre, Ernst Gerlach, klar.

rtr