Die Zahlen zum abgelaufenen dritten Quartal von Ryanair können sich eigentlich sehen lassen: Der Billigflieger steigerte den Umsatz im Jahresvergleich um 21 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Der Gewinn kletterte dabei auf 88 Millionen Euro, nach einem Minus von 66 Millionen im Vergleichsquartal des Vorjahres. Das Passagieraufkommen stieg um sechs Prozent auf 36 Millionen Fluggäste.
Aufgrund des andauernden und weltweiten Flugverbots der Boeing 737 MAX ist Ryanair jedoch nicht in der Lage sein selbst gestecktes Ziel von 200 Millionen Passagieren bis 2024 zu erreichen. Dies sei eigenen Angaben zufolge erst in 2025/26 möglich. Es fehlten einfach die nötigen Flugzeuge, hieß es weiter. Die 737 MAX war als Rückgrat der Flotte geplant. Insgesamt wurden 210 Maschinen bei Boeing geordert und schon im kommenden Sommer sollten 58 davon im Einsatz sein. Weil jedoch niemand genau weiß, wann die Behörden den Flugbetrieb mit der MAX wieder genehmigen, gestalten sich die Prognose zum weiteren Passagierwachstum schwierig.
Hinzu kommen Unsicherheiten bei Treibstoffkosten, hohe Landegebühren an einigen Flughäfen und weltweite Streckensperrungen wegen des sich ausbreitenden Coronavirus. Rentabilitätsprobleme verschiedener Standorte der Airline sorgen auch für weiteren Kostendruck. Daher wurde am 8. Januar der Ryanair-Standort in Hamburg geschlossen und am 20. März folgt die Basis in Nürnberg. Weitere Standorte in Deutschland stehen auf der Kippe.
Auch hat der irische Billigflieger mit der Konkurrenz von Easyjet, SunExpress und Wizz zu kämpfen, die Ryanair auf einige lukrativen Strecken Marktanteile abluchsen. Vor diesem Hintergrund kündigte Ryanair an, 111 neue Flugrouten in 2020 bedienen zu wollen, die für steigende Umsätze sorgen sollen. Diese neuen Routen können mit den vorhandenen Maschinenkapazitäten geflogen werden.
Unsere Einschätzung
Der Titel von Ryanair ist innerhalb eines Jahres über 34 Prozent auf rund 15 Euro geklettert und legte heute im frühen Handel nach Bekanntgabe der starken Quartalszahlen rund drei Prozent zu. Jedoch lasten mittelfristig die Unwägbarkeiten bei der Aufstockung der Flugzeugflotte - und damit beim Passagieraufkommen - sowie der wachsende Konkurrenzdruck anderer Billigflieger auf den Wachstumsaussichten der Airline. Daher stufen wir die Papiere von Ryanair auf "Beobachten" mit Kursziel 11 Euro und Stopp bei 8,50 Euro ein.