Einschließlich der defizitären Ex-Air-Berlin-Tochter Laudamotion rechnet Ryanair-Chef Michael O'Leary für das bis Ende März laufende Geschäftsjahr 2019/2020 mit einem Nettoergebnis zwischen 750 und 950 Millionen Euro nach 880 Millionen Euro im Vorjahr. "Offen gesagt, wenn wir durch eine Phase zermürbender Preiskriege gehen, werden die Gewinne ein oder zwei Jahre leiden", erklärte O'Leary per Videobotschaft. In den kommenden vier, fünf Jahren gehe es aber wieder andersherum, wenn sich die Hand voll größten Airlines in Europa durch Konsolidierung stärkten und beim Kapazitätswachstum disziplinierten.

Das Gewinnziel für das laufende Jahr verfehlte damit die schon zurückhaltende Analysten-Prognose von 977 Millionen Euro im Schnitt. Die Aktie fiel daher zu Handelsbeginn um sechs Prozent, obwohl Ryanair zugleich einen Aktienrückkauf für insgesamt 700 Millionen Euro ankündigte.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr führten niedrige Flugpreise, Zurückhaltung der britischen Kunden wegen der Unsicherheit um den Brexit und Kosten durch den Ausfall des Boeing-Unglücksmodells 737 MAX zum schwächsten Nettogewinn bei Ryanair seit vier Jahren. Nach Steuern erwirtschaftete der Billigflieger, ohne die gut 120 Millionen Euro Verlust von Laudamotion, einen Gewinn von 1,02 Milliarden Euro nach zuvor 1,45 Milliarden Euro. Einschließlich des Laudamotion-Verlustes brach das Ergebnis um 39 Prozent ein. Der Umsatz stieg um sechs Prozent auf 7,56 Milliarden Euro. Enttäuschend sei vor allem der um Treibstoffausgaben bereinigte Kostenanstieg um zwei Prozent, erklärte Gerald Khoo, Analyst von Liberum.

Für den Sommer erwartet O'Leary niedrigere Flugpreise als im Vorjahr, im Winter dank reduzierter Kapazitäten am Markt höhere, sodass er für das Gesamtjahr eine Spanne von minus zwei bis plus einem Prozent prognostizierte. Auch die Erzrivalen Easyjet und Lufthansa rechnen mit einem schwachen Jahr, die Reisekonzerne Thomas Cook und TUI mit deutlichem Gewinnrückgang.

Die Passagierzahl will Ryanair einschließlich Laudamotion um acht Prozent steigern auf 153 Millionen. Lufthansa hatte den Konkurrenten im vergangenen Jahr mit gut 142 Millionen Fluggästen überflügelt, rechnet für 2019 aber nur mit vier Prozent Zuwachs. Der Dax-Konzern drosselt das Wachstum, um die überlastete Infrastruktur im Flugbetrieb zu entlasten und Verspätungen oder Flugausfällen vorzubeugen.

Ryanair als Betreiber einer reinen Boeing-Flotte ist auch vom Ausfall des Unglücksmodells 737 MAX betroffen, weil die neuen spritsparsameren Flieger noch nicht eingesetzt werden können. Die Iren haben 135 Exemplare bestellt und eine Option auf 75 weitere. Die ersten fünf sollten von April bis Juni in Dienst genommen werden. Jetzt rechnet O'Leary mit einem Einsatz ab November, wenn die US-Luftfahrtaufsicht das nach zwei Abstürzen weltweit gesperrte Modell im Juli oder August wieder freigeben und Europa ein, zwei Monate später nachziehen sollte. Für entstandene Zusatzkosten wolle Ryanair bei Boeing auf Entschädigung dringen, erklärte Finanzchef Neil Sorohan.

rtr