Doch zum Jahresende gab es erste Anzeichen einer Erholung. Die Nachfrage belebt sich. Die Stahlerzeugung kommt dem steigenden Bedarf nicht so schnell hinterher. Der Engpass sorgt für höhere Preise. Eine Tonne Stahl kostet inzwischen mehr als 700 Euro, nachdem der Preis im vergangenen Jahr bis auf 400 Euro gefallen war. Für das laufende Jahr geht der Branchenverband Eurofer nun von einer Steigerung der Nachfrage um 13,3 Prozent auf 152 Millionen Tonnen aus. Auch damit würde die Nachfrage noch leicht unter dem Niveau von 2019 liegen. Allerdings würden die Stahlhersteller höhere Preise erzielen. Darauf setzt der deutsche Stahlkocher Salzgitter. In dem Maß wie der Gegenwind der Pandemie schwächer wird, steigen die Chancen für einen Aufschwung der Automobilindustrie und des Maschinenbaus. Weil das Auftragsbuch schon jetzt gut gefüllt ist und Salzgitter im zweiten Halbjahr mit weiter anziehenden Stahlpreisen rechnet, sollte die Rückkehr in die schwarzen Zahlen zu schaffen sein.
Aurubis als Joker
Preise und Nachfrage sind nicht die einzigen Faktoren. Vielmehr stehen die europäischen Stahlhersteller vor einer Konsolidierung. Nach wie vor sind die Überkapazitäten nicht bereinigt. Gerade hat Thyssenkrupp die Gespräche mit Liberty Steel erst einmal abgebrochen, es sieht danach aus, als ob Thyssen den Alleingang beschreiten will. Das wird die Konsolidierung aber kaum behindern, auch weil die regulatorischen Anforderungen an den Klimaschutz hoch sind.
Die Stahlindustrie steht für rund ein Drittel des industriellen C02-Ausstoßes. Der Umbau von fossilen Brennstoffen auf klimaneutralen Wasserstoff erfordert hohe Investitionen, die mit Zusammenschlüssen leichter zu stemmen sind.
Bisher hat sich der Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann vehement gegen einen Zusammenschluss mit Thyssenkrupp Steel Europe gewehrt. Doch im Sommer geht Fuhrmann in den Ruhestand. Ob der Chefwechsel diese Stahlfusion ermöglichen könnte? Ein neues Management hat aber mehr Optionen als die Stahl-Ehe.
Salzgitter ist mit rund 30 Prozent an Aurubis beteiligt. Der Kupferveredler profitiert von der guten Konjunktur des roten Metalls und von Synergien bei der Integration des Recyclingspezialisten Metallo. Eine Option für Salzgitter wäre die Fusion der Aktivitäten, der Aufbau eines in Europa führenden Spezialisten für Industriemetall. Bei so einer Fusion würden wohl auch hohe Reserven gehoben. Salzgitter wird an der Börse mit 1,5 Milliarden Euro bewertet. Die gehaltenen Aktien von Aurubis haben aber schon einen Wert von rund einer Milliarde.