Zuversichtlich stimmt auch die Charttechnik. Denn der Kurs bewegt sich in einem langfristigen Aufwärtstrend. Allerdings gilt das nur für die in Deutschland gehandelten GDRs. Bei den an der Heimatbörse in Seoul gehandelten Aktien sieht es dagegen etwas anders aus. Auf Basis von südkoreanischen Won tritt der Aktienkurs schon seit April 2012 auf der Stelle. Weil es letztlich auf die Kursentwicklung an der Heimatbörse ankommt, ist das charttechnische Bild somit nur als neutral einzustufen.
Ähnlich wie bei der Charttechnik ist es auch bei der Einschätzung der fundamentalen Lage wichtig, etwas genauer hinzuschauen, als nur an der Oberfläche zu kratzen. Zunächst sieht man da ein Unternehmen, das mit 197 Niederlassungen in 72 Ländern zu einem der größten Elektronikkonzerne weltweit aufgestiegen ist. Das Unternehmen hat es dabei geschafft, sich global eine führende Position bei Smartphones, Halbleitern, Speicherchips, LCD-Fernsehgeräten und Displays aufzubauen. Speziell mit den Smartphones hat Samsung in der öffentlichen Wahrnehmung dabei zuletzt sein Image aufpoliert. Was die Zahl der verkauften Geräte angeht, liegt man hier vor der Tech-Ikone Apple und mit dem offenbar für Anfang September erwarteten Marktstart des neuen Galaxy Note 4 Smartphones hat man offenbar zumindest zeitlich auch gegenüber dem neuen iPhone 6 von Apple die Nase vorne.
Auf Seite 2: Die größten Herausforderungen der Koreaner
Wachsende Billigkonkurrenz eine Herausforderung
Doch der Eindruck, bei den Südkoreanern wäre alles in Butter, trügt. Vielmehr hat man mit größeren und kleineren Problemen zu kämpfen. Unter anderem zählen dazu ständige Patentstreitereien, die mit wechselnden Konkurrenten ausgefochten werden. Zuletzt hat beispielsweise Microsoft Samsung Electronics wegen Vertragsbruchs verklagt und den Südkoreanern vorgeworfen, gegen eine im Jahr 2011 abgeschlossene Patent-Vereinbarung zum Einsatz des Betriebssystems "Android" in die eigenen Smartphones verstoßen zu haben.
Während sich Dinge wie diese beim Nachweis eine tatsächlichen Verstoßes mit einer Strafzahlung begleichen lassen, ist eine andere Gefahr nicht so einfach zu beseitigen: Gemeint ist damit die wachsende Konkurrenz, die von den chinesischen Billiganbietern ausgeht. Jüngsten Meldungen zufolge hat der lokale Hersteller Xiaomi im vergangenen Quartal die Spitzenposition im Smartphone-Geschäft in China, dem weltgrößten Smartphone-Markt, mit einem Absatz von knapp 15 Millionen Geräten von Samsung übernommen. Laut dem Marktforschungsunternehmen IDC sackte auch Samsungs Weltmarktanteil bei Smartphones im Frühjahr von 32,3 Prozent auf 25,2 Prozent ab.
Es wird spannend sein zu beobachten, wie der Konzern auf den Marktanteilsverlust antworten wird. Das Finden einer passenden Reaktion wird dabei auch dadurch erschwert, dass sich der Chairman Lee Kun Hee nach einer Herzattacke nun schon den dritten Monat in Folge im Krankenhaus befindet. Durch den Krankheitsfall wird es auch nicht gerade einfacher für Lee Kun Hee und seine Familie, beim angedachten Konzernumbau eine Lösung dafür zu finden, wie sie Samsung auch künftig kontrollieren können. Im Zuge des Umbaus sollen Teil des Imperiums separat an die Börse gebracht werden.
Auf Seite 3: Ein ehrgeiziges Investitionsprogramm
Investitionsprogramm weiterhin sehr ehrgeizig
Alles das schlägt sich längst auch bremsend auf die Ergebnisse nieder. So musste Samsung zuletzt das dritte Quartal in Folge einen Gewinnrückgang hinnehmen. Konkret sanken der Umsatz um 2,5 Prozent auf 52,35 Billionen Won und der Nettogewinn um 20,5 Prozent auf 6,25 Billionen Won. Die Konsenserwartungen der Analysten von 6,83 Milliarden Won wurden somit verfehlt. Hauptverantwortlich dafür waren laut den Analysten von Raiffeisen Research die wie bereits erwähnt eher matte Entwicklung im Smartphone-Geschäft sowie über die Währungsschiene der starke Won.
Enttäuscht wurde außerdem auch die Hoffnung auf eine kräftige Anhebung der Dividende. Die angekündigte Zwischendividende bleibt gegenüber dem Vorjahr auf unverändertem Niveau und mit geschätzten 1,2 Prozent fällt die Dividendenrendite nicht gerade üppig aus. Das Unternehmen zieht es weiter vor, möglichst viel Geld in die Forschung und Entwicklung sowie das Marketing zu stecken. Meldungen zufolge soll das ehrgeizige Investitionsprogramm jedenfalls fortgesetzt werden und wie schon zuletzt mehr als umgerechnet 17,2 Milliarden Euro investiert werden. 10,4 Milliarden Euro sollen davon alleine in die Entwicklung neuer Halbleitertechnologien fließen. Weitere 3,6 Milliarden Euro sollen in die Entwicklung und Fertigung von Displays gesteckt werden.
Geht es nach den Analysten von Jefferies sollen sich diese Investitionen aber auszahlen. Nach ihrem Verständnis wird es dadurch gelingen, die Kosten zu senken und weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch deshalb bleiben sie bei ihrer Kaufempfehlung für den Titel. Zur Begründung wird außerdem auch auf die Bewertung verwiesen, bewegt sich das KGV doch am unteren Rand der in den vergangenen zehn Jahren gültigen KGV-Bewertungsbandbreite von sechs bis zwölf.
Auf Seite 4: Was für einen Einstieg bei Samsung spricht, und was dagegen
Fazit