Der Dax markierte mit 11.291,36 Punkten zeitweise ein Zwölf-Monats-Hoch und notierte am frühen Nachmittag noch 0,6 Prozent im Plus bei 11.261 Zählern. Der EuroStoxx50 legte ähnlich stark auf 3226 Punkte zu. Der europäische Banken-Index gewann 1,1 Prozent. Investoren hätten derzeit offenbar keine Angst vor größeren Rückschlägen, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Ein Rücksetzer sei aber überfällig. Dax und EuroStoxx50 haben in den vergangenen zehn Tagen jeweils etwa sieben Prozent zugelegt. Das ist für beide Indizes die größte Rally seit etwa fünf Monaten.
Für reichlich Gesprächsstoff auf dem Börsenparkett sorgten die Beratungen der US-Notenbank. Eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte am Mittwoch gilt zwar als sicher, Börsianer warten aber gespannt auf die begleitenden Kommentare von Fed-Chefin Janet Yellen. "Die Sitzung kann bedeutsamer sein, als es den Anschein macht", betonte Francois Rimeu, leitender Portfoliomanager beim Vermögensverwalter La Francaise. Die große Frage sei, ob Yellen für 2017 mehr als die allgemein erwarteten zwei Zinserhöhungen signalisiert.
Dollar-Anleger könnten den Fed-Entscheid dazu nutzen, Gewinne mitzunehmen, sagte Analyst Hamish Pepper von der Barclays Bank. Zum einen habe die US-Währung in den vergangenen Wochen kräftig zugelegt, zum anderen sei der Dezember für ihn generell ein schwacher Monat. Am Dienstag verbilligte sich der Euro um etwa einen Drittel US-Cent auf 1,0610 Dollar.
UNICREDIT TROTZ GROSSER KAPITALERHÖHUNG IM AUFWIND
Bei den Finanzwerten stand Unicredit im Rampenlicht. Ihre Aktien stiegen um bis zu 9,3 Prozent, obwohl die italienische HVB-Mutter bis zu 13 Milliarden Euro frisches Kapital benötigt, um Löcher in der Bilanz zu stopfen und den Abbau fauler Kredite zu finanzieren. "Das ist zwar eine bittere Pille, dank der Kapitalerhöhung und des Restrukturierungsprogramms wird die Bank aber in einer viel besseren Verfassung sein", sagte Koen De Leus, Chef-Volkswirt der Bank BNP Paribas Fortis. Daneben helle die Aussicht auf staatliche Hilfen für Banca Monte dei Paschi di Siena (BMPS) die Stimmung auf. Die italienische Regierung will dem ältesten Geldhaus der Welt beispringen, sollte es nicht genügend Geld bei privaten Investoren einsammeln. Monte Paschi bauten ihre Vortagesgewinne um 1,6 Prozent aus.
Mit Erleichterung reagierten Investoren außerdem auf das Kabinett des designierten Ministerpräsidenten Paolo Gentiloni. Die geringen Personalveränderungen beruhigten Anleger, sagte Anlagestratege Christian Lenk von der DZ Bank. Vor diesem Hintergrund deckten sich einige von ihnen wieder mit italienischen Anleihen ein. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel auf 1,904 von 2,008 Prozent.
VIVENDI STEIGT BEI BERLUSCONI-FIRMA MEDIASET EIN
Mit einem Kursplus von zeitweise mehr als 26 Prozent sorgte Mediaset für Furore. Der Einstieg des französischen Konkurrenten Vivendi verhalfen den Aktien des italienischen Medienunternehmens zum größten Kurssprung der Firmengeschichte. Vivendi hat sich eigenen Angaben zufolge drei Prozent an der Firma des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi gesichert. Die Beteiligung solle "für den Anfang" auf zehn bis 20 Prozent aufgestockt werden. Vivendi notierten in Paris 0,2 Prozent im Minus. Der Konzern liegt wegen eines geplatzten Pay-TV-Deals seit Monaten mit Mediaset im Clinch.
rtr