Santander kündigte am Donnerstag den Verkauf neuer Aktien im Volumen von 7,5 Milliarden Euro an. Zudem soll 2015 mit 20 Cent je Aktie nur noch ein Drittel der bisherigen Summe an Aktionäre ausgeschüttet werden. Einige Analysten hatten seit langem kritisiert, die größte Bank der Euro-Zone habe eine eher dünne Kapitaldecke und sei bei der Dividende zu generös. Ana Botin setzt damit nach nur wenigen Monaten im Amt weiter auf eine eigene Handschrift. Sie hat den Posten von ihrem Vater Emilio übernommen, der die Bank 28 Jahre lang führte und im September starb. Ana hatte bereits im November den Chefposten neu besetzt.
Santander gab am Donnerstag nach Börsenschluss zudem vorläufige Zahlen zum Geschäftsjahr 2014 bekannt. Demnach dürfte der Gewinn um rund 30 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro gestiegen sein. Dazu hätten höhere Zinseinnahmen und ein Rückgang fauler Kredite beigetragen. Die Einnahmen stiegen um sechs Prozent.
Die Kapitalerhöhung wollte Santander im beschleunigten Verfahren binnen Stunden über die Bühne bringen. Das Volumen entspricht knapp zehn Prozent der bisherigen Kapitaldecke. Insidern zufolge gab es noch am Donnerstagabend ausreichend Interesse für den Kauf der Papiere in einer Preisspanne von 6,18 bis 6,50 Euro pro Stück. Der Ausgabepreis lag Santander zufolge am unteren Ende bei 6,18 Euro. Am Donnerstag kostete die Aktie bei Handelsschluss 6,85 Euro.
Das frische Geld will Santander zum Wachstum auf seinen Kernmärkten nutzen, darunter Spanien, Brasilien, Großbritannien und den USA. "Das Ziel des Vorhabens ist, unsere Pläne eines organischen Wachstums zu beschleunigen", hieß es in einem internen Papier Botins, das Reuters einsehen konnte. "Die Kapitalerhöhung wird es uns ermöglichen, die Zahl unserer Verbraucherkredite und den Marktanteil in unseren Kerngebieten zu steigern."
In der Vergangenheit war spekuliert worden, Santander könnte im Ausland zukaufen. Aktien der italienischen Krisenbank Monte Paschi verteuerten sich am Donnerstag prompt um zwölf Prozent. Santander wird hier als potenzieller Retter gesehen. Die Spanier wiesen aber umgehend Gerüchte über ein angebliches Interesse erneut zurück. Santander wurde in Medienberichten zuletzt auch als möglicher Käufer für die Commerzbank oder die zur Deutschen Bank gehörenden Postbank gehandelt. Bekannt ist auch, dass Botin ein Auge auf den Nachfolger des Pleite-Instituts Banco Espirito Santo aus Portugal geworfen hat.
Beim jüngsten Stresstest der EZB hatte Santander schwächer als mancher Rivale abgeschnitten, eine größere Lücke in der Kapitaldecke gab es aber nicht. Santander macht bereits den Großteil des Geschäfts im Ausland. Sowohl die Finanzkrise als auch die Verwerfungen nach dem Platzen der Immobilienblase auf dem Heimatmarkt überstand das Institut, ohne in die roten Zahlen zu rutschen.
Reuters