Die Aktien von SAP, Allianz, EON, Deutsche Telekom und Linde sind der in der Liste der meistgesuchten deutschen Aktien im Online-Bereich von BÖRSE ONLINE regelmäßig ganz weit oben zu finden.

Die Analysten bei der Raiffeisen Bank International (RBI) raten bei allen diesen fünf DAX-Vertretern zum Kauf. BÖRSE ONLINE berichtet weiter unten über die Gründe für diese positiven Anlageurteile und verrät die jeweiligen Kursziele, die sich in der Spitze um 26 Prozent über den derzeitigen Notierungen bewegen.

Mit Blick auf den Gesamtmarkt rechnen die Experten bei dem österreichischen Kreditinstitut ab dem ersten Quartal 2021 speziell von Corporate America mit deutlichen Gewinnanstiegen. Die erhofften Ergebnisverbesserungen brauche es auch, um die mitunter schon sehr ambitionierten Bewertungen zu rechtfertigen. Diese hätten aufgrund der Kursanstiege seit dem Tief der Pandemie (so legte der MSCI World seit 23. März um mehr als 70 % zu) merklich angezogen.

In den USA sei der Aktienmarkt aufgrund des Renditeanstiegs ebenfalls im relativen Vergleich zum Rentenmarkt weniger attraktiv geworden. In Europa schaue das Bewertungsbild sowohl absolut als auch relativ noch merklich besser aus. Dies bilde unter anderem auch die Grundlage für die von der Raiffeisen Bank International erwartete stärkere Entwicklung europäischer Aktien im Jahr 2021.

Insgesamt sprächen das Bewertungsbild und die schon sehr aufgeheizte Stimmung dafür, dass die Aufwärtsbewegung in den nächsten Monaten deutlich holpriger ausfallen sollte. Zwischenzeitlich kräftigere Rücksetzer sollten hier keineswegs überraschen, auch wenn ein unmittelbarer Trigger noch nicht greifbar sei.

Das große Bild sehen die Analysten aber als intakt an, da das Umfeld für Aktien vor dem Hintergrund von überdurchschnittlichen Wirtschafts- und Gewinnwachstumsraten in Kombination mit sehr günstigen Refinanzierungs- und Liquiditätsbedingungen weiter den Bullen in die Karten spielen sollte.

SAP-Aktie



Bei der ersten Empfehlung SAP nennt RBI als Kursziel 132,00 Euro. Bei einer aktuellen Notiz von 104,86 Euro ergibt sich daraus ein Aufwärtspotenzial von rund 26 Prozent. Der zuständige Analyst Leopold Salcher hat sein Kaufvotum erst am 15. Januar in Reaktion auf überraschend von dem Unternehmen vorgelegte Vorab-Zahlen bestätigt.

Zu den in der Vorwoche präsentierten vorläufigen Zahlen für das vierte Quartal 2020 merkt Salcher an, dass die Gesellschaft bei der operativen Marge habe überraschen können. Das mit Abstand bedeutendste Quartal für den deutschen Softwarekonzern habe jedoch COVID-19 bedingt einen Umsatzrückgang von sechs Prozent auf 7,54 Milliarden Euro gebracht und habe damit leicht über den Markterwartungen von 7,50 Milliarden Euro gelegen.

Das Betriebsergebnis sei jedoch in Folge deutlich geringerer Restrukturierungsaufwendungen und guter Kostenkontrolle gegenüber dem Vorjahresquartal nur um drei Prozent auf 2,77 Milliarden Euro gesunken. Demgemäß habe sich die bereinigte operative Marge um 140 Basispunkte auf 36,7 Prozent verbessert und sei damit über dem Konsens von 35,7 Prozent ausgefallen.

Die margenstarken Softwarelizenzerlöse sanken laut Salcher im Abschlussquartal 2020 zwar um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 1,70 Milliarden Euro, hätten damit aber den Konsens von 1,52 Milliarden Euro dennoch deutlich übertreffen können. Die Clouderlöse erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent auf 2,04 Milliarden Euro (Konsens: 2,02 Milliarden Euro). Für 2021 gebe sich der Softwarekonzern leicht optimistisch, ausgehend davon, dass die Corona-Krise langsam abklingen und sich so die Nachfrage im zweiten Halbjahr allmählich verbessern werde.

Als Stärken von SAP bezeichnet Salcher das sehr gute Momentum bei der Cloud-basierten Unternehmenssoftware und Marktanteilsgewinnen bei Datenbanken. Das Produktportfolio zeichne sich durch einfache, nahtlos kombinierbare und friktionsfreie Softwarelösungen aus. Hinzu komme eine hohe installierte Kunden-Basis sowie eine exzellente Umsatz-Visibilität dank einem hohen Anteil besser planbarer Umsätze (mehr als 70 Prozent).

Als Schwäche/Risiko stuft man die Transformation Richtung Cloud ein, weil die ein mittel- und langfristiger Prozess begleitet von einer sehr volatilen Margenentwicklung sei. Zu konstatieren sei auch ein in der Cloud zunehmender Wettbewerb sowie die relativ konjunktursensitiven Lizenzerlöse.

Allgemein zählt Salcher SAP zu den weltweit führenden Anbietern von Unternehmenssoftwarelösungen, welche die verschiedenen Prozesse innerhalb der Unternehmen und über Unternehmensgrenzen hinweg organisieren. SAP habe seit 2007 durch eine Reihe von größeren Akquisitionen sein Produktportfolio Richtung Business Intelligence, Cloud Computing, Datenbankmanagement und mobile Anwendungen deutlich ausgebaut.

Bei einem für das Geschäftsjahr 2021 unterstellten bereinigten Gewinn je Aktie von 3,97 Euro ergibt sich ein geschätztes KGV von 26,4.



Allianz-Aktie



Die Allianz kämpft laut RBI natürlich so wie auch die Mitbewerber mit den Folgen der Covid-19-Pandemie, welche sich beispielsweise im Ausfall oder der Verschiebung von versicherten Großveranstaltungen auswirken. Dennoch hat der zuständige Analyst Aaron Alber eine Kaufempfehlung vergeben. Diese ist mit einem Kursziel von 229,00 Euro versehen, eine Vorgabe, die erst jüngst um 19,00 Euro angehoben wurde und um 14,4 Prozent über den aktuellen Notierungen von 200,25 Euro liegt.

Der Optimismus hat auch mit der Annahme zu tun, dass die Euphorie im Zuge einer Impfstoffeinführung für eine nachhaltige Erholung sorgen sollte. Mit der sukzessiven Auspreisung von Risiken im Lichte der von RBI erwarteten konjunkturellen Erholung sollten sich weiterhin positive Markteffekte sowie Mittelzuflüsse einstellen.

Alcher bezeichnet die in München ansässige Allianz als eines der global führenden Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen, das in über 70 Ländern 92 Millionen Kunden betreut. Die Geschäftsfelder gliedern sich den weiteren Angaben zufolge in Schaden- und Unfallversicherung (P&C) mit einem Umsatzanteil von 41 Prozent in 2019, Lebens- und Krankenversicherung (L&H; 54 Prozent) und Vermögensverwaltung (AM; fünf Prozent).

Die Brancheneinschätzung für den Versicherungs-Sektor allgemein fällt auf Zwölf-Monatssicht neutral aus. Als Pluspunkte für den Sektor nennt man die Altersvorsorge als langfristigen Wachstumstreiber sowie den Markt für Cyberversicherungen, der neue Möglichkeiten schaffe. Minuspunkten seien dagegen das Zins- und Marktumfeld, welches das Kapitalanlageergebnis belaste, wobei das auch wegen Überkapazitäten für Sach- und Rückversicherer gelte.

Was die Allianz selbst angehe, so könne diese auf eine starke globale Marktstellung vertrauen. Vorteilhaft aus Anlegersicht sei auch ein attraktiver Kapitalrückfluss in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen. Hinzu komme eine solide Kapitalausstattung und eine sehr gute geografische und regionale Diversifikation.

Die Solvency-II-Kapitalquote sei im Jahresvergleich zuletzt zwar um 20 Prozentpunkte zurückgegangen, befinde sich mit 192 Prozent aber auf einem komfortablen Niveau. Positiv Erwähnung findet auch, dass das Unternehmen in Puncto Nachhaltigkeit zu den weltweit führenden Versicherungen zähle.

Belastet werde die Allianz dagegen ebenfalls vom Niedrigzinsumfeld, weil das schlecht für die Kapitalerträge sei. Zudem drückten hohe Garantiezinsen bei Bestandsverträgen in der Lebensversicherung auf die Margen und die Verlagerung hin zu passivem Management bei Veranlagungen stelle ebenfalls eine Herausforderung dar. Auch habe die Gesellschaft aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten wegen Covid-19 keinen aktualisierten Ausblick für das operative Ergebnis im Jahr 2020 bekanntgegeben.

Der erwartete bereinigte Gewinn je Aktie von 19,93 Euro für 2021 läuft auf ein geschätztes KGV von gut zehn hinaus. Die prognostizierte Dividende von 9,61 Euro je Anteilsschein für 2020 verspricht eine Rendite von 5,22 Prozent.



EON-Aktie



Bei EON hält RBI Notierungen von 10,98 Euro für möglich. Das heißt, damit sich diese Vorgabe erfüllt, müsste dieser Titel bei einer aktuellen Notiz von 8,752 Euro um 25,5 Prozent zulegen. Zu erwähnen ist aber, dass sich die Zielvorgabe unlängst noch bei 11,70 Euro bewegte.

Positiv fällt auch Sicht von zwölf Monaten übrigens auch der Ausblick für die Versorger-Branche allgemein aus. Das niedrige Zinsniveau komme dem kapitalintensiven Sektor zugute und die Dekarbonisierung der Stromerzeugung schaffe neue Wachstumsperspektiven. Allerdings fielen mit der Stilllegung von Kohle- und Kernkraftwerken auch bisherige Ertragsbringer weg.

Zu EON im Speziellen führt man aus, das Unternehmen fokussiere sein Geschäftsmodell zukünftig auf die Megatrends Dekarbonisierung, Dezentralisierung und Digitalisierung und wolle bis 2040 selbst CO2-neutral sein. Durch die Innogy-Übernahme sei außerdem der Anteil regulierter Geschäfte am operativen Ergebnis von rund 65 Prozent auf rund 80 Prozent gestiegen.

Als erstes Energieversorgungsunternehmen in Deutschland habe die Gesellschaft 20.000 intelligente Messsysteme (so genannte "Smart Meter") bei Kunden verbaut, mit denen sich der Stromverbrauch optimieren lasse. Diese stellten einen zentralen Baustein für die Energiewende und Digitalisierung der Stromnetze dar. Des Weiteren habe man mit dem Übertragungsnetzbetreiber Amprion eine enge Kooperation im Hinblick auf die Entwicklung neuer innovativer Anlagen wie z.B. dezentraler Batteriegroßspeicher angekündigt und man möchte beim notwendigen Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze sowie deren Steuerung noch stärker zusammenarbeiten.

Aus der Innogy-Integration erwarte man sich ab 2022 Synergien in Höhe von 740 Millionen Euro und ab dem Jahr 2024 dann 780 Millionen Euro. Das Dividendenwachstum soll bis 2022 jährlich bis zu fünf Prozent betragen. Für 2020 rechnet man mit einer Ausschüttung von 0,57 Euro je Aktie, was eine Rendite von 6,5 Prozent bedeuten würde. Die Schätzung für den bereinigten Gewinn je Aktie in 2021 bewegt sich bei 0,68 Euro, woraus sich ein geschätztes KGV von 12,9 ergibt.

Zur Ergebnisentwicklung heißt es, das EBIT sei in den ersten neun Monaten 2020 gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 300 Mio. auf EUR 2,7 Mrd. gesunken Der bereinigte Konzernüberschuss sank von EUR 1,3 Milliarden Euro auf 1,1 Milliarden Euro gesunken Der Rückgang sei überwiegend auf die Belastungen durch die COVID-19-Pandemie und die außergewöhnlich warme Witterung Anfang des Jahres zurückzuführen gewesen. Rund die Hälfte der Ergebnis-Effekte aus COVID-19 seien dabei auf das regulierte Netzgeschäft entfallen. Aufgrund der Regulierung in den unterschiedlichen Märkten könne der Großteil dieser Effekte laut EON in den Jahren 2022 bis 2024 aufgeholt werden.

Für das Geschäftsjahr 2020 habe das Unternehmen die Prognose zuletzt bestätigt und gehe weiterhin von einem bereinigten Konzern-EBIT in der Bandbreite von 3,6-3,8 Milliarden Euro aus und einem bereinigten Konzernüberschuss von 1,5-1,7 Milliarden Euro. Der Lockdown solle aus heutiger Sicht die Jahresprognose nicht negativ beeinflussen.

Das abschließende Fazit lautet, EON vollziehe schrittweise die Transformation vom klassischen Versorger mit Erzeugung, Handel und Vertrieb von Strom und Gas hin zu einem Energiedienstleister und Netzbetreiber. Die Übernahme von Innogy sei mit dem Übertrag von 2,5 Millionen Kunden in die EON-Markenwelt erfolgreich abgeschlossen worden. Man schätzt EONs Innovationskraft im Bereich Energiewende und sieht den Versorger solide aufgestellt, um die aktuelle Krise gut zu überstehen.



Deutsche Telekom-Aktie



Bei der Deutschen Telekom hat die RBI das im Zuge einer Kaufempfehlung vergebene Kursziel auf 18,0 Euro festgezurrt. Im Falle einer Zielerreichung birgt diese Vorgabe gemessen an der aktuellen Notiz von 15,14 Euro die Chance auf einen Anstieg von fast 19 Prozent.

Die Telekom-Dienstleister-Brancheneinschätzung der RBI ist auf Zwölfmonatssicht neutral. Einerseits sei es positiv, dass Marktbereinigung und Konvergenz auf vielen Märkten noch nicht abgeschlossen seien und positiv sei auch 5G als möglicher Wachstumsimpuls sowie die im Schnitt attraktiven Dividendenrenditen. Andererseits sei der Wettbewerb sehr intensiv und es gebe Regulierungsdruck, wobei außerdem auch hohe Investitionen und Spektrumkosten für Mobilfunk die Cashflows belasteten.

Die Deutsche Telekom ist laut RBI nach der Fusion seiner Mobilfunktochter T-Mobile US mit Sprint eines der weltweit führenden integrierten Telekommunikationsunternehmen. Die Konzernstruktur gliedert sich in sechs verschiedene Geschäftseinheiten: USA, Deutschland, Europa, Systemgeschäft (T-Systems), Group Development und Group Headquarters & Group Services.

Der Gesamtumsatz (inklusive der Konsolidierung von Sprint) habe im dritten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 31,9 Prozent auf 26,39 Milliarden Euro zu (Konsens: 25,93 Milliarden Euro) zugelegt. Das um Sondereffekte bereinigte Konzern-EBITDA after Leases (AL; Ergebnis nach Abschreibungen der Nutzungsrechte und Zinsaufwendungen für Leasing-Verbindlichkeiten), sei um 49,6 Prozent auf 9,69 Milliarden Euro (Konsens: 9,06 Milliarden Euro) gestiegen. Auch in der organischen Betrachtung - also bereinigt um Veränderungen des Konsolidierungskreises und Wechselkurseffekte - habe der Konzern Wachstum verzeichnet: Der Gesamtumsatz sei um 2,0 Prozent, das bereinigte EBITDA AL um 10,0 Prozent gestiegen.

Sehr stark sei im Berichtsquartal die Kundenentwicklung in Deutschland gewesen. Im Breitband-Bereich habe das Unternehmen 97.000 neue Verträge abschließen können (dritte Quartal 2019: +47.000 Kunden). Der Umsatz im Festnetz-Geschäft habe gegenüber dem dritten Quartal 2019 um 1,6 Prozent verbessert werden können.

COVID-19 habe für die Deutsche Telekom positive Implikationen in Deutschland und in der Region Europa gehabt. Der starke Trend zu Homeoffice und E-Learning und der damit verbundene Bedarf nach mehr Bandbreite hätten auf Grund der sehr starken Position im Festnetzbereich (mit hohem B2B-Anteil) zu Marktanteilsgewinnen geführt. Die Mobilfunk-Erlöse in den USA (inklusive Sprint) seien im dritten Quartal 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 61,3 Prozent auf 13,62 Mrd. Dollar geklettert, gleichzeitig habe das bereinigte organische EBITDA AL um 14,6 Prozent auf 7,0 Milliarden Dollar zugelegt.

Die Deutsche Telekom habe höhere Ergebnisse auf beiden Seiten des Atlantiks prognostiziert und erwarte nun insgesamt für 2020 ein bereinigtes EBITDA AL von mindestens 35 Milliarden Euro (zuvor 34 Milliarden Euro). Der freie Cashflow AL soll mindestens sechs Milliarden Euro (zuvor 5,5 Milliarden Euro) betragen. Die negativen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie seien zwar auch im dritten Quartal überschaubar geblieben, spürbar gewesen seien sie allerdings vor allem im Großkundengeschäft bei T-Systems (Umsatz: -11,6 Prozent) sowie bei Roaming-Umsätzen im Mobilfunk.

Bei einen erwarteten bereinigten Gewinn je Aktie von 1,12 Euro für 2021 ergibt sich ein geschätztes KGV von 13,5. Die auf 0,62 Euro je Anteilsschein taxierte Dividendenzahlung für 2020 wäre gleichbedeutend mit einer Dividendenrendite von 4,1 Prozent.



Linde-Aktie



Der fünfte und letzte vorgestellte Kauf-Tipp der RBI aus dem DAX heißt Linde. Das Kursziel beträgt 259,00 Euro. Das lässt bei einer aktuellen Notiz von 213,80 Euro im Falle einer Zielerreichung theoretisch gut 21 Prozent Luft nach oben.

Linde plc ist laut der zuständigen Analystin Nina Neubauer-Kukic aus der Fusion zwischen Linde AG und Praxair im Oktober 2018 entstanden. Kerngeschäft von Linde plc sind Gase und Prozess-Anlagen, die Gase gewinnen oder herstellen. Linde plc ist im Bereich Industriegase Weltmarktführer.

Die Brancheneinschätzung der Analystin für Industriegase fällt auf Zwölfmonatssicht positiv aus. Es gebe eine erhöhte Nachfrage aus dem Gesundheitssektor und das Wachstum des Industriegase-Bereichs in Europa habe sich etwas verbessert. Zu beachten seien die hohen Auflagen durch die Wettbewerbsbehörden und bei den Gesundheitsgasen in den USA durch den in Anwendung befindlichen Preisbildungsprozess sei die Ertragslage der Anbieter unter Druck.

Der Umsatz im dritten Quartal 2020 sei im Vergleich zum Vorjahresquartal um zwei Prozent auf 6,5 Milliarden Dollar gesteigert worden. Um Währungseffekte, weiterverrechnete Kosten und Veräußerungen bereinigt seien die Umsätze um ein Prozent niedriger als im Vorjahr ausgefallen. Preiserhöhungen von zwei Prozent seien durch drei Prozent niedrigere Volumina konterkariert worden.

Der operative Gewinn habe bei 969 Millionen Dollar gelegen, bereinigt habe sich der operative Gewinn mit 1,5 Milliarden Dollar um neun Prozent höher als im Vorjahr bewegt. Die operative Marge sei mit 22,1 Prozent um 230 Basispunkte höher als im Jahr zuvor ausgefallen. Der bereinigte Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft sei mit 1,1 Milliarden Dollar um acht Prozent höher als im Vorjahr ausgefallen. Daraus habe sich ein bereinigter Gewinn je Aktie von 2,15 (+11 Prozent) Dollar ergeben.

Der Free Cash Flow sei ebenfalls um 20 Prozent auf 1,10 Milliarden Dollar geklettert. Zusätzlich seien noch 692 Millionen Dollar an die Aktionäre ausgezahlt worden, teils über Dividendenausschüttungen, teils über Aktienrückkäufe.

Gemeinsam mit Snam, einem Energieinfrastrukturunternehmen, möchte Linde Projekte für sauberen Wasserstoff entwickeln. Auch mit einem deutschen Automobilhersteller stehe eine Kooperation zur Entwicklung der Wasserstoff-betriebenen Antriebe von schweren Nutzfahrzeugen an.

Für das Gesamtjahr 2020 erwarte das Unternehmen einen verwässerten Gewinn je Aktie zwischen 8,05 und 8,10 (währungsbereinigt +zehn Prozent bis zwölf Prozent gegenüber Vorjahr). Das entspreche dem oberen Ende des im Februar (vor COVID-19) genannten Bandes. Die Investitionen sollten zwischen 3,0 Milliarden und 3,2 Milliarden Dollar liegen, um die operativen und Wachstumsanforderungen zu erfüllen.

Trotz des global schwierigen wirtschaftlichen Umfelds habe Linde aufgrund des defensiven Geschäftsmodells und des vorteilhaften Produktmix im dritten Quartal solide Ergebnisse abgeliefert. Der Erfolg von Linde basiere weiterhin auf höherer Effizienz sowie besserer Performance nach dem Zusammenschluss mit Praxair 2019. Man sieht Linde weiterhin als attraktives Investment mit einer guten Ausgewogenheit in der breiten Produktpalette, die von den Kooperationen im Bereich Wasserstoff noch zusätzlich unterstrichen werde.

Bei einem für 2021 erwarteten Gewinn je Aktie von 7,53 Euro errechnet sich ein geschätztes KGV von 28,4. Aus der für 2020 prognostizierten Dividendenzahlung von 3,16 Euro resultiert eine Rendite von 1,48 Prozent.