SAP hat das rasante Wachstumstempo des zunehmend wichtigen Geschäfts mit Cloud-Software im dritten Quartal gehalten. Von Juli bis September setzte Europas größter Softwarekonzern mit der Mietsoftware aus dem Internet währungsbereinigt 600 Millionen Euro um, fast doppelt so viel wie im Vorjahresquartal, wie SAP in der Nacht zu Dienstag mitteilte. Seit Januar beläuft sich der Umsatz mit Cloud-Programmen auf 1,66 Milliarden Euro, sodass der Marktführer für Firmensoftware sein Jahresziel für die noch kleine Sparte von rund zwei Milliarden Euro Umsatz übertreffen könnte.

An der Börse kamen die Quartalszahlen gut an. Börsianer beobachten genau, ob SAP die Umstellung vom traditionellen Lizenzgeschäft auf Software-Abonnements ohne Blessuren schafft. Die Aktie stieg um mehr als fünf Prozent und war damit Spitzenreiter im Leitindex Dax.

Das Jahr 2015 sei für SAP nach dem Auf und Ab im ersten Halbjahr nun risikofrei, erklärte Daud Khan, Analyst bei der Bank Berenberg. Anders als beim traditionellen Lizenzgeschäft verteilt sich der Umsatz bei der Mietsoftware über einen längeren Zeitraum. Erst nach zwei bis drei Jahren wirft sie so viel Gewinn ab wie die bei den Kunden direkt installierten Programme, die zum Kauf komplett bezahlt werden müssen. Den Gewinn der Cloud-Sparte, die mittlerweile elf Prozent vom Gesamtumsatz ausmacht, gibt SAP nicht bekannt. Doch erklärte Finanzchef Luka Mucic, die Cloud-Angebote seien zunehmend profitabel. So wie die Konkurrenten Oracle, IBM oder Microsoft muss SAP Konkurrenz durch reine Cloud-Anbieter wie Workday oder die Softwaresparte von Amazon.com abwehren.

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LIZENZGESCHÄFT STABIL



Das bereinigte Betriebsergebnis stieg den vorläufigen Zahlen zufolge im dritten Quartal um 19 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro. Ohne den Rückenwind vom schwachen Euro hätte das Plus gegenüber dem Vorjahreszeitraum 15 Prozent betragen. Damit übertraf SAP die Markterwartung. Nach Daten von Thomson Reuters betrugen die Prognosen von Analysten zuletzt 1,45 bis 1,59 Milliarden Euro. Der Quartalsumsatz lag mit bereinigt knapp fünf Milliarden Euro etwas über dem Schnitt der Schätzungen.

Analyst Khan bewertete es als Pluspunkte, dass sich trotz des Cloud-Ausbaus die Rendite und auch das traditionelle Lizenzgeschäft im vergangenen Quartal verbesserten. Um Sondereffekte wie Akquisitionen und Restrukturierung bereinigt stieg die operative Marge um gut einen Prozentpunkt auf 32,4 Prozent. Unbereinigt schrumpfte sie um fast drei Prozentpunkte auf 24,3 Prozent, da unter anderem die Kosten für Abfindungspakete von mehr als 2000 freiwillig ausscheidenden, zumeist älteren Mitarbeitern belasten.

Für das Gesamtjahr erwartet SAP wie bisher ein währungsbereinigtes Betriebsergebnis zwischen 5,6 Milliarden und 5,9 Milliarden Euro, ein Zuwachs von bis zu fünf Prozent gegenüber dem Vorjahresgewinn. Finanzvorstand Mucic hatte bereits Anfang September erklärt, der Walldorfer Konzern könne voraussichtlich seine Jahresziele erreichen. Weitere Details zur Quartalsbilanz sollen am 20. Oktober bekanntgeben werden.

Reuters