Mit der Überarbeitung der Quartalsberichte für die Presse vor gut zwei Jahren hat SAP auch das Deckblatt angepasst. Die aus Unternehmenssicht zentralen Aussagen werden oben knapp zusammengefasst, dazu gibt es fünf kleine Kästen mit den wichtigsten Kennziffern und zwei am Seitenende. Dort dürfen seither SAP-Chef Bill McDermott und Finanzvorstand Luka Mucic mit kurzen Statements die eigenen Zahlen bejubeln.
SAP, verkündete McDermott also in der neusten Ausgabe zu den Quartalszahlen am Donnerstag stolz, sei das "am schnellsten wachsende Unternehmen unter den großen Cloud-Anbietern." Für das Jahresend-Geschäft sei die Pipeline so voll "wie noch nie", weshalb man den Ausblick für das laufende Jahr anhebe.
Statt bislang 24,975 bis 25,3 Milliarden Euro Umsatz sollen es 2018 nun insgesamt 25,2 bis 25,5 Milliarden Euro werden. Beim operativen Ergebnis peilt der Konzern ab sofort eine Spanne zwischen 7,425 und 7,525 Milliarden Euro an.
Doch an der Börse kam die inzwischen dritte Prognose-Erhöhung im laufenden Jahr nicht so richtig an - im Gegenteil. Mit einem Minus von rund sechs Prozent war die Aktie des teuersten Dax-Konzerns nach HeidelCement dender Index-Verlierer.
Dabei waren die jüngsten Zwischenergebnisse der Walldorfer größtenteils durchaus ansehnlich. Vor allem im Cloud-Geschäft kommt SAP derzeit rasch voran. Bereinigt um Währungs- und andere Effekte stieg das Neu-Geschäft in der Cloud im jüngsten Quartal um satte 37 Prozent auf 411 Millionen Euro. Auch beim um Umsatz (plus zehn Prozent) sowie beim Betriebsergebnis (plus elf Prozent) ging's weiter voran (siehe Grafik).
Schwache Margen-Entwicklung
Doch ausgerechnet bei der von Investoren viel beachteten operativen Marge sieht es unerwartet mau aus. Statt des von Analysten erwarteten Werts von 30,1 Prozent reichte es gerade zu 28,9 Prozent. Im Vorjahr hatte SAP noch 29,3 Prozent geschafft. Dabei hatte SAP-Finanzchef Luka Mucic noch Mitte August steigende Margen in Aussicht gestellt. Die Trendwende bei der Profitabilität sei eingeleitet und werde "sich weiter fortsetzen", hatte Mucic gegenüber BÖRSE ONLINE bekräftigt.
Nun zeigt sich: Die Herausforderung aus dem boomenden Cloud-Geschäft ist offenbar größer als gedacht. Das liegt an einem einfachen Effekt. Während beim klassischen Software-Verkauf gleich die volle Summe fällig wird, zahlen Kunden in der Cloud für die Nutzung von Software und die entsprechenden Rechenleistungen eine Abo-Gebühr - über die gesamte Vertragslaufzeit. Cloud-Anbieter wie SAP müssen also zunächst die Kosten für Vertrieb sowie Einrichtung und Wartung stemmen, ehe im Laufe der mehrjährigen Abo-Laufzeit die Gewinnschwelle erreicht wird. Das drückt kurzfristig auf die Marge, sorgt aber für planbares Geschäft und langfristig für schöne Gewinne.
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Empfehlung der Redaktion
SAP hat am Donnerstag insgesamt sehr ordentliche Quartalszahlen vorgelegt. Zwar schrumpfte das klassische Lizenz-Geschäft mit einem weiteren Minus von neun Prozent auf 937 Millionen Euro zuletzt unerwartet deutlich. Dazu ging es beim operativen Cash-Flow wegen der Ausschüttungen aus aktienbasierten Vergütungen um 18 Prozent auf 499 Millionen Euro überraschend kräftig nach unten.
Dafür boomt das zukunftsträchtige Geschäft in der Cloud mit einem Zuwachs von 37 Prozent. Langfristig ist SAP auf dem richtigen Weg. Doch kurzfristig drohen bei der Profitabilität weitere Belastungen. Um diefür 2018 angepeilte Marge von 29,5 bis 29,9 Prozent tatsächlich zu erreichen, müssen sich die Walldorfer strecken. Hier steht Finanzchef Luka Mucic im Wort.
Anleger sollten sich vom jüngsten Rückschlag bei der Marge aber nicht beirren lassen. Dank des Umbaus Richtung Cloud ist SAP derzeit besser aufgestellt als je zuvor in seiner Unternehmensgeschichte. Neben der Echtzeit-Lösung S4/HANA dürfte mittelfristig auch das noch relative neue Angebot zum Management von Kundenbeziehungen um C4/HANA für steigende Erlöse sorgen. Dazu arbeitet das Unternehmen längst mit Hochdruck an neuen Trends wie Künstliche Intelligenz oder Machine Learning.
Charttechnisch sollten Anleger aber auf der Hut sein. Trotz des Kursrückschlags am Donnerstag notiert das Papier weiter über der wichtigen 200-Tagelinie. Sie verläuft derzeit bei 95,50 Euro. Sollte die Aktie allerdings unter diese Marke rutschen, drohen weitere Rückschläge bis in die Region zwischen 88 bis 90 Euro. Dort verläuft der seit 2009 bestehende Aufwärtstrend.
Wir bleiben bei unserer Einschätzung: Kaufen.
Zielkurs: 130,00 Euro
Stoppkurs: 82,00 Euro