Der Softwarekonzern SAP hat die nächste Generation seines Programmpakets zur Steuerung von Unternehmen vorgestellt. Die neue Version der "Business Suite", wie das Bündel von Software für verschiedene Anwendungen in Firmen genannt wird, sei die wichtigste Neuerung seit über zwei Jahrzehnten, erklärte Vorstandschef Bill McDermott am Dienstag in New York. Damals hatte SAP das lange Zeit erfolgreiche System "R3" eingeführt.
Das neue Produkt nutzt die von SAP entwickelte Hana-Technologie, mit der große Datenmengen in Echtzeit verarbeitet werden können. Firmenlenker hätten mit der Suite "S/4HANA" viel schneller als bisher aktuelle Daten als Entscheidungsbasis zur Hand und könnten ihre Geschäftsabläufe vereinfachen, sagte McDermott. Zudem sei die Benutzeroberfläche so verbessert und die benötigte Datenmenge so stark reduziert worden, dass Manager die Programme unterwegs per Smartphone nutzen können. Die neue Software soll es den Unternehmen erleichtern, mit dem jüngsten Schub der Digitalisierung in der Wirtschaft neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Zum Geschäftspotenzial von S/4HANA sagte McDermott nichts.
Das neue Produkt stellte SAP-Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner an der New Yorker Börse vor. In seinem Forschungsinstitut in Potsdam war Hana entwickelt worden. Plattner betonte die Vorteile der neuen IT-Architektur für die Kunden: "Wir können alles in ein System bringen, das ist eine enorme Kosteneinsparung", sagte er. Ein Vorteil sei auch, dass die Nutzer wählen können, ob sie die Programme auf ihren eigenen Rechnern installieren oder über das Internet auf die Software in einer Cloud-Version zugreifen.
Die Neuerung soll deshalb auch den Ausbau des Cloud-Geschäfts bei SAP vorantreiben. Bis 2020 will SAP bei einem Gesamtumsatz von 26 bis 28 Milliarden Euro rund acht Milliarden Euro mit der Mietsoftware einnehmen. Da die Cloud-Produkte erst auf längere Sicht mehr abwerfen als die traditionelle Lizenzsoftware, hatte SAP vor Kurzem seine Gewinnerwartung für die kommenden Jahre zurückgeschraubt. Finanzvorstand Luka Mucic widersprach der Kritik, mit dem Cloud-Geschäft sei nichts zu verdienen. "Das stimmt eindeutig nicht", sagte Mucic. Bis 2020 werde die Bruttomarge im Cloud-Geschäft von zuletzt gut 64 Prozent um neun Prozentpunkte steigen.
Reuters