Das zweite Quartal ist für den Softwarehersteller SAP unerwartet gut gelaufen. Das Cloud-Geschäft, also das Geschäft mit der Software zur Nutzung über das Netz, zog erneut kräftig an. Zusätzlich ging es mit den herkömmlichen Softwarelizenzen nicht ganz so stark bergab wie Experten zunächst gedacht hatten. "Wir hatten ein weiteres fantastisches Quartal", fasste SAP-Chef Christian Klein am Mittwoch zusammen.

Im abgelaufenen zweiten Quartal verdiente SAP unter dem Strich 1,45 Milliarden Euro und damit fast zwei Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Einen großen Anteil an dem Ergebnis machte erneut die Beteiligung von SAP Start-ups über das Risikokapitalvehikel Sapphire Ventures aus. Laut SAP-Finanzchef Luka Mucic brachte das allein im zweiten Quartal 900 Millionen Euro ein. Mit einem Gesamtumsatz von 6,7 Milliarden Euro lag SAP allerdings ein Prozent unter dem Vorjahreswert. Das bereinigte operative Ergebnis lag mit einem Rückgang um zwei Prozent auf 1,92 Milliarden Euro etwas über den Analysten-Erwartungen. Ohne Wechselkurseinwirkung hätten Umsatz und operatives Ergebnis um drei Prozent zugelegt.

Wandel zum reinen Cloud-Anbieter


SAP-Chef Klein verwies zudem auf ein starkes Wachstum bei neuen Verträgen des neuen Cloudangebots "Rise with SAP" vor allem in den USA. Langfristig will Klein das Unternehmen zu einem reinen Cloud-Anbieter wandeln. Mit dem Programm zur Geschäftstransformation "Rise with SAP" soll den Kunden der Umstieg in die Software zur Nutzung über das Netz und gegen Abo-Gebühr vereinfacht werden. Das führe zu einer Verlagerung der Umsätze. Im zweiten Quartal sei es zu Abschlüssen mit 250 Kunden gekommen, heißt es von SAP.

Unter anderem hätten sich auch große Kunden wie AMD, Coop Schweiz, Etihad Airways und Siemens Energy für "Rise with SAP" entschieden. Darüber hinaus wurden Geschäftsabschlüsse mit Unternehmen wie arena, Dixons Carphone, EBANX, Fujifilm Diosynth Biotechnologies, The Great Eastern Shipping Co., Inchcape, Mollie, der National Basketball Association (NBA), Randstad, R. Twining& Co. und der South32 Group erzielt.

Einen Einblick in den Fortschritt dieses Wandels zur Cloud soll auch der aktuelle Cloud Backlog (CCB) geben. SAP beschreibt diesen Wert als eine Art Auftragsbestand für die nächsten zwölf Monate. Die Kennzahl CCB soll ein Indikator für den Vertriebserfolg im Cloudgeschäft sein, da sie sowohl das Neugeschäft als auch Vertragsverlängerungen berücksichtigt. Dieser kletterte von April bis Juni währungsbereinigt um 20 Prozent auf 7,77 Milliarden Euro.

Prognose erneut angehoben und langfristige Ziele


Wegen der insgesamt guten Ergebnisse hob der DAX-Konzern seine Prognose für das Gesamtjahr bereits zum zweiten Mal an. Die Prognose erfolgt unter der Annahme, dass die Corona-Krise langsam abklingt, sodass sich die globale Nachfrage im zweiten Halbjahr weiter verbessert. SAP rechnet mit einem währungsbereinigten Betriebsergebnis zwischen 7,95 und 8,25 Milliarden Euro. Das liegt allerdings immer noch leicht unter dem Ergebnis von 2020. Damals hatte der Oracle-Konkurrent 8,28 Milliarden Euro erreicht. Auch für die Cloud- und Softwareerlöse setzt sich SAP höhere Ziele und erwartet nun 23,6 bis 24,0 Milliarden Euro. Bislang hatten die Walldorfer mit einem Ergebnis zwischen 23,4 und 23,8 Milliarden Euro gerechnet.

Bis 2025 peilt der Konzern einen Gesamtumsatz von 36 Milliarden Euro an, heißt es von SAP. Davon soll die Cloudsparte mit 22 Milliarden den Löwenanteil beitragen. Vor allem ab 2023 soll das Wachstum bei Umsatz und Ergebnis anziehen.

Unsere Einschätzung zur SAP-Aktie:


SAP befindet sich derzeit auf dem Weg zum reinen Cloud-Anbieter und diesen Wandel lässt sich der Konzern einiges Kosten. Das geht an den Zahlen und der Prognose nicht spurlos vorüber. Dennoch hat der Softwareanbieter ein starkes Quartal hingelegt und konnte die Prognose leicht anheben. Die Anleger zeigten sich am Mittwochmorgen jedoch zunächst enttäuscht von den veröffentlichten Zahlen. Die Aktie des DAX-Konzerns rutschte zeitweise um 5,2 Prozent auf 115,18 Euro ab und markierte damit das untere Ende des deutschen Aktienleitindex. Die Erwartungen seien nur leicht nach oben geschraubt worden, sagte ein Börsianer. Zudem hätten sich die Investoren beim Umsatz im zweiten Quartal mehr erhofft. Im Laufe des Vormittags konnte die Aktie wieder etwas Boden gutmachen und die Verluste auf ein Minus von etwa 2,4 Prozent begrenzen.

Die Investmentbank Jefferies zeigte sich derweil zuversichtlicher und hat die Einstufung für SAP nach Zahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 141 Euro belassen. Der Bericht des Softwarekonzerns zum zweiten Quartal deute auf einen weiterhin erfolgreichen Übergang zum Cloudgeschäft hin, schrieb Analyst Julian Serafini in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Auch die Baader Bank hat SAP auf "Buy" mit einem Kursziel von 141 Euro belassen. Der Softwarekonzern habe solide Resultate vorgelegt und dabei zum dritten Mal in Folge die Markterwartungen in puncto Profitabilität übertroffen, schrieb Analyst Knut Woller.

Der Umbau zum Cloud-Anbieter ist mit einigen Investitionen verbunden, doch das dürfte sich schon bald bezahlt machen. Schon jetzt legt das Cloud-Geschäft ein deutliches Wachstum hin, das sich in den kommenden Quartalen weiter verstärken dürfte. Wir bleiben bei unserer Kaufempfehlung.

Mit Material von rtr/dpa-AFX