SAP-Aktie, ProSiebenSat1 und Co.: Wo die Insider kaufen und wo sie verkaufen
· Börse Online RedaktionEin riesiges Aktienpaket wurde Anfang November von SAP-Mitgründer und Aufsichtsratschef Hasso Plattner sowie seiner Ehefrau Sabine Plattner bzw. deren Gesellschaften abgestoßen. Beide haben knapp unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 100 Euro kräftig verkauft. Hasso Plattners Verkäufe beliefen sich im Zuge von zwei Transaktionen auf insgesamt mehr als 367 Millionen Euro, bei Ehefrau Sabine Plattner wurden mehr als 47 Millionen Euro erlöst. Börsianer reagierten darauf relativ "cool", schließlich ist es nicht zum ersten Mal der Fall, dass sich Plattner von größeren Aktienbeständen trennt, um seine anderen Aktivitäten zu finanzieren. Nun darf man gespannt sein, ob die Finanzwelt auch diesmal wieder zur Tagesordnung übergehen wird und den Vertrauensentzug verzeihen wird.
Aus charttechnischer Sicht hat die SAP-Aktie nach ihrem Allzeithoch knapp unterhalb von 100 Euro (1. November) in den vergangenen Tagen einen ordentlichen Dämpfer erhalten. Nicht nur das Scheitern an der 100-Euro-Marke, sondern auch das Verkaufssignal beim Timingindikator Relative-Stärke-Index hat das Marktsentiment spürbar belastet. Sollte die leichte Unterstützung im Bereich von 96 Euro nicht halten, droht ein Rückschlag in Richtung der 100- bzw. 200-Tage-Linie, die beide im Bereich von 92 Euro angesiedelt sind. Sollte der Aktienkurs von SAP beide Indikatoren massiv unterschreiten, droht weiteres Ungemach. Dann wäre nämlich der seit Mitte 2016 gebildete Aufwärtstrend gebrochen, was Chartisten als Indiz für einen Trendwechsel nach unten interpretieren.
Auf Seite 2: ProSiebenSat.1 - Insiderkauf nach Totalausfall
Zum wiederholten Mal hat das Management von ProSiebenSat.1 mit seinen Umsatz- und Gewinnwarnungen die Investoren enttäuscht. Am vergangenen Freitag rutschte der DAX-Wert deshalb auf den niedrigsten Stand seit viereinhalb Jahren ab. Ob das Medienunternehmen weiterhin im deutschen Leitindex bleiben darf, ist extrem unsicher. Eine neue Verkaufswelle könnte aufkommen, falls Börsianer mehrheitlich einen Rauswurf erwarten sollten. Letzterer droht auch dem aktuellen Vorstandschef Thomas Ebeling. Laut Medienberichten sucht der Aufsichtsrat bereits nach einem Nachfolger. Der für das Digitalgeschäft verantwortliche Vorstandskollege Christof Wahl scheint den jüngsten Ausverkauf eher als Chance und weniger als Risiko zu begreifen. Für 2.000 Aktien zahlte er über 51.000 Euro, wodurch die Transaktion eher als "mittelprächtiger" Vertrauensbeweis zu sehen ist. Zur Erinnerung: In den Monaten August und September gab es insgesamt sieben Insiderkäufe von sechs Managern zu vermelden. Die Stückzahlen reichten von 450 bis 10.000 und summierten sich auf insgesamt 17.800 Titel - dem Kurs der Aktie hat es allerdings nicht geholfen.
Der Chart von ProSiebenSat.1 kann getrost als "katastrophal" bezeichnet werden. Eingeleitet wurde die Baisse bereits Anfang 2016 mit dem massiven Unterschreiten der 100- bzw. 200-Tage-Linie. Als nächstes brach Mitte 2016 die im Bereich von 40 Euro angesiedelte Unterstützung weg. Seither befindet sich der Medientitel in einem Abwärtstrendkanal. Besonders prekär: Am vergangenen Freitag wurde sogar dessen untere Trendbegrenzung getestet. Fazit: Unter charttechnischen Aspekten spricht wenig für einen Einstieg in den "fallen Angel". Ein bisschen Hoffnung macht lediglich die Tatsache, dass der Timingindikator RSI mittlerweile eine überverkaufte Lage anzeigt. Nur zur Erinnerung: Die Ende Juli bzw. Mitte September generierten RSI-Kaufsignale erwiesen sich allesamt als "Bullenfalle".
Auf Seite 3: ElringKlinger-Aufsichtsrat ziemlich zuversichtlich
In den vergangenen drei Jahren hat sich der Aktienkurs des schwäbischen Automobilzulieferers ElringKlinger in etwa halbiert. Für Aufsichtsratschef Klaus Eberhardt scheint das Ende der Talfahrt nunmehr nahe zu sein. Er investierte am vergangenen Donnerstag über 99.000 Euro und erhielt dafür rund 7.000 Aktien von ElringKlinger. Dies stellte bei dem SDAX-Unternehmen übrigens den bedeutendsten Insiderkauf seit über drei Jahren dar. Privatanleger können dies durchaus als starken Vertrauensbeweis interpretieren, schließlich fallen auch die fundamentalen Kennzahlen wie zum Beispiel das KGV (2017) von 10,4 oder eine Dividendenrendite von 3,7 Prozent alles andere als unattraktiv aus.
Zum Autor:
Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.