Doch 2020 sei dann ein "sehr, sehr bedeutender Schritt vorwärts" zu erwarten. Auch Konzernchef Bill McDermott betonte, SAP sei dem Ziel einer operativen Renditesteigerung um fünf Prozentpunkte auf 34 Prozent bis 2023 "absolut verpflichtet" und zufrieden mit den Fortschritten. Unter dem Druck von Handelskonflikten mit Folgen in Asien sank der Umsatz mit Lizenzen im zweiten Quartal um fünf Prozent.
Die Anleger zeigten sich enttäuscht: Die Aktie brach zu Handelsbeginn zehn Prozent ein. Am Mittag notierte sie knapp sechs Prozent im Minus und zog den gesamten Dax mit nach unten.
Der weltweit führende Hersteller von Software zur Unternehmensführung arbeitet schon seit rund einem Jahrzehnt daran, sich vom reinen Lizenzverkäufer zum Anbieter von Software-Abos über das Internet zu wandeln. Das ging mit milliardenschweren Firmenkäufen und zunächst niedrigeren Margen bei Cloud-Software einher. In diesem Jahr wagte sich SAP wieder an ein konkretes Renditeziel heran und versprach, bis 2023 jährlich einen Prozentpunkt draufzupacken. Der Umsatz soll zugleich um rund zehn auf 35 Milliarden Euro schnellen, so dass der Dax-Konzern ein Betriebsergebnis von zwölf Milliarden Euro erreichen würde. SAP müsse jetzt liefern, forderten Analysten etwa von J.P. Morgan Cazenove oder HSBC.
Dass die Softwareschmiede daran arbeitet, zeigt Finanzchef Mucic zufolge die stetige Verbesserung der Bruttomarge im Cloud-Geschäft, die im abgelaufenen Vierteljahr um gut vier Prozentpunkte auf 68 Prozent kletterte. Insgesamt verharrte die operative bereinigte Nettorendite aber bei 27,3 Prozent. Ob SAP sein Gewinnversprechen hält, verfolgt seit kurzem auch der neue Aktionär Elliott. Der US-Hedgefonds gab mehr als eine Milliarde Euro für knapp ein Prozent am wertvollsten Dax-Unternehmen aus. Neben mehr Rendite erhoffen sich die Amerikaner einen Aktienrückkauf, den SAP bis November prüfen will.
EINE MILLIARDE FÜR AUSSTIEGSPAKETE
Im zweiten Quartal hinterließ abermals der Abschied von Tausenden älterer SAPler seine Spuren in der Bilanz. Das Betriebsergebnis sank von April bis Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um gut ein Fünftel auf 827 Millionen Euro. Auch die Auszahlung von Aktienboni an Beschäftigte des zuletzt gekauften milliardenteuren Unternehmens Qualtrics nagte am Ergebnis. Bereinigt um solche Sonderfaktoren verbesserte sich der operative Gewinn hingegen um elf Prozent auf 1,82 Milliarden Euro und lag damit etwas unter der Erwartung von Analysten. Ebenso stark erhöhte sich der bereinigte Umsatz auf 6,6 Milliarden Euro - hierbei blieb das Geschäft mit Cloud-Software aus dem Internet mit einem Plus von 40 Prozent Wachstumstreiber.
Auch beim Rivalen IBM brummt das Cloud-Geschäft, was aber den Umsatzrückgang in anderen Sparten nicht ausgleichen konnte, wie der US-Konzern am Mittwoch mitteilte.
SAP tauscht einen Teil der Belegschaft mit der Umstellung vom Lizenzverkauf auf Abo-Produkte aus. Angekündigt war der Abbau von rund 4400 der knapp 100.000 Beschäftigten weltweit, am Heimatmarkt wurde mit rund 1200 Abgängen gerechnet. Die älteren SAPler in Deutschland hätten besonders viel Interesse an dem Abfindungsprogramm, erklärte Finanzchef Mucic. Im zweiten Quartal fielen daher weitere knapp 200 Millionen Euro Kosten für den Umbau an. Insgesamt nimmt der Walldorfer Konzern so gut eine Milliarde Euro in die Hand, damit die Personalkosten ab 2020 um einen Betrag in fast dieser Höhe sinken.
SAP-Chef McDermott erklärte, der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr sei felsenfest. Der Betriebsgewinn soll währungsbereinigt um 9,5 bis 12,5 Prozent auf 7,85 bis 8,05 Milliarden Euro steigen. "Wir sind sehr zuversichtlich für 2019", unterstrich der 57-Jährige.
Auch Analyst Knut Woller von Baader Helvea geht davon aus, dass SAP die Jahresziele erreichen wird - solang sich die Wirtschaftslage nicht weiter verschlechtert. Experten von J.P.Morgan Cazenove erklärten, die Quartalsergebnisse seien etwas schwach, vor allem angesichts der zuletzt gestiegenen Erwartungen der Investoren.
rtr