McDermott ist seit dem Ausscheiden des langjährigen Co-Chefs Jim Hagemann Snabe zur Hauptversammlung am 21. Mai alleiniger Chef des Weltmarktführers für betriebswirtschaftliche Standardsoftware. Mit der Berufung zum Arbeitsdirektor wird McDermotts Einfluss nun weiter gestärkt.
Der Amerikaner übernimmt die Position vom langjährigen Finanzvorstand Werner Brandt. Der langgediente Finanzfachmann ist zum 30.6. aus Altersgründen ausgeschieden. Nun wird die Gesamt-Verantwortung für die weltweit knapp 67.000 Mitarbeiter ganz oben aufgehängt.
Beobachter sehen darin ein wichtiges Signal an die Mitarbeiter. Im vergangenen Jahr war die Zufriedenheit unter den SAP-Beschäftigten mit der Strategie und der Führung des Konzerns angesichts zahlreicher Vorstandswechsel deutlich gesunken. Vor allem in der Walldorfer Konzernzentrale hält sich seit Jahren die Furcht vor einer Amerikaniserung des Konzerns und einem Bedeutungsverlust der deutschen Standorte. Mit der Berufung des US-Amerikaners Bill McDermott waren die Ängste erneut gestiegen. Dem will der Konzern nun erneut entgegen wirken.
Konzernkreisen zufolge habe sich McDermott gemeinsam mit Personalchef Stefan Ries vor wenigen Tagen bereits mit dem neu gewählten Betriebsrat getroffen und dabei offenbar einen "unerwartet positiven Eindruck" hinterlassen, heißt es aus Walldorf. Das Thema Personal liege ihm "sehr am Herzen", heißt es aus McDermotts Umfeld.
McDermott will den Konzern künftig noch stärker auf das Cloud-Geschäft ausrichten und plant dabei größere Umbauten. Aus Walldorf heißt es, die Pläne könnten zum Abgang von rund 2000 Mitarbeitern führen, die neu angebotene Positionen ablehnten und den Konzern verlassen wollten. Gleichzeitig würden jedoch in anderen Bereichen zahlreiche neue Mitarbeiter eingestellt werden. Unter dem Strich sollen so bis Jahresende "rund 1000 zusätzliche Stellen" entstehen, erklärte ein Konzernsprecher.