Der deutsche Software-Riese SAP konnte Anleger mit den Quartalszahlen nicht zufriedenstellen. Nachbörslich geht es um mehr als 5,5 Prozent abwärts. Winken jetzt wieder ganz tiefe Kursziele von unter 100 Euro?

Als hätten es Anleger bereits geahnt: Schon den ganzen Tag über hatte SAP am Donnerstag zu den Verlierern im DAX gezählt und war zwischen minus 1,0 und minus 2,0 Prozent hin und her gependelt. Als nach Börsenschluss dann die Quartalszahlen veröffentlicht wurden, ging es für die SAP-Aktie noch stärker bergab.

Schicken die SAP-Quartalszahlen die Aktie auf unter 100 Euro?

Das bereinigte operative Ergebnis sei währungsbereinigt von April bis Juni um 28 Prozent auf 2,058 Milliarden Euro gestiegen, teilte SAP am Donnerstag mit. Der Konzernumsatz habe um acht Prozent auf 7,554 Milliarden Euro und die wichtigen Cloud-Erlöse sogar um 22 Prozent auf 3,316 Milliarden Euro zugelegt.

Auf dieser Basis stellte Europas größtes Softwarehaus für das Gesamtjahr Cloud-Umsätze im Volumen von 14,0 bis 14,2 Milliarden Euro in Aussicht, basierend auf konstanten Wechselkursen. Zuvor reichte die Spanne von 14,0 bis 14,4 Milliarden Euro. 

Der Umsatz aus Cloud und Software soll bei 27,0 bis 27,4 Milliarden Euro liegen und damit um etwa sechs bis acht Prozent höher als im Vorjahr (25,39 Milliarden Euro).

Der operative Gewinn werde 2023 voraussichtlich bei 8,65 bis 8,95 Milliarden Euro liegen und damit um acht Prozent bis 12 Prozent mehr als die 7,99 Milliarden Euro im Vorjahr. Im April hatte SAP die Ziele für Letzteren als Reaktion auf den Verkauf der US-Datenanalysetochter Qualtrics auf 8,6 bis 8,9 Milliarden Euro gesenkt.

Allerdings verfehlte SAP sowohl bei den Zahlen zum zweiten Quartal als auch mit den Halbjahreszahlen die Erwartungen der Analysten. Auch deswegen verliert die SAP-Aktie nachbörslich.

Doch fällt der SAP-Aktien-Kurs jetzt wieder stark, so wie er das in der Vergangenheit oft getan hat?

SAP-Chartanalyse

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SAP

Wie man im obigen Chart sehen kann, fiel die SAP-Aktie sehr oft auf einen Bereich zwischen etwa 96 Euro und 85 Euro zurück. Hier scheint es eine starke Unterstützung für den Kurs zu geben, doch ist zu befürchten, dass es alsbald wieder auf diese Niveaus heruntergeht? Stand jetzt müssen Anleger dies nicht befürchten. Zwar befindet sich augenscheinlich immer noch Sand im Getriebe bei SAP, doch der Prozess der Optimierung läuft. Für die Zukunft sollen die Umsätze und Gewinne laut Schätzungen der Analysten weiter steigen und die Bewertung befindet sich mit einem KGV von 13,2 für 2024 und einer Dividendenrendite von 2,38 Prozent in einem grünen Bereich. Allerdings ist die SAP-Aktie durch den Kursrutsch jetzt genau bis auf die 50-Tage-Linie gefallen. Im späten Handel am Donnerstagabend rutschte das Papier sogar unter diesen wichtigen Durchschnitt. Jetzt kommt es für Anleger darauf an, im regulären Freitagshandel zu schauen, wie sich die SAP-Aktie hält und ob die 50-Tage-Linie zurückerobert werden kann. Anleger sollten nun zunächst abwarten, ob das Papier diese Linie halten kann. Je nachdem, ergibt sich dann kurzfristig die neue Handelsoption.

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SAP will mit KI weiter wachsen

Mit der Integration Künstlicher Intelligenz (KI) in seine Produkte will SAP das Gewinnwachstum beschleunigen. Kunden seien bereit, Preisaufschläge von bis zu 30 Prozent zu zahlen, sagte Christian Klein, der Chef des Walldorfer Konzerns, am Donnerstag. "Die Kunden sehen immensen Mehrwert. Dies wird zu einem Anstieg der Buchungen und Einnahmen führen." Er kündigte für Herbst die Vorstellung weiterer KI-Funktionen für die diversen Software-Angebote an. Zu den Cloud-Umsätzen im laufenden Jahr äußerte sich SAP dennoch etwas vorsichtiger.

Klein hatte die KI-Technologie zuvor bereits als Wachstumstreiber identifiziert. Daher beteiligte sich das Unternehmen unlängst für eine ungenannte Summe an den Startups Aleph Alpha, Cohere und Anthropic, die sogenannte Generative KI im Stil von ChatGPT entwickeln. "Wir sind an einem Wendepunkt angelangt, an dem generative KI die Geschäftsabläufe von Unternehmen grundlegend verändern wird", sagte Sebastian Steinhäuser, der die Firmenstrategie von SAP verantwortet, im Zusammenhang mit diesen Investitionen.

(Mit Material von Reuters)