Nach der Neuausrichtung sei SAP jetzt "in eine neue Wachstumsphase" eingetreten. Europas wertvollster Technologiekonzern hatte lange auf klassische Lizenzverkäufe gesetzt und war relativ spät in den Markt mit Software, die übers Internet abonniert wird, eingestiegen. Weil die Nachfrage nach Cloud-Angeboten weiter sprunghaft wächst, setzt sich der Softwarehersteller hier ein höheres Umsatzziel für 2020.

Finanzchef Luka Mucic sagte, das zweite Quartal sei beispielhaft für den Weg, den SAP eingeschlagen habe: "schnelle Ausrichtung des Unternehmens auf die Cloud bei beträchtlicher Steigerung der Gewinne und Margen". Diese Dynamik werde weiter zunehmen. Im zweiten Quartal kletterte das Betriebsergebnis währungsbereinigt um zwölf Prozent auf 1,64 Milliarden Euro, der Umsatz wuchs um zehn Prozent auf gut sechs Milliarden Euro. Die operative Marge verbesserte sich von April bis Juni leicht auf 27,3 Prozent nach 27,2 Prozent vor Jahresfrist.

SAP HEBT JAHRESZIELE AN

Für das Gesamtjahr legte SAP bei Umsatz und Gewinn die Latte für das untere Ende der angepeilten Spanne höher. Die Erlöse sollen währungsbereinigt um sechs bis 7,5 Prozent steigen und zwischen 24,975 und 25,3 Milliarden Euro liegen. Beim Betriebsergebnis wird jetzt ein Wert zwischen 7,4 und 7,5 Milliarden Euro angepeilt. Die Anhebung am unteren Ende zeige, dass eine Phase des beschleunigten Gewinnwachstums beginne, schrieb Analyst Knut Woller von der Baader Helvea Bank. Diese werde die nächsten Jahre anhalten.

Insgesamt bezeichnete Woller die Ergebnisse des Software-Konzerns al solide. Allerdings schwächelten die Lizenzeinnahmen. An der Börse gab SAP rund ein Prozent nach und zählte zu den größten Verlierern im Leitindex Dax.

Zuletzt hatte SAP viel Geld in die Hand nehmen müssen, um im Cloudgeschäft zur Konkurrenz aufzuschließen. Die Walldorfer kauften zu, entwickelten neue Software und holten neue Mitarbeiter an Bord. Das drückte über viele Quartale die Rendite, zahlt sich aber jetzt zunehmend aus. Während die Erlöse aus dem Verkauf von Lizenzen, für die Kunden auf einen Schlag hohe Gebühren berappen müssen, erneut sanken, schoss das Geschäft rund um Software-Abos übers Internet währungsbereinigt um 40 Prozent nach oben und brachte im zweiten Quartal gut 1,2 Milliarden Euro ein. Für 2020 hob SAP den Ausblick für das Cloudgeschäft an und erwartet jetzt einen Umsatz zwischen 8,2 und 8,7 Milliarden Euro statt den bisher angepeilten acht bis 8,5 Milliarden. Große Zukäufe, mit denen der Konzern im Cloudgeschäft hauptsächlich gewachsen war, sind dem Vorstand zufolge nicht zu erwarten. Im Frühjahr übernahmen die Walldorfer die auf Kundenmanagement spezialisierte US-Firma Callidus, um dem Dauerrivalen Salesforce stärker Konkurrenz zu machen.

IBM PROFITIERT EBENFALLS VON NACHFRAGE NACH CLOUD-PRODUKTEN



Auch der weltgrößte IT-Dienstleister IBM, der beim Cloud Computing mit SAP oder Oracle konkurriert, wies für das zweite Quartal Zuwächse aus. Weil die Geschäfte mit der Datenwolke und mit Sicherheitssoftware kräftig zulegten, stiegen Umsatz und Gewinn auf 20 beziehungsweise 2,4 Milliarden Dollar. Pionier im Markt für Anwendungen, die über das Internet abrufbar sind, ist der US-Anbieter Salesforce. Das Unternehmen aus San Francisco, das seine Konkurrenz mit SAP öffentlich zelebriert, liegt bei Kundenmanagement-Software (CRM) vorn.

Die Walldorfer wollen hier mit einem neuen Angebot aufholen, das Programme für Marketing, Vertrieb und Kundenservice bündelt. Vorstandschef McDermott sagte, das Paket komme in Kürze auf den Markt und werde dafür sorgen, dass sich das CRM-Geschäft in den nächsten zwei Jahren verdopple. Führend ist SAP bei Software zur Unternehmensplanung (ERP), die etwa zur Steuerung von Material- oder Finanzströmen eingesetzt wird. Zusammen sei dies "eine Kombination, die niemand sonst hat", sagte McDermott. "Wir werden den Markt im Sturm erobern."

rtr