Der Walldorfer Softwarekonzern SAP hat zur Aufklärung der Korruptionsvorwürfe bei seiner Tochter in Südafrika die US-Anwaltskanzlei Baker McKenzie eingeschaltet. Das geht aus einer am Freitag Abend, bislang weitgehend unbeachteten Pressemitteilung des Konzerns hervor. Baker McKenzie werde im Rahmen der Untersuchung zudem auf weitere externe Berater zurückgreifen, darunter auch Experten des US-Beratungshauses FTI Consulting, heißt es darin.

FTI Consulting bietet neben Strategie-Beratung, Kapitalmarkt-Kommunikation (IR) oder Steuerberatung auch Hilfe bei der Aufklärung von möglichen Rechtsverstößen, etwa im Rahmen so genannter IT-Forensik, also der Sicherung, Auswertung und Wiederherstellung von Daten auf Computern oder Smartphones.

Südafrikanischen Medien zufolge soll SAP of South Africa vor rund zwei Jahren eine als Provision getarnte Schmiergeldzahlung an das Unternehmen CAD House geleistet haben, um an einen lukrativen Auftrag der staatlichen Logistik-Konzerns Transnets zu gelangen. Hinter CAD House stehen die einflussreiche indische Gupta-Familie sowie der Sohn des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma, Duduzane Zuma. Nach Abschluss des Deals im Volumen von umgerechnet rund 66 Millionen Euro zahlte SAP 6,6 Millionen Euro an CAD House, berichtete das "amaBhungane Centre for Investigative Journalism" vor gut einer Woche auf seiner Webseite.

Ein SAP-Sprecher erklärte, man nehme die Vorwürfe "sehr ernst". In einem ersten Schritte hatte der Konzern in der Vorwoche vier leitende Mitarbeiter beurlaubt. Adaire Fox-Martin, die innerhalb des Konzernvorstands für die Region EMEA zuständig ist, war kurz nach Bekanntwerden der Anschuldigungen nach Südafrika gereist und hatte die Ermittlungen eingeleitet. Zudem hatte SAP den erfahrenen Konzernmanager Claas Kuehnemann zum Chef für die Region Afrika berufen, um die Vorwürfe zügig aufzuklären. Beobachter rechnen aber nicht damit, dass SAP bereits am Donnerstag erste Untersuchungsergebnisse veröffentlichten könnte.

Ähnlich wie bei anderen Konzernen werden auch bei SAP neue Aufträge standardmäßig auf die Einhaltung von Rechtsvorschriften (Compliance) überprüft. Weshalb es bei dem Auftrag von Transnet offenbar zu keiner Beanstandung kam, ist bislang offen.

Sorge wegen US-Listing



Die Korruptionsvorwürfe könnten für SAP womöglich noch unangenehm werden. Die Walldorfer sind seit 1998 auch an der Wall Street gelistet und unterliegen damit zusätzlich der US-Börsenaufsicht SEC. Sie ahndet Korruption im In- und Ausland. In der Zentrale in Walldorf wird die Entwicklung in Südafrika auch deshalb mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Erst im vergangenen Jahr musste SAP wegen der Bestechung von Regierungsmitgliedern in Panama 3,9 Millionen Dollar Strafe zahlen.

Im skandal-umwitterten Steuerparadies hatte ein SAP-Mitarbeiter mit 145.000 Dollar nachgeholfen, um einen Auftrag unter Dach und Fach zu bringen. Laut SEC hätten die SAP-internen Kontrollen versagt. Dies könnte nun möglicherweise erneut geschehen sein - allerdings in einem deutlich größeren Maßstab.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion



Einschätzung der Redaktion



Die Korruptionsvorwürfe in Südafrika dürften die Veröffentlichung der Zahlen zum zweiten Quartal überschatten und den Konzern möglicherweise auch finanziell ein Nachspiel haben. Anleger sollten sich davon aber nicht allzu sehr ablenken lassen. Denn die Indikatoren sind durchaus positiv. Erst vor wenigen Wochen hat etwa SAPs Erzrivale Oracle dank des Booms in der Cloud starke Zahlen vorgelegt.

Auch bei SAP läuft das Geschäft in der Daten-Wolke. Dazu hat der Konzern mit seinem Flaggschiff-Produkt S 4/HANA einen echten Blockbuster im Programm.

Zwar dürfte die operative Marge wegen der Aufwendungen für aktienbasierte Vergütungsprogramme leicht zurückgehen. Aber bei anderen wichtigen Eckwerten wie Umsatz oder dem bereinigten operativen Ergebnis zeigt der Trend weiter nach oben.

Übersicht: Die Konsens-Schätzungen der Analysten



Zeitraum Umsatz Software-Lizenzen op. Ergebnis op. Marge
Q2/17 5.678 1.038 1.596 28.1%
Q2/16 5.239 1.042 1516 28.9%

(Alle Angaben in Mio., Non-IFRS, sofern nicht anders angegeben; Quelle: Vara)

Möglicherweise könnte SAP zudem den erwarteten Aktienrückkauf ankündigen. SAP-Finanzvorstand Luka Mucic hatte bereits im vergangenen Herbst einen solchen Schritt angedeutet, sofern das Geld nicht für weitere Zukäufe benötigt würde. Seither haben die Walldorfer nur kleinere Firmen übernommen.



SAP ist der teuerste Konzern im Dax. Nach dem steilen Kursanstieg bis zum Allzeithoch bei 91 Euro hat die Aktie konsolidiert. Erobert das Papier die aktuell bei 94 Euro verlaufende 55-Tage-Linie zurück, dürfte ein neuer Anlauf auf das Allzeithoch nicht allzu lange auf sich warten lassen. Wir bleiben für die Aktie zuversichtlich.

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Kursziel: 105 Euro

Stopp: 82 Euro