Mit einer Gewinnwarnung - der dritten unter dem neuen Vorstandschef Ola Källenius - hat der Autokonzern Daimler am vergangenen Mittwoch bereits die neue DAX--Berichtssaison gestartet. Die vorläufigen Zahlen fielen alles andere als erfreulich aus: Der -operative Gewinn halbierte sich 2019 auf 5,6 Milliarden Euro, der Dieselskandal schlägt mit wei-teren Milliardenbelastungen zu Buche. Folge: Källenius muss noch härter durchgreifen, die Durststrecke für Daimler dürfte sich noch länger hinziehen als erwartet.
Unter deutlich günstigeren Vorzeichen hat das neue SAP--Führungsduo Christian Klein und Jennifer Morgan am kommenden Dienstag in Walldorf seinen ersten gemeinsamen Auftritt. Beide wollen den Softwarekonzern nicht nur stärker auf Rendite trimmen, sondern auch die Attraktivität der Aktie über Rückkäufe und eine Sonderdividende steigern. Analysten trauen den Walldorfern für 2020 im Schnitt ein Gewinnwachstum von fast zwei Dritteln zu. Neben Bayer (plus 110 Prozent) und Merck (plus 88 Prozent) ist das einer der höchsten Werte im DAX - übertroffen nur noch von Conti, wo allerdings ein Basiseffekt zu Buche schlägt.
Der Datenanbieter Factset rechnet quer über alle DAX-Unternehmen für 2020 mit einem Gewinnwachstum von knapp elf Prozent. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer hält das für zu optimistisch. "Hier deuten sich Enttäuschungen an. Die Unternehmen werden kaum in der Lage sein, die hochgesteckten Erwartungen der Analysten zu erfüllen. Wir halten zwei bis vier Prozent für realistischer."
Bei den Gewinnen im vierten Quartal 2019 rechnet Krämer dagegen mit einer Stabilisierung auf Vorjahresniveau, nachdem die DAX-Konzerne hier in den Vorquartalen noch enttäuscht haben. "Vor allem Unternehmen aus den Sektoren Versicherungen und Versorger sollten, wie in den Vorquartalen, solide Quartalszahlen vorlegen." Autobauer könnten davon profitieren, dass sie im vierten Quartal insbesondere in Europa unerwartet viele Fahrzeuge verkaufen konnten. "Dagegen drohen in zyklischen Sektoren wie Stahl und Chemie nochmals schwächere Quartalszahlen", warnt Krämer.
Ausschüttung sinkt
Die Unternehmen werden in den kommenden Wochen auch ihre Dividenden für das Geschäftsjahr 2019 bekannt geben. In den vergangenen vier Jahren ist die Ausschüttungssumme aller DAX-Konzerne kontinuierlich gestiegen. Für 2019 deutet sich per saldo erstmals wieder ein Rückgang an. Commerzbank-Experte Krämer erwartet bei 18 DAX-Unternehmen eine Anhebung der Dividende, während die Ausschüttungen in den Sektoren Auto und Telekom deutlich fallen. "In der Summe dürfte die DAX-Dividendensumme um ein Prozent auf 37,7 Milliarden Euro zurückgehen."
SPD-Gabriel kontrolliert Deutsche Bank
Die Deutsche Bank stellt am Donnerstag ihre Jahreszahlen vor. Bei den Gewinnerwartungen ist sie längst Schlusslicht im DAX. Dennoch konnte die Aktie seit Jahresbeginn um fast zehn Prozent gegen den negativen Branchentrend zulegen. Eine richtige Erklärung dafür gibt es nicht. Die Zwischenberichte der großen US-Banken deuteten laut Pareto-Securities-Analyst Philipp Häßler aber darauf hin, dass der Anleihehandel der Frankfurter im vierten Quartal gut gelaufen sein könnte. Wegen der milliardenschweren Kosten für den Konzernumbau rechnen Analysten mit einem 2019er-Jahresverlust von über fünf Milliarden Euro.
Laut Konzernchef Christian Sewing kostet der Umbau über sieben Milliarden Euro. 18 000 Stellen fallen weg, der Aktienhandel wird eingestellt, der Anleihehandel verkleinert, und die Bank konzentriert sich künftig wieder auf das Privat- und Firmenkundengeschäft. Je nachdem, wie die Zahlen ausfallen und welche Perspektiven Sewing vermittelt, könnte die Neujahrs-Rally der Deutschen Bank am kommenden Donnerstag schon wieder vorbei sein - oder erst richtig beginnen.
Am Freitag gab das Geldhaus außerdem bekannt, dass der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel im Mai in den Aufsichtsrat des Geldhauses einzieht. Mit "klarer Strategie und starker Führung" könne die Bank nun die Zukunft der deutschen Wirtschaft mitgestalten. "Dazu möchte ich einen Beitrag leisten", sagte Gabriel.