Börse Online: Nachhaltigkeit ist ein immer wichtigeres Thema auch für Unternehmen. Welche Rolle spielt SAP?
Luka Mucic: SAP hat Nachhaltigkeit immer als zweigleisige Verantwortung gesehen. Einerseits dabei, SAP selbst als beispielhaftes Unternehmen zu positionieren, das sich für Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb einsetzt. Das machen wir schon seit vielen Jahren, auch bevor Nachhaltigkeit ein Mainstreamtrend wurde. Auf der anderen Seite haben wir uns auch immer als Organisation gesehen, die ihre Kunden dabei unterstützt, nachhaltiger zu werden. So können wir noch mal viel mehr bewegen als nur mit der Reduktion unserer eigenen Treibhausgasemissionen von 300 auf 135 Kilotonnen CO2 letztes Jahr.
Viele Firmen weltweit steuern ihre Kerngeschäftsprozesse wie Logistik, Fertigung, Beschaffung oder Finanzen mit SAP-Systemen. Welche Chancen sehen Sie hier?
Wir bieten seit vielen Jahren Software für Nachhaltigkeitsthemen, etwa für Umweltschutz, Gesundheits- oder Sicherheitsmanagement. Gerade auch mit unserer neuen Softwarearchitektur sehen wir jetzt aber die große Chance, Nachhaltigkeit stärker in die Kerngeschäftsprozesse bei Unternehmen zu integrieren. Wir wollen keine separaten Insellösungen anbieten, sondern Nachhaltigkeitslösungen direkt in die IT-Systeme, mit denen Firmen diese Prozesse steuern, einbauen. Wir sehen hier großes Potenzial für SAP und wollen so auch das Geschäft mit unseren Kernprodukten steigern.
Wie sehen nachhaltige Lösungen aus?
Mit der Integration in die Kernprozesse können wir zum Beispiel relativ leicht den CO2-Fußabdruck abgreifen und auswerten. Das muss heute oft noch kompliziert über separate Lösungen gemacht werden. Beim Thema Kreislaufwirtschaft liegt es auf der Hand, dass das digitale Management von Lieferketten helfen kann, Abfall zu vermeiden oder zu minimieren. Bei Lieferketten geht es aber nicht nur um Umwelt-, sondern auch um soziale Aspekte. Die Verantwortung von Unternehmen ist hier deutlich gestiegen. In Deutschland wurde jüngst das Lieferkettengesetz verabschiedet, ein entsprechendes EU-Gesetz zeichnet sich ebenfalls ab.
Was bringen SAP-Lösungen hier?
Unternehmen brauchen auch hier vernünftige digitale Lösungen, die sie dabei unterstützen, etwa die entsprechenden Prüfungs- und Überwachungsprozesse zu etablieren. Viele Firmen haben Zehntausende Lieferanten, die sie screenen müssen. Ich selbst bin im Aufsichtsrat von HeidelbergCement, das in vielen Märkten in Afrika und Asien tätig ist. Ohne eine gute digitale Lösung ist es da sehr schwierig, überhaupt Transparenz über die Lieferanten zu bekommen.
Wie nachhaltig ist SAP selbst?
Wir sind zum Beispiel seit 14 Jahren die Nummer 1 unserer Branche im Dow Jones Sustainability Index und bleiben hier fokussiert. 2023 wollen wir selbst CO2-neutral werden. Wir hatten auch viele interne Neuerungen im Bereich Nachhaltigkeit, zum Beispiel die integrierte Finanzberichterstattung, bei der wir seit vielen Jahren nichtfinanzielle und finanzielle Indikatoren verknüpfen. So etwas treiben wir weiter.