SAP, weltweit größter Entwickler von Unternehmenssoftware, sieht sich im schnell wachsenden Markt für Cloudprogramme mit zunehmender Konkurrenz konfrontiert. Die vom Konzern für das vierte Quartal berichtete operative Marge hatte nicht alle Erwartungen von Analysten erfüllt. Mit einem währungsbereinigten Plus von 23 Prozent bei Cloudsoftware hatten auch die Zuwächse in diesem Zukunftsgeschäft einige enttäuscht. Ende Januar, bei Bekanntgabe der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr geriet der Aktienkurs von SAP deshalb unter Druck. Man lebe in einer "schnelllebigen Industrie" sagte Chef Bill McDermott. Finanzvorstand Luka Mucic ergänzte: "Fluktuation ist absolut normal". Um Konkurrenten wie Salesforce, die bei Cloudsoftware als Pioniere gestartet sind, künftig besser Paroli zu bieten, hat Finanzchef Mucic ein Restrukturierungsprogramm gestartet. Das auf freiwilliges Ausscheiden basierende Programm betrifft weltweit rund 4400 Mitarbeiter. Laut SAP ist es jedoch kein Sparprogramm. Jeder Dollar der durch geringere Kosten in der Kasse bleibe, werde reinvestiert. Auch 2019 werden neue Stellen geschaffen. Chef McDermott will SAP zu einer "Kampfmaschine" aufbauen, die es mit den amerikanischen ".coms" aufnehmen kann

Cloud-Pioniere erhöhen den Druck auf SAP



Traditionelle Softwareentwickler wie SAP und Oracle verfügen weiterhin über ein erhebliches Geschäft mit Softwarelizenzen und Beratung aus dem sie Firmenkunden mittelfristig in das langfristig dominierende Geschäft mit Cloudsoftware überführen. Anders als im herkömmlichen Geschäft, wo Programme über Lizenzen pro Arbeitsplatz und Serviceverträge verkauft werden, nutzen Unternehmen Cloudprogramme via Web. Bezahlt wird die Nutzung der Software im Abo - wie bei Strom und Wasser. Der dafür notwendige Umbau der Geschäftsmodelle bei Konzernen wie SAP und Oracle schmälert bei den traditionellen Softwareentwicklern vorübergehend die Margen. Indes sind Konkurrenten wie Salesforce oder Workday, die als Cloud-Pioniere gestartet sind, den Großen in einigen Bereichen - etwa bei der Größe der akquirierten inzwischen - ebenbürtig. Das erhöht den Wettbewerbsdruck.

Um bestehende Kunden in den schnell wachsenden Markt für Cloudsoftware umzuziehen und mit zusätzlichen Webdienstleistungen neue Klienten zu gewinnen, hat SAP auch im vergangenen Jahr Milliarden in Zukäufe investiert. Die im November angemeldete acht Milliarden Dollar schwere Übernahme der US-Firma Qualtrics wurde im Januar abgeschlossen. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Schwergewichte in der Cloud - neben der Amazon-Tochter Web Services (AWS) und Microsoft auch SAP, Salesforce, Oracle und Workday - langfristig dominieren werden.

Für 2019 strebt der DAX-Konzern beim Betriebsgewinn (Ebit) einen Zuwachs von "maximal um 11,5 Prozent auf acht Milliarden Euro an. Beim Umsatz werde der Zuwachs "etwas geringer" sein, sagte Chef McDermott.

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Die Trendwende sei jedoch eingeleitet versichert Finanzvorstand Mucic. Ähnlich wie Microsoft hat SAP mit einer starken Firmenkundenbasis und neuen Produkten wie Hana gute Voraussetzungen um sich auch in der Cloud eine dominierende Position aufzubauen. So trauen Analysten der UBS-Bank dem Konzern im Cloudgeschäft bis 2023 bis jährliche Wachstumsraten von 20 bis 25 Prozent zu. Der Gesamtumsatz könnte dann ab 2020 um fünf bis acht Prozent pro Jahr zulegen. Mit jährlichen Steigerungen von sieben bis 12 Prozent beim Gewinn wären Ebit-Margen von mehr als 32 Prozent möglich. Anleger sollten den jüngsten Dämpfer in der Kursfantasie zum Einstieg nutzen.