Die normale Dividende für das laufende Jahr, die Analysten auf rund 1,8 Milliarden Euro veranschlagen, ist davon unberührt. Angesichts der positiven finanziellen Entwicklung und einer soliden Bilanzstruktur könne sich SAP das leisten. "Die erhöhte Kapitalausschüttung (...) unterstreicht die große Bedeutung, die SAP einer angemessenen Rendite für unsere Aktionäre und einer disziplinierten Verwendung unserer finanziellen Mittel beimisst", erklärten die neuen Vorstandssprecher Jennifer Morgan und Christian Klein.
An der Börse zeigte man sich davon aber wenig beeindruckt: Die SAP-Aktie trat am Dienstag mit 120,84 Euro auf der Stelle.
Forderungen nach hohen Dividenden und Rückkaufprogrammen gehören zum Standard-Repertoire von aktivistischen Investoren wie dem US-Hedgefonds Elliott Capital, der im Frühjahr bei SAP eingestiegen war. Elliott wollte sich nicht äußern, ob der Investor mit dem Beschluss zufrieden ist. Der damalige SAP-Chef Bill McDermott hatte den Einstieg der Amerikaner begrüßt, die ungewohnt sanfte Töne angeschlagen und die SAP-Führung öffentlich gelobt hatten.
Die US-Investmentbank JPMorgan hatte das Potenzial für Ausschüttungen an die Aktionäre bei SAP in den nächsten vier Jahren auf 11 bis 20 Milliarden Euro veranschlagt. Die Analysten von Jefferies bezeichneten die Ankündigung in einer Studie vom Dienstag als "konservativ". Sie berge Raum für zusätzliche Ausschüttungen in den folgenden Jahren, wenn die Margen und die Mittelzuflüsse (Cash-flow) weiter stiegen. "Einige Aktionäre hätten wohl Ausschüttungen in einem größeren Umfang - bis zur Höhe des verfügbaren Cash-flow - erwartet", erklärte Jefferies-Analyst Julian Serafini. Analysten schätzten den Cash-flow 2020 auf 5,1 Milliarden Euro.
SAP erklärte, man werde sich am kommenden Dienstag (12. November) auf einem Kapitalmarkttag in New York detaillierter zur künftigen "Kapitalallokationspolitik" äußern. Dann soll es auch um die "Optimierung von Geschäftsprozessen und der Wertschöpfung" gehen. Zuletzt hatte SAP 2017 eigene Aktien erworben: für eine halbe Milliarde Euro. Überraschend sei neben dem Umfang der Ausschüttung auch die Tatsache, dass SAP neben Rückkäufen auch eine Sonderdividende in Erwägung ziehe, schrieb Baader-Helvea-Analyst Knut Woller. Wichtiger wäre es, die Schulden zu tilgen, die der Konzern für die Übernahme von Qualtrics aufgenommen habe. SAP ist netto mit 8,3 Milliarden Euro verschuldet.
Einer Sonderdividende müsste die Hauptversammlung im Mai in Mannheim zustimmen. Für die normale Dividende gilt bei SAP die Faustregel, dass sie mindestens 40 Prozent des Nettogewinns nach dem internationalen IFRS-Standard betragen soll. Für 2018 hatte SAP 1,50 Euro je Aktie gezahlt.
rtr