"Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." Um dabei auch die Echtzeitanalyse von Geschäftsprozessen anbieten zu können, erwarb der Walldorfer Dax-Konzern den Berliner Softwarespezialisten Signavio.
SAP geht es darum, dass Firmen künftig auch Kernprozesse wie die Unternehmensplanung (ERP) in die Datenwolke auf externe Rechner packen. Erster Anlaufpunkt nach der technischen Migration soll die sogenannte Business-Technology-Plattform sein - die hauptsächlich von Signavio kommt -, über die Kunden ihre gesamten Geschäftsprozesse in Echtzeit analysieren und optimieren können. Erstmals wird auch die Logistikplattform Ariba in ein Cloud-Angebot eingebunden.
Bisher gestaltet sich bei SAP-Kunden der Wechsel zu Cloud-basierter Software zögerlich. Sie kritisierten immer wieder, dass die Transformation sehr aufwendig und mit hohen Kosten verbunden ist. Wenn SAP die eigenen Ziele - nämlich Cloud-Erlöse von mehr als 22 Milliarden Euro in 2025 - erreichen will, muss das Unternehmen das Tempo hochschrauben. Im vergangenen Jahr lagen sie bei knapp 8,1 Milliarden Euro.
Eine Umfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) ergab, das S4/Hana aktuell lediglich von 14 Prozent der Kunden genutzt wird. Klein will nun Kunden mittels zugeschnittener Lösungen - einer Art "Concierge-Service" - überzeugen, doch den Weg Richtung Cloud zu beschreiten. Zunächst arbeitete der Walldorfer Dax-Konzern dafür mit 20 Pilotkunden - darunter Siemens - zusammen, die ihre Transformation bereits gestartet haben. Inzwischen werden laut dem 40-jährigen Klein 130 Nutzer gezählt, deren Zahl sich nun schnell erhöhen soll. Siemens erhoffe sich von der Migration in die Cloud "kürzere Innovationszyklen", sagte der designierte Siemens-Chef Roland Busch.
Der DSAG-Vorsitzende Jens Hungershausen begrüßte die Initiative: "Alles was passiert, um Kunden in die Cloud zu begleiten, ist erstmal etwas Positives." Zugleich verwies die Anwendergruppe auf bisher fehlende Informationen hinsichtlich der Kosten. Lizenzen-Fachmann Thomas Henzler sprach sich für transparente Prozesse aus: "Die nun vorgestellte Lösung ist ein Schritt, auf welchen noch weitere folgen müssen. Einfacher und unkomplizierter Zugang zu Testsystemen quer durch das Produktportfolio, flexiblere Laufzeiten, schlankere beziehungsweise kleinere Lizenz-Metriken, welche erst wirklich ein optimales Pay-per-use möglich machen, müssen das Cloud-Produktportfolio weiter attraktiver für Kunden machen."
Bei SAP ist diese Woche viel los. Die US-Tochter Qualtrics, der letzte große Zukauf vor Signavio, dürfte in Kürze an die Börse in New York gehen. Am Freitag wollen die Walldorfer einen detaillierten Einblick in das vergangene Jahr und einen strategischen Ausblick geben. Zuletzt hatte vor allem das Personalkarussell für Schlagzeilen gesorgt.
rtr