"Wir sind in einer unglaublich dynamischen Phase unserer Branche", sagte Vorstandschef Joachim Kreuzburg am Donnerstag zur Vorstellung der vorläufigen Bilanz. Der Laborausrüster Sartorius profitierte in den vergangenen zwei Jahren von einer hohen Nachfrage nach seinen Produkten, die bei der Herstellung von Corona-Impfstoffen und -Medikamenten eingesetzt werden. Auch das Basisgeschäft in beiden Sparten legte deutlich zu. Das Coronageschäft sei demnach zwar relevant, aber nicht dominant gewesen, so Kreuzburg. Das größte Wachstum sei aus dem Basisgeschäft gekommen. Diese hohe Dynamik zeigte sich auch in den Zahlen des Dax-Konzerns.

2021 erzielte Sartorius ein operatives Ergebnis (Ebitda) von 1,175 Milliarden Euro, nach gut 692 Millionen Euro vor Jahresfrist. Das entspricht einer Steigerung von fast 70 Prozent. Unter dem Strich blieb ein bereinigter Gewinn von 553 Millionen Euro übrig, nach 299 Millionen Euro im Jahr 2020. Der Umsatz zog um knapp 48 Prozent auf 3,45 Milliarden Euro an, währungsbereinigt stand ein Plus von gut 49 Prozent zu Buche. Damit übertraf Sartorius seine im Sommer erhöhte Umsatzprognose. Damals hatte der Konzern ein Wachstum von rund 45 Prozent erwartet. Insgesamt trug das Geschäft mit der Corona-Pandemie rund 16 Prozentpunkte zum Wachstum bei. Im laufenden Jahr rechnet Kreuzburg mit einem Beitrag in vergleichbarer Größenordnung.

2021 war die Ebitda-Marge auf 34,1 (Vorjahr 29,6) Prozent gestiegen. Bis 2025 rechnet Kreuzburg nun mit einer Marge von rund 34 (bisher 32) Prozent. Der Umsatz soll sich dann unverändert auf fünf Milliarden Euro belaufen, allerdings rechnet der Vorstand dann auch nicht mehr mit pandemiebedingtem zusätzlichem Geschäft. 2022 erwartet Sartorius nach den pandemiebedingten Zuwächsen der beiden vergangenen Jahre ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 14 bis 18 Prozent. Prognosen seien derzeit aber sehr schwierig, denn auch das Bestellverhalten der Kunden habe sich geändert. Zudem seien die Lieferketten angespannt, was auch Sartorius zu spüren bekomme.

Wachstum durch Zukäufe und Kapazitätsausbau


Sartorius hatte bereits in der Vergangenheit regelmäßig Übernahmen getätigt und will auch in Zukunft durch Zukäufe weiterwachsen. Dabei werde Sartorius den Fokus auf Zell- und Gentherapien legen, so Kreuzburg. Darüber bauen die Göttinger ihre Kapazitäten weltweit aus. Neben Deutschland wurden etwa Standorte in Puerto Rico, China und Südkorea ausgebaut. In diesem Jahr soll die Investitionssumme in die bestehenden Projekte wie etwa Zellkulturmedien oder die Beutelproduktion weiter erhöht werden auf 550 bis 600 Millionen Euro - nach 400 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Auch beim Personal nimmt der Konzern immer mehr Geld in die Hand. Im vergangenen Jahr hat der Konzern seine Mitarbeiterzahl um 30 Prozent auf fast 14.000 erhöht und sich vor allem im Produktionsbereich verstärkt. 2022 will Kreuzburg nochmal zehn Prozent mehr Menschen einstellen.

Die endgültigen Zahlen will der Konzern am 17. Februar präsentierten. Zur Dividende will der Aufsichtsrat in Kürze tagen, so Kreuzburg. Im Vorjahr hatte Sartorius die Ausschüttung nahezu verdoppelt, nachdem der Konzern sie ein Jahr zuvor wegen der coronabedingten Unsicherheiten noch erheblich eingedampft hatte.

Über den DAX-Aufstieg


Sartorius war mit der Index-Erweiterung im September 2021 vom MDax in den Dax aufgestiegen. Das Aktienkapital ist zu gleichen Teilen in Stamm- und Vorzugsaktien aufgeteilt. Das Unternehmen hält von jeder Aktiengattung etwa neun Prozent. Von den übrigen rund 34 Millionen Stammaktien gehören gut 55 Prozent einer Erbengemeinschaft und rund 38 Prozent dem US-Unternehmen Bio-Rad Laboratories. Rund sieben Prozent sind im Streubesitz. Von den im Dax notierten Vorzugsaktien werden rund 72 Prozent der Anteile, die nicht im Besitz des Unternehmens selbst sind, im Streubesitz gehandelt. 28 Prozent liegen nach Sartorius-Angaben bei Bio-Rad Laboratories. Der Börsenwert des Göttinger Unternehmens liegt aktuell bei rund 30 Milliarden Euro.

Unsere Einschätzung zur Sartorius-Aktie


Zuletzt hat die Sartorius-Aktie deutlich an Wert verloren - Ende Dezember lag der Kurs noch bei 598 Euro und war zum 25 Januar auf 435 Euro abgerutscht. Nach der coronabedingten Kursrally der vergangenen zwei Jahre machen Anleger bei vielen Corona-Profiteuren derzeit Kasse. Nach Vorlage der Zahlen sah es zunächst so aus, als würde sich der Kursverlust weiter fortsetzen. Die Aktie rutschte am Donnerstag über vier Prozent ab. Doch zum Handelsschluss konnten die Verluste wieder wett gemacht werden und Sartorius ging im Plus aus dem Handel. Am Freitagvormittag lag die Aktie bei etwa 456 Euro und damit weitere 3,4 Prozent fester.

Analyst Richard Vosser von der US-Bank JPMorgan lobte die vorläufigen Resultate und den Ausblick für 2022. Die Gewinnerwartungen des Marktes könnten nun um bis zu zehn Prozent steigen, erklärte der Experte. Auch Warburg-Experte Michael Heider bewertete in einer ersten Reaktion die Prognose für das neue Jahr positiv.

Wir sind für Sartorius ebenfalls optimistisch gestimmt. Mittelfristig will Sartorius noch profitabler werden als bisher veranschlagt. Die bereinigte operative Marge wurde für 2025 von 32 auf rund 34 Prozent angehoben. Mit dem Plan in weitere Übernahmen sowieso Kapazitätsaufbau zu investieren, ist der Kurs des Laborausrüsters auch sonst klar auf Wachstum ausgerichtet. Wir empfehlen die Aktie weiterhin zum Kauf.

iw/rtr/dpa-AFX