Eigentlich erwartet Sartorius-Chef Joachim Kreuzburg für seine Biotech-Sparte noch über Jahre leicht zweistellige Zuwachsraten. Dieses Jahr sollte der Umsatz mit Bioreaktoren und Einwegprodukten für die zellbasierte, sprich bio-technologische Herstellung von Medikamenten neun bis 13 Prozent steigen. Doch in den ersten sechs Monaten lag das Plus des Bioprozess-Segments mit 511 Millionen Euro Umsatz mit 8,8 Prozent unter den eigenen Erwartungen.

Dass die Börse mit einem starken Kursrückgang auf die leichte Zielverfehlung reagiert liegt am bisherigen Erfolg der Bioprozesssparte. Diese wuchs in den vergangenen beiden Jahren jeweils über 15 Prozent und das aus eigener Kraft. Grund: Die biopharmazeutische Industrie wächst im Vergleich zur klassischen Pharmazie überproportional, weil ein immer größerer Anteil der Medikamente biotechnisch hergestellt wird. Das gilt etwa für alle innovativen Krebstherapien, Rheumamittel oder Impfstoffe. Die zur Herstellung der Mittel eingesetzten Sartorius-Produkte gehören dabei quasi fest zum Produktionsprozess, da dieser genauso zugelassen werden muss wie das Präparat selbst.

Ursache für das schwächere Wachstum ist vor allem das unter einer verhaltenen Nachfrage leidende Nordamerikageschäft. Hinzu kamen eingeschränkte Lieferkapazitäten für bestimmte Produkte. Kreuzburg erwartet aber dabei für die zweite Jahreshälfte ein "etwas verbessertes Marktumfeld"

Insgesamt steigt der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12,6 Prozent auf 704 Millionen Euro. Dank Zukäufen ist nun das einstige Stammgeschäft mit Laborausrüstung zum Einnahmetreiber geworden. Die Sparte wuchs mit 24,1 Prozent auf 193 Millionen Euro deutlich stärker als der Bioprozessbereich. Das lag an der Übernahme von Essen Bioscience im März, so der TecDax-Konzern aus Göttingen. Die Integration der übernommenen Töchter - neben Essen Bioscience auch das Unternehmen Umetrics - sei "zügig" vorangekommen, erklärte Kreuzburg.

Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) des Konzerns wuchs um 13,8 Prozent auf 174,5 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Sartorius 70,9 Millionen Euro, das waren 13,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Das Management bekräftigte unterdessen seine Jahresprognose. So erwartet das Unternehmen 2017 ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von etwa 12 bis 16 Prozent. Die operative Ebitda-Marge soll gegenüber dem Vorjahreswert von 25 Prozent um etwas mehr als einen halben Prozentpunkt steigen.

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Einschätzung der Redaktion



Sartorius ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 34,8 nicht mehr günstig. Angesichts dieser Bewertung helfen auch zweistellige Zuwachsraten nicht, um den Kurs zu treiben. Hinzu kommt, dass der einstige Wachstumsmotor, die Sparte Bioprocess Solutions, stottert.

Langfristig aber bleiben die Märkte von Sartorius hoch attraktiv. Der Konzern bietet damit weiterhin Wachstumspotential bei steigender Profitabilität. Wegen der hohen Bewertung drängt sich ein Kauf derzeit aber nicht auf.

Empfehlung: Halten. Kursziel: 81,00 Euro Stoppkurs: 70,00 Euro