Der Strombedarf steigt unaufhaltsam: Laut Bloomberg New Energy Outlook 2019 wird die globale Nachfrage in den kommenden 30 Jahren um mehr als 60 Prozent zunehmen, außerhalb der Gruppe der 36 OECD-Länder wird sie sich in diesem Zeitraum sogar fast verdoppeln. Für den Klimaschutz und die Erderwärmung zählt dieser Anstieg zu den größten Herausforderungen. Um die Stromversorgung sicherzustellen, führt kein Weg an erneuerbaren Energien vorbei. Das bestätigt auch die Bloomberg-Studie: 77 Prozent des zusätzlichen Strombedarfs sollen künftig durch erneuerbare Energien abgedeckt werden. Sonne und Wind dürften im Jahr 2050 einen Anteil von rund 50 Prozent am globalen Energiemix erreichen. Allein der Anteil der Solarindustrie würde sich dabei von derzeit zweieinhalb auf 22 Prozent knapp verzehnfachen.
Die norwegische Scatec Solar zählt zu den Pionieren im Bereich der Sonnenenergie. Schon früh in der 2007 beginnenden Firmengeschichte stellte die Gesellschaft mit dem ersten Megawatt-Solarpark in Deutschland und der weltweit größten Solarenergieanlage einen Rekord auf. Es folgten Anlagen in Italien, Tschechien sowie in Frankreich mit einer Leistung von jeweils zwischen neun und 20 Megawatt. Als integrierter Solarenergie-Anbieter deckt Scatec Solar die gesamte Wertschöpfungskette ab - von der Entwicklung und Planung der Anlage über die Konstruktion bis hin zu Betrieb und Wartung. Durch im Vorfeld meist auf 20 bis 25 Jahre fixierte Abnahmeverträge mit Stromkonzernen und Regierungen ist das Geschäft sehr gut kalkulierbar, weshalb die Projekte in der Regel zu 70 bis 80 Prozent über regresslose Kredite finanziert werden können. Mit Ausnahme des bereits investierten Budgets geht Scatec bei den einzelnen Projekten damit kein finanzielles Risiko ein.
Globale Nachfrage wächst rasant
Weil die Kosten für Solarprojekte dank des technologischen Fortschritts und der industriellen Skalierung in den vergangenen Jahren massiv gefallen sind, profitiert die gesamte Branche vom globalen Boom. Lag das Volumen der Neuinstallationen 2014 noch bei 45 Gigawatt, legte es bis zum vergangenen Jahr mit 104 Gigawatt auf mehr als das Doppelte zu. In diesem Jahr dürften weltweit weitere Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtkapazität von 142 Gigawatt ans Netz gehen - knapp die Hälfte davon in den umkämpften Märkten Indien, China und den USA.
Noch höhere Wachstumsraten innerhalb des Solarsektors - wenngleich von einem wesentlich niedrigeren Niveau aus - finden sich in den Emerging Markets, wo sich auch Scatec Solar als Nischenplayer bereits etabliert hat. Außerhalb des OECD-Raums sowie Chinas und Indiens hat sich das Volumen der jährlichen Neuinstallationen zwischen 2014 und 2016 von vier auf 16 Gigawatt vervierfacht und wird sich Schätzungen zufolge bis 2021 auf 43 Gigawatt mehr als verzehnfachen. Das entspricht einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 41 Prozent pro Jahr. In Südafrika brachte Scatec Solar bereits 2013 die erste industrielle Solaranlage mit einer Leistung von 75 Megawatt ans Netz. Auf einer Fläche von rund 140 Fußballfeldern produziert die Anlage seitdem jährlich 135 Millionen Kilowattstunden Sonnenstrom - genug, um 33 000 südafrikanische Haushalte ausreichend mit Energie zu versorgen.
Nimmt man sämtliche operativen Einheiten und bereits im Bau befindlichen Projekte zusammen, haben die Norweger Anlagen mit einem installierten Volumen von 1,9 Gigawatt in 13 Ländern im Portfolio. Während Scatec in der Ukraine in Kürze eine Kapazität von 400 Megawatt erreichen wird und in Tunesien gerade erst den Zuschlag für ein 200-Megawatt-Projekt erhalten hat, entwickelt sich vor allem Vietnam zu einem neuen Wachstumsmarkt für das Unternehmen. Im Tigerstaat beläuft sich das Volumen der von Scatec geplanten Projekte inzwischen auf knapp 1,5 Gigawatt.
Starke News vom Chef
Dank zahlreicher neuer Abschlüsse hat sich in den vergangenen Monaten ein Auftragsbestand von mehr als 5,6 Gigawatt aufgebaut, wie Raymond Carlsen im Rahmen des Capital Markets Day am 18. September verkündete. Die anwesenden Investoren und Analysten überraschte der Scatec-CEO mit einer Anhebung der Unternehmensziele, die nun eine installierte Gesamtleistung von 4,5 statt bislang 3,5 Gigawatt bis zum Jahr 2021 vorsehen. In den Folgejahren soll die Kapazität jährlich um mindestens 1,5 Gigawatt zulegen - auch mithilfe des neuen Geschäftsbereichs: Vormontierte und mobile Solarstromeinheiten will Scatec als Energy-as-a-Service-Anbieter an industrielle Kunden vermieten. Derzeit erzeugen diese noch rund 600 Gigawatt Leistung mit großen Dieselaggregaten. Zur Anschubfinanzierung hat Scatec im Rahmen eines Private Placement gerade gut 145 Millionen US-Dollar bei Investoren eingesammelt - unter ihnen CEO Carlsen, der selbst mehr als zwei Millionen Euro in Aktien des Unternehmens investierte. Aber nicht nur der Vorstand scheint damit vom weiteren Potenzial der Aktie überzeugt, auch vonseiten der Analysten gab es zuletzt reihenweise Kaufempfehlungen. Zuletzt zog der Scatec-Kurs bereits an, es bleibt aber durchaus noch Raum nach oben.