"Wir erwarten tendenziell eine V-förmige Entwicklung des chinesischen Automarkts", sagte Rosenfeld am Dienstag bei der Bilanzvorlage in München. In Italien sei das Risiko durch die Ausbreitung des Virus für Schaeffler "viel, viel kleiner" als in China. Die Schaeffler-Aktie war mit einem Plus von vier Prozent größter Gewinner im SDax.
Schaeffler hatte ähnlich wie andere Unternehmen infolge der Virusausbreitung in China die Werksferien zum dortigen Neujahrsfest um zehn Tage verlängert. Trotz der Betriebsunterbrechungen seien die Lieferketten nicht abgerissen, sagte Rosenfeld zu Reuters: "Unsere Zulieferketten sind intakt." Die Schaeffler-Werke in dem Land seien wieder in Betrieb und derzeit zu rund 80 Prozent ausgelastet. "In China scheint sich die Situation zu entspannen." Ein Anlass für diese Einschätzung sei auch die allgemeine Erwartung staatlicher Konjunkturhilfen. Die Herzogenauracher erwirtschaften rund 20 Prozent ihrer Erlöse in China.
Für eine genaue Beurteilung der Lage in Europa sei es noch zu früh, sagte Rosenfeld. In Italien, das besonders betroffen ist und darauf mit Reisebeschränkungen reagiert, betreibt Schaeffler drei Standorte. Als wichtigsten davon nannte Rosenfeld ein Werk bei Mailand, das Wasserpumpen-Komponenten produziert, die nach Konzernangaben weltweit in jedem zweiten Auto stecken. "Da gibt es im Moment keine Notwendigkeit, das zu schließen", sagte Rosenfeld. Schaeffler habe zudem einen Ausweichplan. "Wir können Wasserpumpenlager auch an anderen Stellen produzieren."
Für den Konzern insgesamt erwartet Rosenfeld im laufenden Jahr ein annähernd stabiles Geschäft. Der Umsatz dürfte stagnieren oder maximal zwei Prozent schrumpfen. Der Gewinn werde allerdings weiter zurückgehen: Die operative Umsatzrendite (Ebit-Marge vor Sondereffekten) dürfte auf rund sieben Prozent sinken. Im abgelaufenen Jahr fiel die Marge mit 8,1 Prozent etwas besser aus als erwartet. Der Überschuss brach um mehr als die Hälfte auf 428 Millionen Euro ein. Der Einschnitt bei der Dividende soll weniger tief ausfallen: Der Vorstand plant für 2019 eine Ausschüttung von 45 Cent je Vorzugsaktie, nachdem es im Jahr davor 55 Cent waren.
Der Konzernumsatz blieb im vergangenen Jahr mit 14,4 Milliarden Euro annähernd stabil und lag damit im Rahmen der eigenen Prognose. Schaeffler hatte angesichts schwacher Geschäfte mit der Autobranche 2019 weltweit rund 5000 Stellen abgebaut, davon 1000 in Deutschland. Dazu zählt der Konzern auch den Verkauf mehrerer Standorte. Im November hatte der Zulieferer den Abbau weiterer 1300 Stellen in Deutschland angekündigt. "Wir verfolgen bewusst eine Politik der kleinen Schritte", sagte Rosenfeld. Derzeit beschäftigt der Konzern weltweit 87.500 Mitarbeiter.
Wegen der Virus-Krise ändert Schaeffler auch die Pläne für seine Hauptversammlung am 17. April in Nürnberg. "Einfach absagen kann man die nach deutschem Recht gar nicht", sagte Rosenfeld zwar. Jedoch wolle Schaeffler nicht nur wie üblich die Vorstandsreden im Internet übertragen, sondern diesmal auch die Generaldebatte. Da alle stimmberechtigten Aktien der Familie Schaeffler gehören und an der Börse nur stimmrechtlose Vorzugsaktien notiert sind, sei die Versammlung auch bei geringer Präsenz beschlussfähig: "Da stimmt nur einer ab."
rtr