Nicht nur die Kameras der Börsensender, auch die der Boulevardmagazine waren auf Georg Schaeffler gerichtet, als der 50-Jährige die Börsenglocke packte und damit die Börsennotiz des fränkischen Familienunternehmens einläutete. Auch die Käufer der 75 Millionen neuen Schaeffler-Vorzugsaktien, einige hundert Investmentfonds, Versicherer und andere Großanleger, hatten Grund zur Freude: Der erste Kurs der Schaeffler-Vorzüge lag mit 13,50 Euro um acht Prozent über dem Ausgabepreis.

937,5 Millionen Euro haben die Schaeffler AG und die Familie mit dem Blitz-Börsengang eingenommen. Mit dem Geld soll ein Teil der fast zehn Milliarden Euro Schulden abgebaut werden, die auf der Familienholding und dem Autozulieferer selbst lasten. Eigentlich hatten sie sogar auf 2,5 Milliarden Euro gehofft. Doch die wackligen Börsen und der wenige Tage vorher bekanntgewordene Skandal um manipulierte Abgaswerte beim Schaeffler-Großkunden Volkswagen brachen die Pläne ins Wanken.

Die Zahl und der Preis der Aktien wurden reduziert, am Ende war die Emission laut Bankern mehr als dreifach überzeichnet. "Ich glaube, dass es taktisch richtiger war, nicht gleich auf einmal das Ganze (zu verkaufen), sondern es sich entwickeln zu lassen", sagte Maria-Elisabeth Schaeffler, in einen dunkelgrauen Hosenanzug gekleidet und mit schwerer goldener Halskette, zu Reuters TV.

Nun muss die Familie sechs Monate warten, bis sie weitere Schaeffler-Aktien verkaufen kann. Bis zu 90 Millionen Papiere mit einem Wert von mehr als einer Milliarde Euro sollen dann - voraussichtlich in mehreren Schritten - auf den Markt geworfen werden. Damit könnte der Streubesitz auf 25 von derzeit nur elf Prozent steigen. Schon jetzt ist allerdings der Nebenwerteindex MDax in Sichtweite. "Die Schaeffler Gruppe bleibt auch zukünftig ein Familienunternehmen", sagte die Miteigentümerin. Die Familie behält auch das alleinige Sagen - die Vorzugsaktien haben kein Stimmrecht.

PRIVATANLEGER BLIEBEN AUSSEN VOR



Privatanleger dürfen die Aktien erst über die Börse kaufen. Schaeffler zog die Emission in einer Woche durch, nachdem die VW-Affäre die Pläne zunächst gebremst hatte. Deshalb durften nur Profi-Investoren teilnehmen. Sie mussten sogar auf die üblichen Analystenstudien der begleitenden Banken verzichten, die ihnen bei der Preisfindung helfen sollen. "Einige haben etwas gemurrt, aber am Ende haben sie doch gekauft", sagte ein Banker.

Maria-Elisabeth Schaeffler, die den Wälzlager-Hersteller 1996 zusammen mit ihrem Sohn Georg geerbt hatte, löst mit dem Börsengang ein Versprechen ein, das sie vor sechs Jahren - in der größten Krise des Konzerns - gegeben hatte. Damals hatte sich Schaeffler mit dem Einstieg beim börsennotierten Zulieferer Continental übernommen und saß in der Finanzkrise auf einem riesigen Schuldenberg. Heute hält die Familie 46 Prozent an Conti.

Allein diese Beteiligung ist 18 Milliarden Euro wert, Schaeffler wird an der Börse mit 9,2 Milliarden Euro bewertet. Georg Schaeffler sprach am Freitag von einem "Meilenstein" in der Firmengeschichte.

Schaeffler setzt mit mehr als 82.000 Mitarbeitern weltweit 12,1 Milliarden Euro um. Der Nettogewinn lag im vergangenen Jahr bei 654 Millionen Euro. "Wir haben vor, weiter zu wachsen, das Unternehmen weiter auszubauen", sagte Maria-Elisabeth Schaeffler, die auf dem Börsenparkett von ihrem neuen Ehemann, dem früheren BDI-Chef Jürgen Thumann, begleitet wurde. "Es gibt da noch Ideen."