Verspätungen sind bei der Bahn leidvolle Realität. Dass sich die Pläne des Bahnausrüsters Schaltbau verzögern, hat dennoch nichts mit dem Staatskonzern zu tun. Nach dem Turnaround 2019 wollte die Münchner Holding dieses Jahr eigentlich auf den Wachstumspfad zurückkehren. Wegen der Corona-Krise aber wird mit 460 bis 500 Millionen Euro auf bereinigter Basis ein bestenfalls stabiler Umsatz und eine von 5,9 auf vier Prozent sinkende Marge erwartet. Doch während die Pandemie den Betriebsablauf zeitweise verzögert, glaubt Schaltbau-Chef Albrecht Köhler, dass die Geschäfte in Zukunft wie auf Schienen laufen könnten. Mittelfristig sieht er Potenzial, den Umsatz mit 800 bis 900 Millionen Euro fast und die Marge mit acht bis zwölf Prozent mindestens zu verdoppeln.

Ein Treiber ist das Anfang des Jahres beschlossene Investitionsprogramm des Staates für die Deutsche Bahn. Mit 86 Milliarden Euro fließen bis 2030 pro Jahr im Schnitt etwa 54 Prozent mehr in die Schiene als zuvor. Schaltbau wiederum ist als Marktführer bestens positioniert, um an den Milliardenausgaben mitzuverdienen. Die Firmentochter Bode ist in Europa die Nummer 2 bei Bus- und Bahntüren, die Schaltbau GmbH die weltweite Nummer 1 in Sachen elektromechanischer Komponenten. 2019 stand das Türengeschäft für rund die Hälfte, die Komponenten für ein knappes Drittel der Einnahmen. Mit 17,9 Prozent operativer Marge ist die Schaltbau GmbH jedoch deutlich profitabler als Bode, die eine Gewinnspanne von 4,7 Prozent erreichte. Zudem gehören Pintsch und SBRS zur Gruppe. Erstere bietet Bahnübergangstechnik und Systeme zur Gleisüberwachung an, Letztere setzt Züge instand und baut Ladestationen für Elektrobusse. Wegen langer Ausschreibungs- und Produktionszyklen wird es jedoch dauern, bis die Bahninvestitionen das Wachstum von Schaltbau anschieben.


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Schneller könnte es abseits der Gleise gehen, denn: "Die Aussichten in der Elektromobilität sind fantastisch", so Köhler. Da Elektroautos wie Züge mit Gleichstrom laufen, sieht er für die Schaltschütze der Schaltbau GmbH beste Absatzchancen. Diese Komponenten trennen in Zügen und Elektrobussen schon seit Jahren Hochleistungsbatterien vom Hochvoltnetz. Auf Basis der E-Bus-Expertise hat der Konzern Lösungen für Elektroautos entwickelt und verhandelt mit mehreren Großkunden über erste Aufträge.

Perspektivisch hält es Köhler für möglich, dass die Schaltbau GmbH ihren Umsatz mittels E-Mobilität verdoppelt. Weil der Konzern aber bereits jetzt "aus allen Nähten platzt", dürfte bei einem Abschluss eine eigene Fertigung für die E-Autokomponenten fällig sein. Auch wenn Schaltbau das dazu nötige Kapital über die Börse einsammeln könnte, wäre die Corona-Verspätung damit sicher schnell aufgeholt.